Wir machen uns auf zu einer Stadtbesichtigung und starten in der Lindenallee, in dessen Flucht die Silhouette des Stahlwerkes zu sehen ist. Sie war zu DDR-Zeiten mit ihrer Ladenstraße ein Einkaufsmagnet für die umliegende Bevölkerung – heute stehen die meisten Geschäftsräume indes leer. Die Abhängigkeit einer Stadt von einem einzigen Arbeitgeber hat nach der Wiedervereinigung zu Arbeitsplatzabbau und Abwanderung der jüngeren Bevölkerung geführt. Eisenhüttenstadt hat heutzutage nur noch die Hälfte seiner ursprünglich 50.000 Einwohner, die Bevölkerung wirkt überaltert.
Am Platz des Gedenkens mit einem Denkmal für die deutsch-sowjetische Freundschaft beginnen die Wohnkomplexe. Wer jetzt mit uniformer 0815-Plattenbauweise gerechnet hat, sieht sich getäuscht. Der originalgetreu restaurierte Innenhof des Wohnkomplexes 1 überrascht mit einem angenehmen Ambiente, zwei Brunnen, in denen figürliche Plastiken stehen und Sitzbänke, die zum Verweilen im Grünen des Innenhofes einladen. Die originalen Fassaden mit teilweise klassizistischen Elementen sind nach der Wende ebenfalls bestens restauriert worden. Wenn man durch die ansprechend gestalteten Wohnanlagen geht, so kann man sich sehr leicht vorstellen, dass Wohnen in Eisenhüttenstadt für viele junge Menschen in der DDR äußerst attraktiv war. Kein Wunder, dass sich internationale Filmproduktionen für dieses außergewöhnliche Ambiente interessieren. Der berühmte US-Schauspieler Tom Hanks, der einst hier einen Film drehte, hat so die Stadt liebevoll „Iron-Hut-City“ getauft.