Anreise E-45

21.09.2021 – Von Isernhagen nach Luhmühlen (110 Km)

Nach einem arbeitsreichen Tag möchten wir am Abend noch eine Stunde in Richtung Kiel fahren. Ins Wohnmobil einsteigen heißt für uns, die Erholung beginnt, und die haben wir beide nach beruflich herausfordernden Wochen mehr als nötig! Hoffentlich ist die regnerische Anfahrt in die Lüneburger Heide kein schlechtes Omen für unsere Tour nach Nord-Norwegen!

In dem verschlafenen Reiterdorf Luhmühlen befindet sich ein charmanter Wohnmobil-Stellplatz, den wir im Corona-Lockdown 2020 kennengelernt haben. Allen widrigen Umständen zum Trotz war der Platz auch damals in schwierigen Zeiten geöffnet. Zeit für eine kleine Runde durch die angrenzende Heide-Landschaft muss aber noch sein. Über Bewegung in der Natur kommen wir erfahrungsgemäß immer am besten herunter – so auch heute: Durch den kurzen Abend-Spaziergang geraten wir langsam in den Urlaubsmodus. Der erste Abend im Wohnmobil wird durch ein gemütliches Abendessen bei Käse und Rotwein abgerundet.

Stellplatzbewertung Womo-Stellplatz Westergellersen

Ort: Luhmühlen, 53.23541, 10.2177

Art des Stellplatzes: Womo-Stellplatz

Kosten: 10,– €

Verfügbar: Strom (gegen Gebühr 1,00 €/8 Stunden), Dusche, WC, Wasser, Entsorgung,

Nicht verfügbar: –

Bewertung Lage: 2

Bewertung Ruhe: 1

Bewertung Sanitäranlagen: 2

Mobilfunknetz: LTE

22.09.2021 – Von Luhmühlen nach Kiel / Fähre nach Göteborg (220 Km)

In aller Ruhe machen wir uns morgens auf den Weg nach Kiel mit einem Zwischenstopp im Outlet-Center Neumünster, das wir relativ uninspiriert und lustlos durchstreifen. Da wir noch alle Zeit der Welt haben, steuern wir die Fähre Landwehr am Nord-Ostseekanal in der Nähe von Kiel an. Dort genießen wir noch einmal die wärmenden Sonnenstrahlen bei einem kleinen Snack direkt am Wasser – vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr?

In Kiel reihen wir uns am Schweden-Kai in die Wartespur für Wohnmobile ein. Die Fähre ist nur spärlich gefüllt und man erklärt uns beim Einchecken, das unser gebuchtes Dinner vorverlegt worden sei auf 18.00 Uhr. Stena Line hat aufgrund des geringen Buchungsaufkommens das späte Dinner-Zeitfenster kurzerhand gestrichen!

Thema Kühlschrank an Bord: Es wird durch das Personal der Fährlinie kontrolliert, ob das Gas im Wohnmobil auch ausgestellt ist. Da es an Bord auch keine 230 Volt Anschlussmöglichkeit gibt, kann der Kühlschrank während der Überfahrt nicht betrieben werden. Auf 12 Volt Betrieb sollte man den Kühlschrank keinesfalls laufen lassen, da dann am nächsten Tag die Starterbatterie in die Knie gegangen sein kann. Um den Inhalt des Kühlschrankes einigermaßen kalt zu halten, kann man gefrorene Wasserflaschen hineinlegen. Das Gefrierfach übersteht die Überfahrt weitestgehend unbeschadet und das Gefriergut wird allenfalls ein wenig angetaut.

Wir genießen an einem Fensterplatz im Restaurant die Ausfahrt aus der Kieler Förde, während die Sonne malerisch in der Ostsee versinkt. Da es nur eine Essenszeit gibt, bleibt das Büffet mindestens bis 20.30 Uhr aufgebaut. Das Büffet ist mittelmäßig und wirkt etwas lieblos angerichtet. Beim nächsten Mal würden wir sicher auf das Dinner verzichten und im A´la Carte Restaurant essen.

Nach dem Dinner schnappen wir an Deck noch ein bisschen Luft und bewundern den gerade aufgehenden roten Vollmond am Horizont über dem Meer, bevor wir uns in unsere gebuchte Kabine zurückziehen. Unsere Außenkabine mit Stockbett, ist komfortabel und verspricht eine entspannte Nacht.

23.09.2021 – Von Göteborg zum Oreälven Stausee (540 Km)

Insbesondere Corinna hat in ihrer Koje schlecht geschlafen, mir geht es kaum anders, ohne den Grund dafür benennen zu können – bequem sind die Betten in den Kajüten allemal! Das Frühstück bedarf keiner Erwähnung und ist noch schlechter als das gestrige mittelmäßige Abendbüffet. Die ersten kleinen Schären, die sich einst durch die Eiszeiten vor dem schwedischen Festland bildeten, kommen in Sicht. Einige von ihnen sind mit Leuchttürmen oder roten Schwedenhäuschen aus Holz bestückt.

Das Wetter, das uns in Schweden Willkommen heißt, hat deutlich Luft nach oben – es regnet in Strömen! Wir machen uns sogleich auf den Weg – was soll man im strömenden Regen auch anderes machen als Kilometer herunterspulen! Bis Karlstadt ist die E-45 landschaftlich eher unspektakulär, erst danach tauchen wir ein in die typisch schwedische Landschaft mit viel unberührter Natur und gelegentlichen lauschigen Holzhaus-Siedlungen. Für unser Mittagspäuschen finden wir ein idyllisches Plätzchen, direkt an einem See gelegen, den Öjervik Badeplatz. Die Sonne ist inzwischen herausgekommen und wärmt uns bei unserem kurzen Picknick. Der Platz ist hervorragend geeignet für eine Zwischenübernachtung. 

Für uns ist die heutige Fahrt allerdings noch nicht zu Ende. Über Mora, wo wir an einem ATM schwedische Kronen ziehen, erreichen wir am späten Nachmittag den Natur-Stellplatz am Oreälven Stausee, den wir bei Park4Night ausfindig gemacht haben. Leider regnet es mittlerweile wieder in Strömen, so dass wir das tolle Plätzchen am Abend gar nicht richtig genießen können. Wir stehen sehr einsam direkt am Seeufer inmitten unberührter Natur! Die Anfahrt ist etwas holperig, insbesondere der letzte Kilometer hinter der Staumauer am Kraftwerk, aber auch für Wohnmobile ohne 4×4 machbar. Die idyllische Lage des Stellplatzes wird so richtig durch ein Foto mit unserer neuen Drohne* deutlich.

Stellplatzbewertung Oreälven Stausee

 

Ort: Oreälven Stausee, 61.4948, 14.8837

Art des Stellplatzes: Naturplatz

Kosten: frei

Verfügbar: –

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1

Bewertung Sanitäranlagen: —

Anfahrt: Von der E-45 vier Kilometer über eine gut befahrbare Schotterpiste mit zahlreichen Schlaglöchern. Auch die Abfahrt zum See ist bei trockenem Wetter ohne 4×4 machbar.

Mobilfunknetz: LTE

24.09.2021 – Vom Oreälven Stausee nach Vilhelmina  (480 Km)

Am Morgen schauen wir uns erst einmal das Traumplätzchen an, auf dem wir gelandet sind! Der heftige Regen hat glücklicherweise aufgehört, die Temperaturen sind aber weiterhin frisch bis eisig. Wir laufen zum Staudamm und hoffen auf eine Elchsichtung, was natürlich ein Wunschtraum bleibt. Andere Wanderer hatten laut Park4Night Rezension hier mehr Glück! Die Landschaft ist dennoch grandios, das Laub beginnt sich gerade in unterschiedlichen Gelb-, Rot- und Brauntönen zu verfärben. Es herrscht eine friedliche Stimmung über dem See und rundherum. Erneut kommt unsere Drohne* zum Einsatz und wir sind sowohl von der einfachen Handhabung, als auch von den Ergebnissen einfach nur begeistert! Mit 249 Gramm ist die DJI Mavic Mini ein echtes Leichtgewicht und wir werden uns im Laufe unserer Reise – insbesondere auf den Lofoten – noch wundern, wie gut die Drohne selbst stärkerem Wind standhält! Daher unsere uneingeschränkte Kaufempfehlung, auch angesichts des relativ günstigen Preises!

Wir setzen unsere Fahrt auf der E-45 fort. Irgendwo im Nirgendwo beginnt Lappland, und wir stellen fest, dass sich die herbstliche Färbung der Birken mehr und mehr durchsetzt. Die widerstandsfähigen Birken sind die einzigen Laubbäume in der typischen Taigalandschaft, in der ansonsten Nadelgehölze wie Lärchen und Fichten vorherrschen. Es gibt kaum einen Streckenabschnitt, der nicht einen Blick auf einen lauschigen See mit heimelig roten Ferienhäuschen eröffnet. Tatsächlich sichten wir völlig unerwartet unseren ersten Elch, der vor uns gemächlich die Straße quert. Leider ist er zu schnell im Unterholz des dichten Waldes verschwunden, so dass uns ein Schnappschuss des Ereignisses versagt bleibt – zu diesem Zeitpunkt ahnen wir noch nicht, dass es die einzige Elchsichtung unserer gesamten Reise sein wird!

Uns fallen auf der E-45 einige im Schritttempo fahrende Fahrzeuge mit einem Warndreieck im Heck auf. Die Lösung finden wir bei einer Internetrecherche: 15-jährige Teens dürfen mit einem Mofa-Führerschein Autos auf Landstraßen steuern, wenn dieses als ein sogenannter „Epa-Traktor“ auf 30 Stundenkilometer herunter gedrosselt worden ist. Wir lesen, dass sich selbst „down-getunte“ Luxuskarossen von Porsche und Audi auf schwedischen Straßen befinden sollen! Dieses interessante Führerschein-Modell erfreut sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Die Jugendlichen zelebrieren ihre Langsamkeitskultur mit bunt dekorierten Fonds, Wunderbäumen auf dem Armaturenbrett und laut aufgedrehter Musik. 

Dabei ziehen sie nicht selten lange Schlangen erwachsener Autofahrer hinter sich her, die die Verzögerung in der Regel mit stoischer Gelassenheit hinnehmen.

Im unspektakulären Städtchen Östersund kaufen wir in einem ICA Supermarkt Brot und Gemüse ein und fahren dann in die Abenddämmerung hinein bis an den Volgsjön See. Hier finden wir erneut einen himmlischen Stellplatz direkt am See, den Badviken Vilhelmina, der zu einer Missionskirche gehört. Gegen einen freiwilligen Beitrag, den man in den Briefkasten der Missionsstation einwerfen kann, darf man hier in 1-A Lage ungestört stehen. Erneut haben wir dieses idyllische Fleckchen Erde ganz für uns allein, wenn man von den wenigen Ferienhäuschen in einiger Entfernung absieht. Während sich in Deutschland Tausende von Wohnmobilisten um die letzten freien Stellplätze an den touristischen Hotspots „prügeln“, stehen wir hier ein ums andere Mal in Traumlage mutterseelenallein! Das ist das Wohnmobilleben, wie wir es lieben, auch wenn sich das Wetter noch immer nicht von seiner besten Seite zeigt (5 ° C und Nieselregen). Immerhin ist für die nächsten Tage schöneres Wetter für den Abisko Nationalpark und auch unsere folgenden Ziele, die Vesteralen und die Lofoten, angesagt!

Stellplatzbewertung Badeplatz Badviken Vilhelmina

Ort: Vilhelmina, 64.5693, 16.7139

Art des Stellplatzes: Badeplatz

Kosten: frei (Spende erwünscht)

Verfügbar: —

Bewertung Lage: 1

Bewertung Ruhe: 1+

Bewertung Sanitäranlagen: —

Anfahrt: Von der E-45 einen Kilometer über eine sehr gute Schotterpiste bis zum See.

Mobilfunknetz: LTE

25.09.2021 – Vom Vojmsjön See nach Puoltikasvaara (530 Km)

Weiter geht´s auf der E-45 in Richtung Norden. Nach einem kurzzeitigen Lichtblick heute Morgen findet das Wetter zurück in seinen Grau-in-Grau-Modus! Die leuchtenden Farben des Taiga-Waldes entlang der Straße kommen so gar nicht richtig zur Geltung. Ein Highlight unserer heutigen Fahrt ist eine Rentier Familie, die sich am Straßenrand von unserer Anwesenheit nicht stören lässt und uns neugierig beäugt.

Auf einem Campingplatz am Rande der E-45 versorgen wir uns mit Frischwasser und entsorgen unsere WC-Kassette – diese Möglichkeit gibt es eigentlich überall entlang der Strecke.

Gegen Nachmittag erreichen wir den Polarkreis – eine unspektakuläre Hinweistafel, das mit Aufklebern vollgekleistert ist. Der Souvenirladen mit Café hat zu dieser Jahreszeit geschlossen. Der Polarkreis ist die südlichste geographische Breite, wo die Mitternachtssonne bei der Sonnenwende sichtbar ist. Wir lernen von der Schautafel, das der Polarkreis im Laufe der Zeit permanent seine Position verändert und ungefähr nach 20.000 Jahren wieder an seine ursprüngliche Position zurückkehrt!

Im gut sortierten ICA Supermarkt Gällivare kaufen wir ein paar Lebensmittel ein, unter anderem eingefrorene Elch- und Rentierspezialitäten, und steuern dann unseren heutigen Stellplatz an. Am unaussprechlichen Puoltikasjärvi-See befindet sich ein Fishing-Spot mit einem Steg und einer Hütte, die mithilfe eines Ofens beheizt werden kann. Diese ist von zwei Jungs aus der Nähe von Nürnberg, die mit einem Dachzelt unterwegs sind, bereits in Beschlag genommen worden. Zuvor machen wir einen kleinen Abendspaziergang entlang des Sees über einen morastigen Pfad. Erneut sind wir begeistert von dieser grandiosen Natur und insbesondere natürlich auch von diesem exquisiten und außergewöhnlichen Stellplatz. Den Sonnenuntergang erleben wir gemeinsam mit den beiden Nürnberger Jungs auf dem Steg, mit denen wir eine Weile plaudern und begeistern uns gemeinsam an den Spiegelungen über dem See.

Gespannt beobachten wir unsere Polarlichter-Apps “Aurora Forecast“ und „Aurora“, die eine kleine Wahrscheinlichkeit für Polarlichter in dieser Nacht bei einem KP-Index von 4 vorhersagen. Ab einem Wert von 4 besteht die Chance, Polarlichter zu sichten, zumal wir sternenklaren Himmel haben. Erwartungsvoll schauen wir einige Male nachts aus dem Fenster, aber es regt sich absolut nichts am nächtlichen Himmel!

Stellplatzbewertung Fishing-Spot am Puoltikasjärvi See

Ort: Puoltikasvaara, 67.4510, 21.1168

Art des Stellplatzes: Fishing-Spot

Kosten: frei

Verfügbar: Grillplatz, sauberes Plumsklo, beheizbare Hütte

Bewertung Lage: 1+

Bewertung Ruhe: 1-2 (E-45 in Hörnähe, nachts ruhig)

Bewertung Sanitäranlagen: 2 (Trockentoilette)

Anfahrt: Von der E-45 200 Meter über eine gute Schotterpiste bis zum See.

Mobilfunknetz: LTE

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10 Comments

  • Engel Susanne

    Lieber Wolfram, endlich habe ich die Muße Deine Bilder und Berichte anzuschauen und bin begeistert. Aber ärgere mich über mich selbst, es erst so spät anzuschauen. Wir sind seit einer Woche unterwegs und ziehen über Oslo in Richtung Lofoten nach Norden. Hier in Fagernes bleiben wir noch kurze Zeit für ein Haustiersitting. Deine-Eure Bilder sind super. Ich hoffe, das es mir ähnlich gut gelingt. Das Nordkap werden wir uns vermutlich sparen und über Alta – Inari – und die karelische Finnland 🇫🇮 Seite nach Naantali und über Kapellskär nach Trelleborg und Rostock zurück. Jetzt werde ich mal weiter auf Deiner Seite stöbern. LG Susa 😇 🇳🇴 🚐

    • Wehr-Reinhold.de

      Liebe Susa, wir freuen uns, dass wir euch Anregungen geben konnten und wünschen euch ganz viel Spaß auf den Lofoten! Ich kann euch auch sehr die Vesteralen empfehlen, würde ich dem Nordkap immer vorziehen! Lofoten und Vesteralen sind wahrlich „Must-See“ Orte! Liebe Grüße, Wolfram

  • Michael

    Klasse Bericht, klasse Fotos! Vielen Dank!
    Wir planen unsere Nordlicht-Reise diesen September mit unserem Womo. Euer Bericht gibt uns schon viele Info‘s und Inspiration….

  • Manuel Hannuschke

    Einen Ganz Tollen Reiseblog habt ihr hier. Gestern habe ich diesen durch Zufall auf FB entdeckt. Mit welcher Drohne machst du die tollen Fotos? Ich wünsche euch eine ganz tolle Zeit und bin schon auf die Lofoten gespannt. LG Manuel

  • Susanne

    Hallo Ihr Beiden!
    Seid ihr jetzt auch im Besitz einer Drohne? Super Bilder…….

    LG von uns und bis bald mal…..

    Leider sind wir schon wieder zuhause. Euch weiter eine schöne Reise, wir werden virtuell dabei sein. 😉

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