Rückreise E-4

Wir erreichen bei Bjästa die E-4 und damit beginnt unsere eigentliche Rückreise. Die E-4 ist die Alternative zur inländischen E-45, die wir auf der Hinfahrt gewählt haben, wenn man in Schweden von Nord nach Süd oder umgekehrt reisen möchte. Sie führt mehr oder weniger durch ganz Schweden, immer entlang der Ostsee.

Unser Ziel ist der Westeingang des Skuleskogens Nationalpark. In einer kurzen Runde erkunden wir die urwüchsige Natur der Feuchtwälder im oberen Nationalpark. Hier findet sich einer der letzten großen Urwälder, die es noch in schwedischen Küstenregionen gibt. Grund genug, hier einen Tag mit Wandern zu verbringen! 

Auf dem Parkplatz am Eingang West darf man mit seinem Wohnmobil über Nacht stehen. Da wir den ganzen Tag im Auto gesessen haben, verbleibt noch ein wenig Zeit für einen ersten Erkundungsgang. In diesem erhaben gelegenen Teil des Parks hat man tolle Aussichten auf die urwüchsige Landschaft und die Ostsee. 

Zurück im Wohnmobil bereitet Corinna ein königliches Dinner zu, frische gebratene Lachsforelle von Bergman´s mit Maracujasoße und Rahmsauerkraut!

Ort: Skuleskogens Nationalpark Eingang West

Art des Stellplatzes: Parkplatz

Kosten: frei

Verfügbare Einrichtungen: Komposttoilette

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 2 (leichtes Rauschen der E-4 hörbar)

Bewertung Sanitäranlagen: 3

Mobilfunknetz: LTE

12.10.2021 – Vom Skuleskogens Nationalpark nach Söråker (165 Km)

Vom Eingang Nord des Skuleskogens Nationalpark unternehmen wir eine sehr schöne Küstenwanderung. Die Route folgt dem „Höga Kusten Leden“, ein 130 Kilometer langer Weiterwanderweg, der an der schwedischen Ostseeküste entlangführt. Wir befinden uns in einem Gebiet, das dem Weltnaturerbe zugerechnet wird. Der Name „Hohe Küste“ bezieht sich auf die durch Landhebung entstandene höchste Küstenlinie der Welt. Der höchste Punkt erhebt sich knapp dreihundert Meter über den Meeresspiegel. Es handelt sich dabei um einen geologischen Prozess, der mit dem Abschmelzen der Eisdecke nach der letzten Eiszeit zu tun hat: Weil die Last des Eises verschwand, steigt die Landmasse darunter um wenige Millimeter pro Jahr.

Unterwegs entdecken wir eine weitere ornithologische Spezialität, einen Dreizehenspecht, ein typischer Taiga-Vogel, der bevorzugt in Skandinavien und der russischen Taiga vorkommt. Es ist für uns immer wieder ein ganz besonderes Glücksgefühl, eine Vogelspezies zum ersten Mal zu Gesicht bekommen, wie in diesem Fall beim Dreizehenspecht. Schon in dem lesenswerten Buch der Autorin Johanna Romberg „Federnlesen – Vom Glück, Vögel zu beobachten“* befasst sich ein Kapitel mit Spechten und dem Dreizehenspecht wird dabei eine besondere Würdigung durch die Autorin zuteil, da er in Deutschland lediglich im alpinen Raum vorkommt. Später kreuzt dann noch eine fette Kröte unseren Weg.

Wir wandern über mit Wurzeln übersäte Pfade und müssen bei jedem Tritt aufpassen, nicht ins Stolpern zu geraten. Die Tärnättholmarna Inseln sind unser Ziel, sie waren früher vom Festland getrennt, sind mittlerweile aber über schmale Wege erreichbar. Auf den Inseln gibt es gemütliche Schutzhütten, in denen Weiterwanderer übernachten können.

Auf gleichem Weg geht es zurück zum Wohnmobil und wir entscheiden nach einer Tasse Tee, noch ein bisschen Strecke zu machen. Die E-4 ist im Gegensatz zur E-45 nicht dazu geeignet, während der Fahrt Sightseeing zu betreiben. Sie ist nahezu als Autobahn ausgebaut und entsprechend stark frequentiert, insbesondere auch von Trucks. Highlight des heutigen Streckenabschnittes ist die schwedische Version der Golden Gate Bridge, die Högakustenbron. Sie ist das zweithöchste Bauwerk Schwedens und fast zwei Kilometer lang.

Die Sonne geht unter und es wird Zeit, einen Stellplatz für heute Nacht zu finden. Kurz vor Sundsvall bei Söråker gibt es an einer kleinen Marina bei Färjas Brygga einen Wohnmobil-Stellplatz, dessen Einrichtungen zwar nicht mehr geöffnet sind, wo man aber dennoch sehr ruhig und idyllisch über Nacht stehen kann.

Stellplatzbewertung: Färjas Brygga

Ort: Söråker

Art des Stellplatzes: Wohnmobil Stellplatz

Kosten: frei (sonst 175 SEK ohne Strom)

Verfügbar: alle Einrichtungen verfügbar, allerdings nur in der Saison

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1

Mobilfunknetz: LTE

13.10.2021 – Von Söråker nach Axmarsbrug (213 Km) 

Wir wollen heute Morgen am äußersten Zipfel des Fjords auf der Halbinsel Åstholmen wandern. Dort befindet sich das Åstön Nature Reserve, ein früheres Truppenübungsgelände des schwedischen Militärs. Ein Rundweg führt zunächst bis ans äußerste Ende der Insel, wo letztes Jahr eine Vogelbeobachtungshütte errichtet worden ist. Natürlich ist nicht die richtige Jahreszeit, um interessante Vögel zu sichten, dennoch ist die Hütte ein wunderbar ruhiges Örtchen direkt an den blankgeschliffenen Felsformationen der Ostsee, die an Schären erinnern. Heute haben wir Kaiserwetter, Sonne satt, auch wenn es bei Temperaturen um 5°C recht frisch ist.

Wenige hundert Meter weiter kommen wir zum Leuchtturm von Åstholmen, der ebenfalls auf flachen Felsen thront. Es ist eine Genusswanderung auf breiten Wegen ohne nennenswerte Steigung, aber jederzeit mit tollem Blick auf das Meer.

Zum Abschluss unserer Tour suchen wir uns noch ein schönes Picknickplätzchen und fahren dann weiter auf der E-4 in Richtung Süden. In Axmarsbrug findet Corinna wieder einmal einen sehr exquisiten Stellplatz. In den Rezensionen bei Park4Night steht, dass Axmarsbrygga Havscamping in der Saison häufig überfüllt sein soll. Heute stehen hier außer uns nur drei Wohnmobile, so dass wir erneut eine sehr ruhige Nacht verbringen werden. Schnell schießen wir noch ein paar Fotos von der Abendstimmung über dem spiegelglatten Hafenbecken und den roten Fischerhäuschen.

Wir bedauern sehr, dass das Restaurant „Havskrog“ außerhalb der Saison nur freitags und samstags geöffnet hat – besser als hier kann man in einem Restaurant wohl kaum sitzen!

Stellplatzbewertung: Axmarsbrygga Havscamping

Ort: Axmarsbruk

Art des Stellplatzes: Wohnmobil Stellplatz

Kosten: 145 SEK

Verfügbar: Strom (50 SEK), Duschen (20 SEK, nur in der Saison), WC, Ver- und Entsorung

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1

Bewertung Sanitäranlagen: 2

Mobilfunknetz: LTE

14.10.2021 – Von Axmarsbrug nach Kristinehamn (341 Km) 

Eigentlich wollten wir uns in Axmarsbrug noch ein bisschen umschauen, hier gibt es einen englischen Park und eine alte Mühle aus dem 17. Jahrhundert. Leider macht uns das Wetter erneut einen Strich durch die Rechnung, so dass wir kurzerhand umdisponieren.

So ist das Wohnmobilleben, wie wir es leben und lieben – Spontaneität wird großgeschrieben. Wir entfliehen dem Nieselregen und fahren der Sonne entgegen – um Göteborg herum scheint das Wetter heute wesentlich besser zu sein.

Wir verlassen die E-4 und nach über 250 Kilometern erreichen wir die „Holzstadt“ Nora, deren Besuch definitiv lohnenswert ist! Hier gibt es eine gut erhaltene Bebauung aus dem 18. und 19. Jahrhundert. An den historischen Holzhäusern befinden sich Tafeln, die etwas über die jeweilige Geschichte erzählen. 

Es macht einfach Spaß, zwischen den alten Häusern auf Kopfsteinpflaster herumzulaufen. Die interessantesten Gebäude sind rund um die stattliche Kirche in der Ortsmitte gruppiert.

Nora hat der bekannten schwedischen Krimiautorin Maria Lang ein Denkmal an der Seepromenade gesetzt. Sie wählte für viele ihrer blutrünstigen Romane das Städtchen Nora als Schauplatz, den sie dort  allerdings als Skoga bezeichnet.

In Nora wurde 1856 auch die erste schwedische Eisenbahnstrecke mit Normalspur eingeweiht. Vor dem Eisenbahnmuseum am historischen Bahnhof stehen historische Lokomotiven aus unterschiedlichen Epochen, auch eine Museumsbahn, mit der man noch heute Fahrten unternehmen kann.

Wir suchen uns einen Stellplatz am Vänernsee, der drittgrößte natürliche See Europas. In der Nähe der Stadt Kristinehamn befindet sich der charmante Wohnmobil-Stellplatz Hults Sommarhem, der zu dieser Jahreszeit mehr oder weniger verwaist ist. In Rezensionen lesen wir , dass man die am Schwarzen Brett angeschlagene Telefonnummer anrufen kann, um vom Betreiber Strom und Zugang zu WC und Dusche zu erhalten. Wir benötigen keinen Strom, sind auch sonst autark und schmeißen die Stellplatzgebühr einfach in einen Briefkasten.

Stellplatzbewertung: Hults Sommarhem

Ort: Kristinehamn

Art des Stellplatzes: Wohnmobil Stellplatz

Kosten: 100 SEK

Verfügbar: Strom, Duschen, WC, Ver- und Entsorgung (nur in der Sasion),

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1

Mobilfunknetz: LTE

15./16.10.2021 – Von Kristinehamn über Göteborg/Kiel nach Isernhagen (260/247 Km) 

Eine letzte Wanderung wollen wir heute noch am imposanten Vänernsee unternehmen, da unsere Fähre ab Göteborg erst um 18.45 Uhr startet. Dafür haben wir die schmale Landzunge Hindens rev ausgeguckt, eine vor ungefähr 11.000 Jahren entstandenen Endmoräne, die fünf Kilometer in den Vänern hinausragt. Am Parkplatz beginnt der vier Kilometer lange Wanderweg. Entlang des Weges lässt sich der Unterschied beider Seiten erkennen: Während sich die Nordseite rau und stürmisch präsentiert, ist es auf der Südseite eher ruhig und windstill. Der Weg führt schnurgerade auf den Vänern. Es ist faszinierend, auf einer maximal hundert Meter breiten „Nadel“ mitten in den See hineinzulaufen.

An der stürmischen Spitze machen wir eine kurze Pause und natürlich ein paar Fotos mit unserer Drohne*.

Es wird Zeit, sich auf gleichem Weg zurück zum Wohnmobil zu begeben. Es steht die letzte Etappe unserer Reise nach Göteborg an. Dort checken wir im Stena Line Terminal ein und laufen bei untergehender Sonne über der Älvsborgsbron aus.

Nach unserem gebuchten Dinner verbringen wir in unserer Kajüte eine entspannte Nacht und fahren am nächsten Morgen von Kiel zurück in Richtung Heimat. Damit endet unser Skandinavien Debüt – nach den überwältigenden Eindrücken war es mit Sicherheit nicht unsere letzte Reise nach Norwegen, Finnland oder Schweden.

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14 Comments

  • Friedbert und Margit Roth

    Lieber Wolfram, danke für euren tollen Reisebericht. Wir wollen heuer im Juni-Juli nach Norwegen mit dem Womo (endlich nach Corona 20 und 21). Ich konnte meine Vorfreude auf die schöne Landschaft wieder aufleben lassen! Alles Gute für Euch LG Margit

  • Elvira Pfalz

    Liebe Corinna und lieber Wolfram,
    Vielen Dank für den so ausführlichen und hervorragenden Bericht 🤗 .Wir waren im Januar 2019 , allerdings mit dem PKW auf den Lofoten und Vesteralen um die Nordlicher zu erleben. Das war schon toll diese Landschaft im Schnee zu erleben, aber der Herbst scheint ja auch eine gute Zeit zu sein um die Nordlichter zu sehen ; und es stimmt dass man seine ersten Nordlichter nie vergisst. Wir sind im Sommer 2021 mit dem WoMo eure Brandenburg Reise in weiten Teilen nachgefahren und das waren auch sehr schöne Erlebnisse und tolle Tipps. Deshalb nochmals vielen Dank für die tollen Reiseberichte, wir freuen uns auf die nächsten!
    Viele Grüße aus dem Rheinland
    Elvira und Helmut

  • Barbara Leimcke

    Als begeisterte Nordlandfahrer haben wir schon alle skandinavischen Länder bereist. Aber diese Bilder sind der Hammer.Vielen Dank für die Teilhabe, es weckt die Sehnsucht. Dieses Jahr Westschweden geplant. Aber diese Bilder,ich kann mich nicht sattsehen,wunderbar.

    • Wehr-Reinhold.de

      Liebe Barbara, herzlichen Dank für deinen tollen Kommentar! Er motiviert uns sehr, weitere spannende Berichte und insbesondere auch Fotos von unseren kommenden Reisen einzustellen! Liebe Grüße, Wolfram

  • Birgit

    Vielen Dank für diesen schönen Bericht und die tollen Fotos. Wir waren im September 2019 auf den Lofoten (auch über Schweden angereist). Vieles haben wir wieder erkannt und es war sicherlich nicht unsere letzte Reise dorthin. Euch wünschen wir noch viele schöne Reisen und und uns schöne Berichte darüber… Einen guten Rutsch ins neue Jahr und schön gesund bleiben MfG Birgit und Hans- Günter

  • Micha

    Das hat Spaß gemacht, Orte von unserer Sommerreise wiederzusehen und sich schon mal auf den kommenden Herbst vorzufreuen, wenn wir einen Teil von euren Erlebnissen nachvollziehen werden. Vor allem der Svartisen steht hoch im Kurs!
    Liebe Grüße
    Micha vom Momoblog

    • Wehr-Reinhold.de

      Hallo Micha, vielen Dank für deine Rückmeldung – ja der Svartisen Gletscher strahlt eine unglaubliche Magie aus! Das war ein unbeschreibliches Erlebnis, zumal wir den ganzen Gletscher für uns alleine hatten …

  • Michael

    Tolle Bilder und ein schöner Bericht, aus dem ich einige Punkte in unsere geplante Reise für 2022 einfliesen lasse. Wäre es vielleicht möglich noch eine Übersichtskarte mit dem Reiseverlauf zu erstellen? Damit könnte man die Route leichter nachverfolgen als über Google Maps immer die Ortsnamen zu suchen.

    • Wehr-Reinhold.de

      Hallo Michael, vielen Dank für deine nette Rückmeldung. Wenn du auf die Koordinaten der jeweiligen Stellplätze klickst, kommst du auf die jeweilige Karte bei Google Maps. Die Einbindung einer Routenkarte wird aber auch noch kommen!

  • Ursula Bruhs

    Vielen Dank, dass wir an eurer tollen Reise teilhaben durften. Da wir nächstes Jahr ab Mitte August auch genau die Strecke fahren wollen, sind eure Berichte und Fotos für uns sehr wertvoll und ein absolutes „ jetzt freu ich mich noch mehr“ Gefühl.Euch noch viele schöne Reisen und tolle Berichte und Fotos🤗

    • Wehr-Reinhold.de

      Liebe Ursula, vielen Dank für deine nette Rückmeldung. Wir sind immer noch hin und weg von Land und Leuten! Freut euch auf eure Reise und meldet euch gerne, wenn ihr noch spezielle Fragen habt! Corinna & Wolfram

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