Südküste
28. September 2023 – Von Bergen zum Haukelifjell
Flucht vor dem Regenwetter in Richtung Küste
Unsere letzten Tage sind angebrochen. Das Wetter verspricht für unser nächstes geplantes Ziel, den Hardangerfjord sowie Hardangervidda nichts Gutes, so dass wir unseren Plan spontan ändern und in Richtung Südküste „flüchten“. Auf die Art und Weise verbleiben noch ein paar großartige Ziele in der Gegend für eine weitere Reise! Da es den ganzen Nachmittag regnet, haken wir den Tag als Fahrtag ab, nicht jedoch ohne Foto-Stopps an interessanten Punkten einzulegen. Zunächst liegt unmittelbar am Wegesrand an der Fv 551 der Furebergsfossen, ein beeindruckender Wasserfall.

Wir passieren Odda, eine eher schmucklose Stadt und Schwerindustrie-Standort, dessen rauchende Fabrikschlote das Stadtbild negativ prägen. Odda ist aber auch bekannt als Ausgangspunkt für die sagenumwobene Trolltunga Wanderung. Kurze Zeit später erhaschen wir einen kurzen Blick auf die Buarbreen Gletscherzunge, die leider nahezu komplett im Nebel untertaucht.

Ein weiterer bedeutender Wasserfall liegt auf der Strecke, der Låtefossen, einer der meistfotografierten Wasserfälle Norwegens. Es ist ein Zwillingswasserfall an einer Brücke, der im oberen Bereich in zwei Läufe geteilt wird.

Wir wollen möglichst noch bei Tageslicht unser heutiges Zwischenübernachtungsziel erreichen, die Haukelister Fjelsstue, so etwas wie eine rustikale Berghütte, die auch Stellplätze für Wohnmobile anbietet. Die Hütte liegt auf dem malerischen Haukelifjell, einem großartigen Wandergebiet, das wir uns nur zu gerne erschließen würden. Leider ist auch in dieser Region Dauerregen für die nächsten Tage angesagt. Durch Bauarbeiten im Tunnel, werden wir zwangsweise über die alte Haukelivegen Touristenstraße umgeleitet, eine wahrhaft traumhafte Route, die derzeit allerdings, bedingt durch die Umleitung und das erhöhte Verkehrsaufkommen, in seiner Unberührtheit beeinträchtigt wird.
Beim Haukelister Fjellstue stellen wir sogleich unser Wohnmobil ab und lassen uns in der gemütlichen Gaststube bei einem prasselnden Feuer im Kaminofen kulinarisch verwöhnen. Wir bestellen einen großartigen Burger mit Ziegenkäse sowie Wildbratwürstchen, dazu gibt es Rømmegrøt, den typisch norwegischer Sauerrahmbrei mit Flatbrød.
Stellplatzbewertung Haukelister Fjellstue
Ort: Haukelifjell; 59.8237, 7.1941
Art des Stellplatzes: Womo-Stellplatz
Kosten: 240 NOK inklusive Dusche
Verfügbar: Dusche, WC, Sauna, keine V/E, kein Strom
Bewertung Lage: 2
Bewertung Ruhe: 2 -3
Bewertung Sanitäranlagen: 2 – 3
Anfahrt: direkt an der E 134
Mobilfunknetz: 5G

29. September 2023 – Vom Haukelifjell nach Songe
Auf zur Südküste
Die E 134 ist eine bestens ausgebaute Fernstraße, was Fluch und Segen zugleich ist. Die Straße ist für norwegische Verhältnisse sehr gut frequentiert, auch in der Nacht sind durchrauschende LKW auf dem Stellplatz zu hören. Auf der anderen Seite wollen wir heute so schnell wie möglich in Richtung Südküste. So „fliegen“ wir durch die großartige Landschaft des Haukelifjells und kommen bereits gegen Mittag in der Nähe von Risør auf einem besonders schönen Stellplatz an.

Am See Songevannet befindet sich ein ganz einfacher Womo-Stellplatz ohne Einrichtungen direkt am See. Wir sind zunächst die einzigen Camper und sichern uns den besten Platz an einem Steg. Hier chillen wir den ganzen Nachmittag, was nach den vielen anstrengenden Wanderungen der letzten Tage auch einfach einmal sein muss! Am Abend gibt es als Bonus eine idyllische Solarbeleuchtung in den Bäumen und Stegen sowie einen perfekt aufgehenden Vollmond über dem See.

Stellplatzbewertung Songe Stellplatz
Ort: Songe; 58.6793, 8.9957
Art des Stellplatzes: Womo-Stellplatz
Kosten: 200 NOK
Verfügbar: V/E, Strom
Bewertung Lage: 1
Bewertung Ruhe: 2 (E 18 in Hörweite)
Anfahrt: Ausfahrt Songe E 18, Platz geht vom Gamle Songevei ab
Mobilfunknetz: 5

30. September 2023 – Von Songe nach Hummerbakken
Die Perle der Südküste
Kaiserwetter und strahlenden Sonnenschein versprechen die Vorhersagen für die Südküste an unseren letzten verbleibenden Tagen! Wir checken noch einmal die YR-App für den Hardangerfjord, die nach wie vor regnerisches Wetter anzeigt. Zufrieden stellen wir fest, mit unserer Planänderung alles richtig gemacht zu haben. Ich nehme ein morgendliches Bad im eiskalten See, kaum mehr als ein kurzes Untertauchen! Das erste ausgedehnte Outdoor-Frühstück der Tour auf unserem Steg läutet den Tag perfekt ein. Das benachbarte Risør steht zunächst auf unserem Programm.

Zunächst wenden wir uns der Risør Kirke zu, die 1647 als Kreuzkirche in Blockbauweise errichtet wurde. Leider ist das Portal geschlossen, so dass wir die Kirche nicht von Innen besichtigen können. Das kleine Städtchen strahlt eine entspannte Atmosphäre aus. Wir schlendern in aller Seelenruhe durch die Straßenzüge mit schönen alten und von Blumen umrankten Holzhäusern, kleinen Boutiquen und einladenden Cafés und Restaurants. Risør ist wieder einmal eine Stadt, der die Holzbauweise Mitte des 19. Jahrhunderts zum Verhängnis wurden. Die Stadt wurde durch einen Brand fast vollständig zerstört.


Im Hafen liegt der beeindruckende Dreimaster „Christian Radich“, ein beeindruckendes Segelschulschiff. In den Cafés am Hafen nippen die Menschen an ihren Drinks und genießen das warme Sommerwetter. Gerade findet an der Hafenmole ein Oldtimer-Treffen statt, und die Besitzer präsentieren stolz ihre blank polierten Schmuckstücke.


Am gegenüberliegenden Berghang ist ein merkwürdig weiß gekalkter Felsen auszumachen, der Risørflekken. Er dient der Schifffahrt seit dem 17. Jahrhundert als Landmarke. Wir besteigen den Hügel und schauen eine Weile hinab auf das Hafenbecken. Bunte Bänke laden in der ganzen Stadt zum Verweilen ein, so auch hier.

Eigentlich wollen wir im hochgelobten Risør Fiskemottak, in dem fangfrische Fisch- und Schalentiergerichte zubereitet werden, etwas essen. Es wird aber nur noch Frischfisch verkauft, der Imbissbetrieb hat leider nur in der Hauptsaison geöffnet. Daher kehren wir anstatt dessen am Hafen in das empfehlenswerte Restaurant „Stranden“ ein. Wir bestellen eine sehr leckere Meerforelle mit Kartoffeln und Dipp.
Eine weitere maritime Stadt an der Südküste wollen wir uns noch anschauen, das benachbarte Kragerø. Wir stellen gemeinsam fest, dass nach einem emotionalen Positiverlebnis, welches uns Risør vermittelt hat, die nachfolgende Stadt nur verlieren kann. An einem Samstagnachmittag sind zudem bereits alle Geschäfte geschlossen und die Einkaufsgassen ausgestorben! Das bunte Holzhausensemble am Hafen ist hübsch, aber irgendwie mag der Funke nicht so richtig überspringen. Im Sommer ist Kragerø ein ziemlich überlaufenes Urlaubsziel für eine gut betuchte Klientel, die hier teilweise prachtvolle Villen besitzt.

Schnell treten wir den Rückzug an und steuern unser heutiges Übernachtungsziel an, einen Campingplatz am abgeschiedenen Hummerbakkfjorden. Der Platz erweist sich erneut als Volltreffer! Er befindet sich zwar bereits im Winterschlaf, aber dennoch können wir noch unser Wohnmobil in erster Reihe am Meer abstellen. Außer uns hat sich niemand hierher verirrt, selbst die wenigen Dauerstellplätze sind verwaist. Die Zahlung der Stellplatzgebühr ist nicht möglich, da die Rezeption unbesetzt ist und auch sonst kein Campingplatzpersonal anzutreffen ist. Sämtliche Einrichtungen wie Toiletten, Duschräume und Stromsäulen sind nicht mehr verfügbar. Wir sitzen noch eine Weile vor dem Wohnmobil bei einem Sundowner und genießen dieses schöne Fleckchen Erde.
Stellplatzbewertung Hummerbakken Camping
Ort: Hummerbakken; 58.9744, 9.9279
Art des Stellplatzes: Campingplatz
Kosten: normalerweise 350 NOK inklusive Strom, Dusche in der Nebensaison, sonst 400 NOK
Verfügbar: alle Einrichtungen in der Saison verfügbar
Bewertung Lage: 1+
Bewertung Ruhe: 1
Sanitäranlagen: nicht benutzt
Anfahrt: Ausfahrt Larvik E 18 in Richtung Meer
Mobilfunknetz: 5G

01. Oktober 2023 – Von Hummerbakken nach Verdens Ende
Bis ans „Ende der Welt“
Südlich von Larvik gibt es ein weiteres entzückendes Städtchen, das wir uns heute Morgen anschauen. Stavern rühmt sich dafür, seine Besucher mit 200 lupenreinen Sonnentagen im Jahr zu verwöhnen, einen davon erwischen wir! Stavern hat sich zu einem beliebten Künstlerstädtchen gemausert, in dem zahlreiche Galerien zu finden sind. Auch in diesem Örtchen lässt es sich vortrefflich bummeln!
Das Zentrum von Stavern ist die Frederiksvern Verft aus dem 18. Jahrhundert, die einst Norwegen zu Verteidigungszwecken diente. Die farbenfrohen Holzgebäude auf dem weitläufigen Werftgelände sind sehr gut erhalten und die ehemalige Bedeutung wird auf Schilder erklärt. Heute beherbergen die meisten Gebäude Galerien und Museen sowie das Visitor Center.

Wir steigen auf einen Felsen, von dem die Citadelløya als Landmarke auf einer Seeklippe zu sehen ist. Zwischen den idyllischen Schären Staverns gelegen, die zum Hafen führen, hatte die Zitadelle einst eine bedeutende Schutzfunktion.
Auf der anderen Seite der Bucht ragt die Sjømennenes Minnehall auf einem Hügel empor. Die Pyramide ist das nationale norwegische Monument für während der Weltkriege gefallene Seeleute. An der Pyramide sitzen wir eine ganze Weile in der Sonne. Die Aussicht auf die Stadt, die Schären und das Skagerrak ist überwältigend.


Und dann besuchen wir das „Ende der Welt“, so der Name eines sehr populären Ausflugsziels in der Region. Zahlreiche Norweger nutzen den freien Sonntag und das sonnige Wetter zu einer Stippvisite ans Ende des Oslofjords bei „Verdens Ende“. Markantes Fotomotiv ist das Wippfeuer, ein Nachbau aus dem Jahr 1932. Vom Restaurant aus können wir das bunte Treiben Selfie-schießender Ausflügler am Leuchtfeuer beobachten. Die untere Restaurantplattform ist der ideale Standort für das tolle Fotomotiv, idealer Weise im Abendlicht, wenn die Menschenscharen bereits wieder den Heimweg angetreten haben.
Wir entscheiden uns, auf dem nicht gerade idyllischen, aber zweckmäßigen Wohnmobil-Parkplatz bei Verdens Ende zu übernachten.


Stellplatzbewertung Verdens Ende
Ort: Verdens Ende; 59.0611, 10.4062
Art des Stellplatzes: Parkplatz
Kosten: 185 NOK
Verfügbar: —
Bewertung Lage: 3
Bewertung Ruhe: 2 – 3 (nachts absolut ruhig, am Wochenende tagsüber trubelig)
Anfahrt: Auf der Lv308 bis zum Ende fahren
Mobilfunknetz: 5G

02./03. Oktober 2023 – Von Verdens Ende nach Göteborg, Kiel und Hannover
Das Saint-Tropez des Nordens
Heute heißt es endgültig Abschied nehmen von Norwegen. Mit der Fähre von Horten nach Moss durchkreuzen wir den Oslofjord und ersparen uns den Berufsverkehr in der Hauptstadt. Wir haben in Schweden auf dem Weg zum Fährhafen in Göteborg noch einen letzten Programmpunkt: Das Fischerdorf Smögen gehört zu den touristischen Highlights des Landes! So beschaulich, wie wir das Örtchen vorfinden, geht es hier indes nicht immer zu. Das Flair des ehemaligen Fischerorts lockt jedes Jahr unzählige Besucher an. Ab Mitte Mai wird die einzigartige Promenade Smögenbryggan, die an mächtigen Granitfelsen entlangführt, häufig in eine Partymeile verwandelt!

Es ist daher eine gute Idee, sich das Städtchen außerhalb der Saison anzuschauen. Für ambitionierte Fotografen ist es ein Eldorado und wir bedauern sehr, nicht die „Blaue Stunde“ hier verbringen zu können! Auf dem einen Kilometer langen Holzsteg befindet sich ein bunter Mix aus farbenfrohen Fischerhäuschen, Cafés, Restaurants. Zahlreiche Souvenirshops laden zum Flanieren ein. Smögenbryggan wird von Insidern gar mit dem alten Hafen von Saint-Tropez verglichen. Kein Wunder also, dass Smögen auch das Saint-Tropez des Nordens genannt wird. Das bekannteste Fotomotiv, die bunten Bootshäuser, befindet sich am Ende des Piers.


Die meisten Restaurants haben auf dem Smögenbryggan die Saison bereits beendet, nicht so das gemütliche Gostas Fiskekrog Restaurant. Hier lassen wir uns draußen auf der Terrasse nieder und bestellen das unschlagbare Lunch-Menü. Heute steht ein frisches Fischfilet mit Reis auf der Karte. Vorher gibt es eine leckere Pilzsuppe und zum Abschluss einen Kaffee samt Keks. Das ganze Menü kostet ganze 140 SEK, solche Schnäppchen sind wir aus den Restaurants Skandinaviens gar nicht mehr gewohnt!
Kurz vor Göteborg hat sich auf der E 6 bei Stenungsund vor zwei Wochen ein Erdrutsch ereignet, zum Glück ist dabei kein Mensch ums Leben gekommen – es gab lediglich drei Verletzte. Damit dürfte die wichtige Verbindung für Monate unpassierbar sein. Wir werden auf eine parallele Landstraße umgeleitet, erreichen aber kurze Zeit später pünktlich unsere Fähre nach Kiel.
Damit endet unser zweiter Wohnmobil-Roadtrip durch Norwegen. Spätestens nach dieser Tour hat uns das Skandinavienfieber gepackt, und wir denken bereits über die nächsten möglichen Reiseziele im hohen Norden nach.

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