Mosel

18.9.2020 – Vom Müllerthal nach Cochem

Eigentlich haben wir keinen Plan für heute, außer dass wir zunächst nach Schengen und dann an die Luxemburger Mosel wollen. Schengen ist für uns als „Fans der europäischen Idee“ ein Pflichtbesuch, wenn man schon einmal in der Nähe ist. An der historischen Stätte wurden alle Verträge zur Reisefreiheit von mittlerweile 29 europäischen Staaten unterzeichnet. Das angeschlossene Europäische Museum lehrt uns, dass die Idee zu einer einzigen offenen deutsch-französischen Grenze eigentlich einer Bierlaune während eines Treffens von Helmut Kohl und Francois Mitterand entsprungen ist. Die Benelux Staaten bekamen Wind von dem Vorhaben und schlossen sich dem Plan spontan an, um so aus einem kleinen, nahezu unbedeutenden Deal einen folgenschweren großen Staatsvertrag zu machen. Vor dem Museum steht ein Europa-Denkmal mit den Flaggen aller beteiligten Staaten, ansonsten macht die Stätte nicht allzu viel mehr her. Am Flussufer sind noch zwei Element der Berliner Mauer platziert worden, eines davon mit dem Konterfei von „Gorbi“, der wohl entscheidenenden Figur bei der deutschen Wiedervereinigung.

Also statten wir dem nahen Naturschutzgebiet Haffe Rèimech noch einen Kurzbesuch ab. Insbesondere Vögel können hier in einer Seenlandschaft auf kurzen Rundwegen beobachtet werden. Um diese Jahreszeit ist die Ausbeute allerdings eher enttäuschend und wir machen nur die typischen Verdächtigen wie Nonnen- und Nilgänse, Blässhühner, Kormorane, Grau- und Silberreiher aus. Im angeschlossenen Restaurant Le Chalet de Remerchen wollen wir einen kleinen Mittagssnack zu uns nehmen! Wir bestellen ein zweigängiges Tagesmenü und werden von den opulenten Portionen überrascht. Ein gemischte Vorspeisenteller wird gefolgt von einem Lammgulasch bzw. mediterranen Couscous. Alle Gerichte sind extrem lecker und das Menü kostet gerade einmal 16 €! Dennoch überfordert uns diese Mittagsportion geradezu!

Weiter geht es an der luxemburgischen Mosel entlang, doch finden wir die ganze Strecke irgendwie langweilig, so dass wir uns dazu entschließen, direkt nach Bremm in den deutschen Teil der Mosel zu fahren. Der Reisebericht „Luxemburg“ erhält so ungewollt eine deutsche Note! Zunächst machen wir eine Weinprobe beim Weingut Franzen, das uns schon früher mit hervorragenden Rieslingen beliefert hat. Wir werden auch dieses Mal nicht enttäuscht, die Weine sind genauso erlesen, wie wir sie in Erinnerung haben. So landen jeweils eine Kiste FranZero (ein sehr trockener Cuveé aus den besten Steillagen) und eine Kiste Bremmer Calmont in unserem Wohnmobil. Wahrscheinlich waren wir sehr blauäugig, denn bei der Suche nach einem Stellplatz stellen wir fest, dass scheinbar alle Plätze ausgebucht sind. Es ist Wochenende, spät am Tag und zudem Hochsaison in den Weingegenden – daran hatten wir nicht gedacht.

Kurzentschlossen rufen wir im Camp Winneburg, oberhalb von Cochem, an und dort kann man uns tatsächlich noch einen Stellplatz anbieten. Der naturbelassene Campingplatz liegt im Enderttal und ist zumindest ruhiger als die meisten überfüllten Plätze an der Mosel.

Stellplatzbewertung „Camping Winneburg“

Ort: Cochem

Koordinaten: 50.159238, 7.142743

Art des Stellplatzes: Campingplatz

Kosten: 25,00 €

Verfügbar: Strom, Wasser, Dusche, WC, Entsorgung

Bewertung Lage: 2

Bewertung Ruhe: 1

Bewertung Sanitäranlagen: 3

Mobilfunknetz: E

Internet: 5G (im Preis enthalten)

19.9.2020 – Von Cochem nach Neef

Nach dem Frühstück fahren wir an der Mosel entlang südwärts auf der Suche nach einem akzeptablen Stellplatz. Es ist für uns unfassbar, mit welch unmöglichen Stellplätzen, zum Teil unmittelbar neben der viel befahrenen Hauptstraße, sich so manch ein „Womo-Kollege“ zufriedengibt! Bevor wir in solch einem Trubel stehen, verzichten wir gerne auf den Moselblick!

In Neef werden wir trotz des Wochenendes fündig – direkt unterhalb der Brücke befindet sich der Wohnmobil-Stellplatz am Frauenberg. Zumindest am Wochenende hat man auf der anderen Flussseite direkt unterhalb des Neefer Frauenbergs Ruhe, in der Woche könnten allerdings aktuell Bauarbeiten an einem Tunnel für Lärmbelästigung sorgen!

Eine Fahrradtour entlang der Mosel steht auf dem Programm. Wir radeln auf der rechten Seite flussabwärts in Richtung Cochem und kommen zunächst am Kloster Stuben vorbei. Die Weinbauern sind fleißig mit der Weinlese beschäftigt. Direkt gegenüber ragt der berühmte Bremmer Calmont Weinberg auf, der zu den steilsten Weinbau-Einzellagen weltweit zählt! Oft genug haben wir schon einen herrlichen Riesling, der hier angebaut wird, genossen!

Der Mosel-Radweg führt nun an dem idyllischen Weindorf Ediger Eller vorbei bis zur nächsten Brücke in Senheim, zumeist über einen Schotterweg, der auch einige Steigungen beinhaltet. Wenig später erreichen wir die Brücke und essen im gegenüber liegenden Senhals im Hotel Halfenstube mit Blick auf die Mosel zu Mittag. Auch eine kleine Weinprobe mit vier verschiedenen Weinen gönnen wir uns.

Auf der anderen Uferseite führt ein aussichtsreicher asphaltierter Radweg unmittelbar am Flussufer entlang. Unterwegs bieten Kinder Walnüsse feil, die hier überall prächtig gedeihen, auch Weinberg-Pfirsich Marmelade gehört zu ihrem Angebot – da können wir natürlich nicht wiederstehen und decken uns sehr zur Freude der Kinder kräftig ein. Unterwegs entdecken wir wild überwucherte Bäche, die in die Mosel münden.

Unser Ziel ist das Örtchen Bullay, wo einer unserer „Haus-und-Hof-Winzer“ Ulli und Peter Stein ihr Weingut haben. Bei den Steins herrscht gerade Hochbetrieb, da überall an der Mosel Weinlese ist und der heute geerntete Wein verarbeitet werden muss. So werden wir Zeugen, wie der frisch gelesene Wein „abgebeert“ wird, das heißt, die Beeren werden maschinell von den Stielgerüsten der Trauben getrennt. Der nächste Schritt der Weinherstellung ist dann in der Regel das Vergären auf der Maische.

Trotz allen Stresses nimmt sich Peter Stein alle Zeit der Welt für eine ausgedehnte Weinprobe, als er hört, dass wir zu den Stein-Wein-Freunden aus Hannover gehören, die regelmäßig an den Wein-Events von Stein teilnehmen! Die Stein-Weine begeistern uns jedes Jahr aufs Neue und das ist auch bei dem 2019er Jahrgang nicht anders. Als wir berichten, dass wir heute große Schwierigkeiten hatten, einen akzeptablen Stellplatz zu finden, bietet er uns spontan an, mit dem Wohnmobil doch einfach am Haus Waldfrieden – dem Domizil von Bruder Ulli – mitten in den Weinbergen zu stehen. 

Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und nehmen das Angebot dankend an! Auf diese Weise können wir auch sehr viel mehr vom famosen Stein-Wein einkaufen, als ursprünglich geplant, da uns der Wein nun mehr oder weniger direkt ans Wohnmobil geliefert wird.

Am Abend sitzen wir an der Mosel, genießen den unterwegs gekauften Wildschweinrücken im Gorgonzola-Speckmantel mit Pilzsoße und Spätzle, dazu den phantastischen Bremmer Calmont-Riesling vom Weingut Franzen – was willst du mehr?

Stellplatzbewertung „Womo-Stellplatz am Frauenberg“

Ort: Neef

Koordinaten: 50.094646, 7.136918

Art des Stellplatzes: Womo-Stellplatz

Kosten: 8,00 €

Verfügbar: Strom, Wasser,  Entsorgung

Nicht verfügbar: WC, Dusche

Bewertung Lage: 2

Bewertung Ruhe: 2

Bewertung Sanitäranlagen: entfällt

Mobilfunknetz: LTE

Internet: —

19.9.2020 – Von Neef nach Alf

Der Calmont Klettersteig steht heute endlich auf dem Programm – vor vielen Jahren haben wir den Steig schon einmal absolviert und waren begeistert. In Bremm am Sportplatz finden wir einen geeigneten Parkplatz für unser Wohnmobil. Von dort laufen wir durch den ganzen Ort, bevor wir bei der St. Laurentiuskirche den Einstieg in den Klettersteig erreichen. Auf dem Klettersteig sollte man absolut schwindelfrei und trittsicher sein, weil es an zahlreichen Stellen direkt neben dem Weg senkrecht in die Tiefe geht. Es ist kaum zu glauben, dass in dieser Steillage Wein geerntet werden kann, und man erkennt schnell, dass es für die Winzer ein mühsames Geschäft sein muss. Aber der Aufwand lohnt sich, die meisten Weine vom Calmont sind einfach großartig.

Während des gesamten Weges liegt die „Halbinsel“ rund um das Kloster Stuben in der kompletten 180 Grad Moselschleife direkt unter uns. Immer wieder eröffnen sich atemberaubende Ausblicke auf die grandiose Landschaft. Nicht zu Unrecht zählt der Calmont Klettersteig zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands. Leider wissen das nicht nur wir, sondern auch zahlreiche andere Wanderer. Es ist Sonntag und somit bevölkern unzählige abenteuerlustige Ausflügler den Pfad. In Corona-Zeiten ist es gar nicht so einfach, auf dem schmalen Weg den entsprechenden Abstand einzuhalten.

Große Teile der terrassierten Weinberge gehören zum Weingut Franzen, dessen Wein wir uns bereits gestern Abend zur Einstimmung haben munden lassen. Auf einer Informationstafel der Familie Franzen wird die mühevolle Arbeit im steilen Weinberg erläutert. Immer wieder müssen auch Trockenmauern zum Abstützen des Berges gebaut werden, die geernteten Trauben werden mit Hilfe von Mono-Rackbahnen in Richtung Tal befördert. Ansonsten ist alles sehr viel Handarbeit, Traktoren können zur Bewirtschaftung hier nicht eingesetzt werden!

Immer wieder sind kleinere Kletterpassagen an Seilen oder Leitern zu absolvieren, alles in allem für durchschnittlich sportliche Menschen aber locker machbar. Das dunkle Schiefergestein des nach Süden ausgerichteten Calmonts speichert die Sonneneinstrahlung und gibt die Hitze an die Umgebung wieder ab. So werden hier im Sommer gut und gerne Temperaturen von über 40 ° C gemessen. Der anstrengendste Teil ist indes der Anstieg zum Höhenweg, gleichzeitig Teil des Moselsteigs. Zunächst gelangen wir zur sogenannten „Todesangst“, einem Aussichtspunkt mit einer sich im Wind drehenden Deutschland Fahne. An weiteren Aussichtspunkten auf dem Höhenweg kann man die perfekte Moselschleife bewundern, welch vollkommenes Kunstwerk der Natur!

Die mühsam erklommenen Höhenmeter müssen natürlich auch wieder abgestiegen werden und zwar über einen nicht minder steilen Pfad in Richtung Bremm.

Nach 2:45 Stunden reiner Wanderzeit erreichen wir den Ort und lassen uns erst einmal im kleinen Dorfladen zu einer Tasse Kaffee nieder.

Auf direktem Weg und über ein ziemlich schmales und steiles Sträßchen fahren wir zum Haus Waldfrieden. Dort platzieren wir uns direkt oberhalb des Weinberges „Alfer Hölle“, dessen Wein nahezu jährlich in unserem Weinkeller landet! Der Weinberg befindet sich im alleinigen Familienbesitz der Familie Stein. Für uns ist es ein echtes Privileg, in dieser grandiosen Lage zwei Nächte stehen zu dürfen.

Am Abend genießen wir das aussichtsreiche Dinner an diesem traumhaft schönen Ort.

20./21.9.2020 – Alf und Rückreise

Das Plätzchen inmitten der Weinberge über der Mosel ist einfach zu schön, um direkt nach dem Aufstehen zur nächsten Aktivität zu eilen. So lassen wir es an unserem letzten Urlaubstag nach dem Frühstück sehr gemütlich angehen, erfreuen uns an der tollen Aussicht und dem Nichtstun. Unter den Weinbergpfirsichbäumen direkt neben unserem Platz wurden die Stielreste der gestrigen Wein-Verarbeitung abgeladen. Jetzt laben sich unzählige Hornissen und andere Insekten an den Überresten.

Gegen Mittag haben wir endgültig genug vom faulen Chillen und raffen uns zu einer Tour rund um die vor uns liegende Moselschleife auf. Direkt über dem Waldfrieden liegt eine Kriegsgräberstätte, die wir kurz durchlaufen. 

Anhand der Sterbedaten kann man erahnen, wie viele Menschen hier in den letzten Kriegstagen sinnlos ihr Leben lassen mussten! Der benachbarte Aussichtsturm Prinzenkopf bietet ein 360 ° Grad Panorama. Von hier aus kann man gut erkennen, wie sich die Mosel in zahlreichen Schleifen durch die von Weinbergen durchzogene, sattgrüne Landschaft windet.

Die Marienburg kann man vom Turm ebenfalls bereits erspähen – sie wird aufgrund der Corona-Pandemie aktuell allerdings nicht bewirtschaftet. So folgen wir dem Moselsteig, unter uns die idyllischen Weindörfer Pünderich und Briedel und immer wieder Weinberge in wahnwitzigen Steillagen.

In Zell kommen wir an einem Haus vorbei, das der Besitzer komplett in „BVB-Schwarz-Gelb“ gestaltet hat – offenbar eine ziemlich kuriose Designidee eines glühenden Fußballfans! Am Moselufer legen wir in einer Straußenwirtschaft unsere Mittagspause ein und stärken uns mit einem leckeren Flammkuchen, bevor wir entlang des Flusses den Rückweg antreten. Dabei durchlaufen wir auch den Campingpark Zell, dessen Lage und vor allem die Ruhe uns sehr gut gefällt – vielleicht einmal eine gute Alternative für unseren nächsten Moselbesuch!

Am nächsten Tag endet unsere Reise mit der Rückfahrt in Richtung Heimat. Wieder einmal konnten wir uns davon überzeugen, dass wir durch den spontanen Kauf unseres Wohnmobils völlig neue Reiseziele kennenlernen, die uns in der „Vor-Corona-Zeit“ vermutlich nie in den Sinn gekommen wären. Fortsetzung folgt … garantiert!

Stellplatzbewertung „Waldfrieden“

Ort: Alf

Art des Stellplatzes: Privat (nicht öffentlich)

Koordinaten: 50.049307, 7.128346

Kosten: —

Verfügbar: —

Nicht verfügbar: Strom, Wasser, WC, Dusche, Entsorgung

Bewertung Lage: 1+

Bewertung Ruhe: 3

Bewertung Sanitäranlagen: entfällt

Mobilfunknetz: LTE

Internet: —

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