Austvågøya & Gimsøy / Lofoten

1.10.2021 – Von der Insel Hadseløya nach Laukvika/Austvågøya (97 Km)

Mitten in der Nacht haben wir Probleme mit der Gasversorgung unseres Wohnmobils. Der Kühlschrank gibt einen Warnton von sich, so dass ich nach den Gasflaschen schauen muss. Ich schließe kurzerhand unsere Notflasche an, die wir normalerweise nur zum Betreiben unseres Gasgrills einsetzen (später stelle ich fest, dass ich nur den Reset-Knopf hätte drücken müssen, da die Shock-Control ausgelöst hatte!). Also gilt unser erster Weg am heutigen Tag der LPG-Vertretung in Svolvaer, um Gas auffüllen zu lassen. Zunächst aber genießen wir noch einmal die dramatischen Wolken über der Tavika Bucht.

Wir fahren nach Melbu und da wir noch etwas Zeit bis zur Abfahrt haben, kaufen wir noch im Rema 1000 ein paar Lebensmittel ein. Es gibt in Melbu einen richtig netten Wohnmobil-Stellplatz am Hafen. Wir sind sehr überrascht, denn der Platz liegt idyllisch an der Hafeneinfahrt mit den beiden Leuchtfeuern. Wir haben für heute allerdings andere Pläne und setzen mit der Fähre zur größten Lofoten Insel Austvågøya über.

Auf direktem Weg fahren wir zum Wohnmobilhändler Paulsen & Sønner in Svolvaer. Eine 11 Kilogramm Füllung für eine Gasflasche kostet hier stolze 429 NOK, rund doppelt so teuer wie in Deutschland! Das ist zwar Wucher aber wir sind dennoch froh, auf den Lofoten überhaupt eine Füllstation gefunden zu haben! Das Geschäft ist im Übrigen ein guter Tipp für alle, die ein Problem mit ihrem Wohnmobil haben! Hier können alle Reparaturarbeiten am Wohnmobil durchgeführt werden! Unser nächster Stopp gilt der Kirche von Sildpollnes, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde und malerisch auf einer von Wasser umgebenen Halbinsel thront.

Nicht weit davon entfernt befindet sich ein von Fotografen stark frequentierter Foto-Spot, ein „gut verstecktes“ Schiffswrack in einer kleinen Bucht, das fröhlich vor sich hin modert. Der einstige „Geheimtipp“ ist mittlerweile allerdings hinlänglich bekannt, da er sogar eine Eintragung bei Google Maps erhalten hat!

Wir wollen auf Austvågøya die wenig befahrene und traumhaft schöne Midnattsolveien entlang der Fjorde an den drei Fingern befahren. Hier finden wir das sympathische Restaurant LivLand Gård und siehe da, es hat sogar geöffnet! Wir sind die einzigen Gäste und werden zuvorkommend von den netten Betreibern bedient. Eine hervorragende Fischsuppe (180 NOK) steht als einziges Gericht neben Waffeln auf der Speisekarte. Wir erwerben noch selbst gemachten Joghurt und einen herzförmigen Ziegenkäse, den wir uns irgendwann auf unserer Tour schmecken lassen wollen.

Unser Ziel am heutigen Tag ist Laukvika. Dicht am offenen Meer schmiegt sich der kleine Fischerhafen des Örtchens an in eine geschützte Bucht. Das Laukvik Bobilcamp ist in perfekter Lage unmittelbar am Leuchtturm zu finden. Zunächst einmal nutzen wir die Gelegenheit und waschen Wäsche. Die Nutzung der Waschmaschine inklusive Trockner ist im Stellpreis bereits enthalten. Da es zu dieser Jahreszeit in Norwegen immer ein Problem ist, seine Wäsche zu waschen und vor allem trocken zu bekommen, ergibt sich auf diesem Platz eine sehr gute Gelegenheit.

Wir erkunden das kleine Örtchen und entdecken das Kafé Naust, direkt neben der Keans Beans Kaffeerösterei, die allerdings heute geschlossen hat – und dass, obwohl heute der „Tag des Kaffees“ ist! Wir kommen sofort ins Gespräch mit dem netten deutschen Angestellten des Cafés und plaudern über Gott und die Welt, insbesondere über das Leben in Norwegen. Vor zehn Jahren ist er im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf die Lofoten gekommen und hier hängengeblieben – es gibt wahrlich schlechtere Orte zum Auswandern! Der Kaffee ist lecker, die Zimtschnecken sind leider nicht frisch, müssen aufgewärmt werden und haben somit Luft nach oben! Auch im Hafen von Laukvika gibt es die typischen Gestelle zum Trocknen von Fisch, hier allerdings in Zeltform.

Langsam geht die Sonne unter und der Horizont wird in dramatische Farben eingetaucht – wir lieben diese Tageszeit mit permanent wechselnden Lichtstimmungen!

Auch am heutigen Abend sind am Horizont über den wieder Nordlichter über den Vesterålen auszumachen, allerdings nicht so klar definiert und als Himmelexplosion wie gestern. Dennoch ergeben sich am Leuchtturm schöne Fotomotive.

Stellplatzbewertung: Laukvik Bobilcamp

Ort: Laukvika/Austvågøya

Art des Stellplatzes: Wohnmobil-Stellplatz

Kosten: 200 NOK

Verfügbare Einrichtungen: Strom (50 NOK), Wasser, Ver- und Entsorgung, Waschmaschine, Trockner, Duschen, WC

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1

Bewertung Sanitäranlagen: 1

Mobilfunknetz: LTE

2.10.2021 – Von Laukvika/Austvågøya nach Hovsund/ Gimsøy (107 Km)

Dicke Regenwolken hängen über den Bergen, das Thermometer zeigt aber angenehme 15° C an. Wir fahren die drei Finger von Austvågøya auf dem aussichtsreichen, einspurigen Sträßchen ab. Die Strecke ist erneut traumhaft schön und führt über einen malerischen Damm mit dem winzigen Inselchen Storholmen in der Mitte. Später entdecken wir in einem Vogelschutzgebiet eine Singschwan Familie.

Es regnet zum ersten Mal auf unserer Reise Bindfäden – kein gutes Wetter für Outdoor-Aktivitäten jeglicher Art. Die an der E-10 befindliche Vågan-Kirche, wegen ihrer Größe mit Platz für 1.200 Gläubige auch Lofoten Kathedrale genannt, ist dennoch einen kurzen Foto-Stopp wert. Sie ist eine der größten Holzkirchen Norwegens und Ende des 19. Jahrhunderts erbaut worden.

Im kleinen Örtchen Kabelvåg bei der Kathedrale gibt es die unwiderstehliche Öko-Bäckerei „Unseld AS“ mit duftenden Zimtschnecken und weiteren leckeren Backwaren. Wer die Supermarktbrötchen leid ist, sollte hier unbedingt vorbeischauen. Unseren ursprünglichen Plan, zunächst nach Henningsvær zu fahren verschieben wir aufgrund des schlechten Wetters auf morgen und steuern anstatt dessen direkt unseren nächsten Übernachtungsplatz an, Hov Camping auf der Insel Gimsøy an.

Wir überfahren die vielfach fotografierte Gimsøystraumen Brücke, die Gimsøy mit Austvågøya verbindet. An einem Fischereihafen wenige hundert Meter findet man den wohl besten Spot, um die Brücke zu fotografieren.

Der Campingplatz in Hov Gård ist traumhaft gelegen, in der Nähe eines Golfplatzes. Hier trotzen einige Golfspieler mit Pudelmützen dem unwirtlichen Wetter, ein auf deutschen Golfplätzen wahrscheinlich unvorstellbares Bild! Da wir ohnehin autark stehen wollen, können wir uns einen Platz auf der Wiese unmittelbar am Strand aussuchen, der nicht über Strom verfügt. Es ist ein Bild von einem Strand, gleißend weißer Pudersand, der seinesgleichen sucht!

Wir nutzen die verregnete Mittagszeit, laden Fotos hoch und schreiben an unserem Reisebericht. Am frühen Nachmittag lässt der Regen endlich etwas nach, und wir machen einen sehr schönen sechs Kilometer langen Spaziergang zum Leuchtturm von Hovsund. Dort sind die Reste eines Walskeletts zu finden. Inzwischen hat es wieder angefangen zu regnen, so dass wir auf gleichem Weg zum Wohnmobil zurückwandern. Wir lassen es uns mit Tee und Zimtschnecken aus Kabelvåg gutgehen – lecker, lecker!

Abends schauen wir uns noch einmal die ersten beiden Folgen der Serie „Twin“ an, die auf den Lofoten spielt – als Einstimmung auf die kommenden Tage!

Stellplatzbewertung: Hov Camping

Ort: Hov Gård / Gimsøy

Art des Stellplatzes: Campingplatz

Kosten: 300 NOK

Verfügbar: Strom (50 NOK), Wasser, Ver- und Entsorgung, Duschen, WC, Waschmaschine und Trockner gegen Gebühr

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1

Bewertung Sanitäranlagen: 3-4

Mobilfunknetz: LTE

3.10.2021 – Von Hovsund nach Eggum (92 Km)

Nur wenige Kilometer von Hovsund entfernt befindet sich direkt an der Straße 862 ein Lost Place, der sich bei Kunstinteressierten und Fotografen großer Beliebtheit erfreut. Ein norwegischer Street-Art Künstler mit dem Pseudonym Pøbel hat zahlreiche Hauswände auf den Lofoten mit Genehmigung der Eigentümer verziert. So auch 2009 dieses dem Zerfall ausgesetzte Anwesen, das unter dem Namen Butterfly House bekannt ist.

Auch die Insel Gimsøy hat natürlich ihre Kirche, diese steht einsam in exponierter Lage unmittelbar am Strand. Damit sie nicht vom Wind fortgetragen wird, wenn wieder einmal eines der zahlreichen Unwetter über die kleine Insel hinwegfegt, ist sie mit Stahlseilen gesichert. Die Kirche ist übrigens ebenfalls ein Schauplatz aus dem „Twins“ Film: Auf dem anliegenden Friedhof wird der ertrunkene Bruder beerdigt!

Der aussichtsreiche Henningsværveien, die Straße 816, führt als Sackgasse in das bekannteste Fischerdorf der Lofoten, Henningsvær. Die Strecke gilt als eine der schönsten auf den gesamten Lofoten.

Vor dem Ort gibt es einen großen Parkplatz, auf dem wir bequem unser Wohnmobil abstellen können. Die Parkgebühr kann über die App „EasyPark“ entrichtet werden.

Henningsvær wird immer wieder als das „Venedig des Nordens“ bezeichnet, vielleicht auch weil es gleich einem Wurmfortsatz und umgeben von Wasser am südlichen Ende der Insel Austvågøya hängt. Der Ort, der gerade einmal vierhundert Einwohner zählt, hat sich eine gewisse Ursprünglichkeit bewahrt, wirkt aber auf uns etwas schmucklos. Entlang der Hauptstraße prägen touristische Einrichtungen wie Galerien, Cafés, Souvenir-Shops oder Kunsthandwerkläden das Bild.

Henningsvær steht aber auch überraschenderweise für die größte Kabeljaufischerei weltweit. Der vorgelagerte Henningsværstraumen ist ein exzellenter Fishing-Spot mit reichen Fischgründen – hier versammeln sich jedes Jahr im Winter gigantische Kabeljauschwärme, aus der Barentsee kommend, um im flacheren Wasser zu Laichen. Und die Fischer von Henningsvær erwarten dort schon seit Tausenden von Jahren ungeduldig sein Kommen! 

Die intakten Speicher am Naturhafen mit ihren bunten Fassaden sowie die typischen Trockengerüste für Stockfisch rund um den Ort, auch „Kathedralen der Lofoten“ genannt, zeugen von diesem noch immer sehr aktiven Wirtschaftszweig.

Wir wenden uns der winzigen Halbinsel zu, auf der wohl das irrwitzigste „Stadion“ der Welt steht. Die kleine Landzunge ist nur unwesentlich breiter als der Kunstrasenplatz selbst. Dahinter befindet sich der Leuchtturm von Henningsvær, der den Schiffsverkehr vor der herausragenden Landzunge warnt. Natürlich müssen wir an diesem herausragenden Ort unsere Drohne steigen lassen, um das Gesamtensemble aus der Vogelperspektive festhalten zu können.

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