Bergen
26. September 2023 – Von Voss nach Bergen
Stadtbummel in Bergen
Zum ersten Mal auf dieser Tour stellen wir uns den Wecker, da wir frühzeitig in Bergen sein wollen. Unterwegs kommen wir in dem Dörfchen Dale vorbei, das bekannt ist für seine hochwertigen Norweger-Pullover. Also statten wir dem dortigen Outlet einen kurzen Besuch ab. Dale ist traditioneller Ausrüster der norwegischen Wintersport-Nationalmannschaft und dokumentiert dies im Shop in einem Ausstellungsraum. Zu einem Kauf können wir uns indes nicht entscheiden.
Wir steuern in Bergen den Stellplatz bei den Bergenshallen an. Das Kuriosum ist, dass es auch einen kostenfreien Stellplatz für neun Wohnmobile direkt neben dem kostenpflichtigen Stellplatz gibt.

Es ist im Gegensatz zu dem kostenpflichtigen Stellplatz zwar kein Strom verfügbar, den brauchen wir aber ohnehin nicht. Mit der Straßenbahnlinie 1, die in unmittelbarer Nähe zum Stellplatz hält, fahren wir bis zur Endstation ins Zentrum.
Den Fischmarkt steuern wir als erstes an, er befindet sich am Hafen im Herzen der Stadt. Seit dem 13. Jahrhundert war der weltberühmte Markt ein Treffpunkt für Fischer, Bauern und Menschen aus der Region und gehörte zu den wichtigsten Orten für den Handel. Davon ist heutzutage nicht mehr allzu viel zu sehen. Die Halle ist heutzutage einer der touristischen Anziehungspunkte Bergens mit stylischen, auf Hochglanz polierten Ständen, die Meeresfrüchte und frischen Fisch feilbieten. Natürlich gibt es auch ein umfangreiches gastronomisches Angebot zu nicht ganz günstigen Preisen.

Der wohl bekannteste Spot Bergens sind die bunten Hansehäuser im Hafenviertel Bryggen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Im Jahre 1702 wurden die meisten Gebäude durch einen Großbrand zerstört. Jedoch wurde das Viertel nach ursprünglichen Plänen wiederaufgebaut, so dass es auch heute noch so aussieht wie im 12. Jahrhundert. Die Häusersilhouette ist der Stadt Bergen touristisch so wichtig, dass sie auf die Abdeckplane eines sanierungsbedürftigen Hauses das Konterfei der Originalfassade aufdrucken! So können die Fotografen aus aller Welt das Gesamtensemble ablichten, wenn auch mit einem kleinen Schönheitsfehler!


Das historische Viertel wird von engen Gassen durchzogen, die die Häuserreihen voneinander trennen. Dabei folgen die bunten Häuser keiner einheitlichen Symmetrie. Heutzutage ist Bryggen ein geschäftiger Ort, in dem sich Dutzende Restaurants, Kneipen und originelle Souvenirshops angesiedelt haben. Scharen von Touristen tummeln sich in dem übersichtlichen Viertel, auch weil gerade ein AIDA-Kreuzfahrtschiff seine Passagiere auf Landgang entlassen hat. Hier geht es grundsätzlich sehr viel beschaulicher zu, wenn nicht gerade ein Kreuzfahrtschiff im Hafen ankert, was allerdings selten genug der Fall ist.


Nicht weit vom Bryggen-Viertel entfernt befindet sich das Bergenhus Castle mit der Håkonshalle. König Håkon, der im 13. Jahrhundert regierte, war es leid, seine Feste in einem Bootsschuppen zu feiern, und so gab er den Bau der Halle in Auftrag. Auch der benachbarte Rosenkrantz Tower gehört zum Gesamtensemble, dessen Ursprünge auf ein mittelalterliches Kastell zurückgehen.
Es wird Zeit für eine Stärkung und dafür haben wir uns das sehr empfehlenswerte Restaurant „Dr. Wiesener“ auserkoren, das in vierter Generation betrieben wird. Wir bestellen ein traditionelles Fish-Stew mit Flatbrød und sind begeistert!

Anschließend schlendern wir durch die Altstadt, die beidseits des Hafens angeordnet sind. Hier kann man wunderschöne Holzhäuser-Ensembles entdecken. Die Bewohner haben die engen Straßenzüge mit dekorativen Blumenkübeln und sogar kleinen Bäumen, die an den schmucken Fassaden ranken, aufgehübscht. Besonders lohnend empfinden wir den Rundgang über die Nordnes-Halbinsel oberhalb des Fischmarktes.


Entlang des Haugeveiens sind prachtvolle neoklassizistische Gebäude zu bewundern, sicher eines der wohlhabendsten Viertel Bergens. Von der Galgebakken und vom Klostergarten gehen einige lauschige Gassen mit zumeist strahlendweiß getünchten Holzhäusern ab. Wir küren die Strangebakken und Knøsesmauet zu unseren Lieblingsstraßen in Bergen. Über die verlinkte Komoot Karte könnt ihr unseren über zehn Kilometer langen Stadtrundgang nachvollziehen.


27. September 2023 – Bergen
Überquerung des Vidden-Plateaus vom Ulriken zum Fløyen
Heute wollen wir die Hausberge der Stadt erkunden. Mit der Linie 1 fahren wir in Richtung Zentrum, steigen in Kronstadt um in die Linie 2 und lassen uns bis zur Haltestelle Haukeland sjukehus bringen. Von dort sind es noch 500 Meter zu Fuß bis zur Talstation der Ulriken Seilbahn. Die einfache Fahrt auf den Gipfel kostet 210 NOK. Während der kurzen Bergfahrt mit der Seilbahn begeistert uns das atemberaubende Panorama der Stadt.


Oben am Berg liegt dann leider noch alles im Nebel. Der Blick auf Bergen aus der Vogelperspektive bleibt uns daher zunächst verwehrt. Jedoch sind die ersten Lücken in der dichten Wolkendecke bereits erkennbar.
Die Überquerung des Vidden-Plateaus zwischen den Bergen Ulriken und Fløyen ist ein Wander-Klasiker, der von der einheimischen Bevölkerung gerne am Wochenende gegangen wird. Viele Sportler legen die Strecke sogar joggend zurück. Der Weg ist dennoch kein Sonntagsnachmittagsspaziergang! Es geht durch unwegsames Gelände mit viel Morast, und man muss bei jedem Schritt aufmerksam sein. Auffällig ist, dass entlang des Pfades alle paar Kilometer ein Emergency-Point zu finden ist. Das deutet darauf hin, dass sich hier doch ab und zu ein Wanderunfall ereignet! Der Pfad über den Vidden ist gut markiert und weist viele Steinmännchen auf, denen man folgen kann.


Vidden heißt so viel wie „Die Weite“. Letztendlich folgt der Pfad dem Kamm eines langgezogenen Bergrückens, von dem man an vielen Stellen in beide Richtungen ins Tal schauen kann. Natürlich kommen auch immer wieder die Fjorde um Bergen, die Stadt und die davorliegenden Schärengarten in Sicht.

Die letzten eineinhalb Stunden der Wanderung verlaufen auf einem Schotterweg über den Gipfel Rundemanen und hinunter zum Fløyen. Natürlich kann man die Wanderung von beiden Seiten beginnen. Wir empfehlen jedoch, am Ulriken zu starten, dann muss man die vier Kilometer auf dem Fahrweg nicht bergauf gehen.
Viele Menschen sind mit der Standseilbahn gegen Abend auf den Fløyen gekommen, um sich den Sonnenuntergang über den Dächern der Stadt anzuschauen. Wir tun es ihnen gleich bei einem kalten Bier, dass wir uns nach dieser am Ende doch recht anstrengenden Tour redlich verdient haben. Die Aufzeichnung bei Komoot zeigt eine Gesamtstrecke von 14,4 Kilometer sowie eine reine Gehzeit von knapp 4,5 Stunde an! Mit der Fløibanen fahren wir zurück in die Stadt (85 NOK). Die Talstation liegt nur wenige Meter vom Hafen entfernt.

Stellplatzbewertung Bergenshallen
Ort: Bergen; 60.3605, 5.3607
Art des Stellplatzes: Stellplatz
Kosten: frei
Verfügbar: —
Bewertung Lage: 2 – 3 (aber ideal für eine Stadtbesichtigung)
Bewertung Ruhe: 3 – 4 (Straßenbahn fährt unmittelbar am Stellplatz vorbei, von 0 – 6 Uhr ist es ruhig)
Anfahrt: direkt neben dem kostenpflichtigen Stellplatz an den Bergenshallen, Zufahrt hinter der Halle
Mobilfunknetz: 5G

28. September 2023 – Von Bergen zum Haukelifjell
Auf Edward Griegs Spuren
Bergen ist auch die Stadt des berühmten nordischen Komponisten Edward Griegs. In der Innenstadt wird dem wohl berühmtesten Kind der Stadt mit einem Denkmal nebst Musikpavillon gehuldigt.


Wir wollen das Wohnhaus Griegs besichtigen, es liegt etwas außerhalb in Troldhaugen. Das wunderschön am See Nordåsvannet gelegene Haus wurde 1885 errichtet und war 22 Jahre lang Wohnsitz von Edvard Grieg und seiner Frau Nina,.

Wir kommen in den Genuss einer sehr interessanten Führung durch das Heim der Familie Grieg. Das Haus ist heute Museum, die Einrichtung des Wohnzimmers originalgetreu, ebenso wie die Komponistenhütte im Garten unten am See. Sie befindet sich exakt in dem Zustand wie er sie verlassen hat. In einer Felswand am See sind zudem die Urnen von Edvard wie auch von Nina Griegs hinter einer Felsplatte eingelassen.


Im Wohnzimmer steht der originale Steinway Flügel, den das Ehepaar zur Silberhochzeit geschenkt bekam. Das Rosenornament in der Glastür des angebauten Wintergartens ist das letzte Geschenk Edvards kurz vor seinem Tod und gleichzeitig Reminiszenz an die Naturverbundenheit seiner geliebten Ehefrau. Nina Grieg, eine begnadete Sopranistin, war eine direkte Cousine Edvards, die Verbindung kam trotz des Widerstandes der Eltern zustande. Nina verzichtete angesichts der Genialität ihres Ehemanns freiwillig auf ihre eigene Karriere. Das Ambiente des Hauses vermittelt uns das Gefühl, in das Leben und die Zeit Edward Griegs für einen kurzen Moment eintauchen zu dürfen.



Das eigentliche Museum ist klein, aber dennoch interessant. Auf einer Timeline kann man das Leben des großen Komponisten nachvollziehen. In einem Multimediaraum laufen bekannte Werke Griegs wie die „Morgenstimmung“ aus Peer Gynt, dazu sind heutige Bilder aus Bergen zu sehen.
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One Comment
Anke Förster
Es lohnt ja wirklich, nur mal Bergen als Städtereise zu machen. So genau und gut habe ich Bergen bei meinem Kurzbesuch noch nicht gesehen. Danke sagt Anke