Eifel
Corona macht´s möglich … nicht Laos, Botswana oder Ecuador, sondern Luxemburg ist unser Reiseziel für unseren September Kurztrip, natürlich mit unserem neuen Wohnmobil. Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte diese Destination nicht gerade in den Top-10 unserer „Must-Do´s“ gestanden, die leidselige Pandemie schärft jedoch den Blick für naheliegende Ziele und wir fangen an, diese neue Perspektive zu genießen.
Der Blick in den Dumont-Reiseführer* lehrt uns, dass Luxemburg das letzte Großherzogtum weltweit ist. Sitz der „Herrscherfamilie“ und des Großherzogs ist das Palais Grand Ducal in der Stadt Luxemburg. Wir sind sehr gespannt auf die unterschiedlichen Landschaften, die der Zwergstaat zu bieten hat.
Unser erstes Ziel ist der Campingplatz Relles Mühle in Dasburg im Herzen der Eifel, unmittelbar am Grenzflüsschen Our gelegen. Der Platz ist nahezu leer, auf der gegenüberliegenden Uferseite beginnt Luxemburg. Wir haben uns kaum eingerichtet, da schwirren auch schon die ersten Eisvögel über die Wasseroberfläche des malerischen Flüsschens. Sogleich machen wir uns auf zu einer kleinen Exkursion im Flussbett, um Vögel aufzuspüren. Ein Graureiher starrt regungslos auf die seichte Wasseroberfläche der Our, um Fische zu erspähen, ein Gebirgsstelzenpärchen schwirrt geschäftig am Ufer auf und ab, während die schrillen Rufe der Eisvögel durch das Tal schallen. Später entdecken wir sogar Wasseramseln, die im seichten Wasser der Our nach Beute tauchen.

Der Platz liegt wahnsinnig idyllisch und hat nur einen einzigen Makel: Rücksichtslose Motorradfahrer, deren Ziel das Biker-Café an der nahen Grenzbrücke zu Luxemburg ist, preschen mit aufheulenden Motoren die kurvenreiche Passstraße hinauf. Wir empfinden es geradezu als asozial, dass diese Mitbürger in keiner Weise an die ruhesuchenden Naturliebhaber denken! Wenn man dann noch hört, dass sich viele Motorradfahrer dann auch noch mit Ohrenstöpseln vor ihrem eigenen Lärm schützen, ist das der Gipfel der Rücksichtlosigkeit!



Abends grillen wir am Flussufer Bratwürstchen vom Wagyu-Rind, die wir auf unserer diesjährigen Rügen-Tour auf dem Landvergnügen Hof in Techentin erworben haben. Nach diesen Bratwürstchen mag man vermutlich nie wieder andere essen!
13.09.2020 – Ausflug nach Clervaux
Am Vormittag beobachten wir eine ganze Weile das bunte Treiben der Eisvögel. Trotz der sommerlichen Temperaturen tagsüber wird es nachts inzwischen empfindlich kalt, mit Temperaturen um 10 ° C und die Sonne braucht morgens eine Weile, bis ihre Wärme ins Our-Tal vordringt. Unser Plan für heute ist, nach Clervaux mit dem Fahrrad zu fahren. Wir haben großes Glück, da die direkte Verbindung, die Bundesstraße 10, gerade geteert worden ist, aber für den Autoverkehr noch nicht wieder geöffnet wurde. Da Sonntag ist und keine Arbeiten auf der Straße stattfinden, kommen wir in den Genuss, die Straße auf unserer Fahrradtour ganz für uns alleine zu haben. Fast dreihundert Höhenmeter müssen wir die Passstraße mühsam erklimmen, bevor es in Marnach abwärts nach Clervaux geht.

Um das mittelalterliche Schloss und die Pfarrkirche sind die schlichten, mit Schieferplatten gedeckten Häuschen des Städtchens angeordnet.

Im Schloss befindet sich die größte Fotoausstellung aller Zeiten, „The Family of Man“, ein UNESCO Welterbe. Der gebürtige Luxemburger Edward Steichen hat 1952 weltweit Fotografen aufgesucht und gebeten, ihm besondere Fotos von Menschen zu schicken. Die Resonanz war überwältigend und es kamen über zwei Millionen Aufnahmen zusammen. Nach Jahren der Sichtung wurden schließlich 503 Motive für die Ausstellung ausgewählt.
Steichen, eigentlich Kriegsfotograf von Beruf, hat die Fotos nach Themengruppen wie Liebe, Familie, Arbeit, Schmerz oder Tod zusammengestellt, natürlich sind alle Exponate in schwarz-weiß gehalten. Nach 1955 ging die erfolgreiche Ausstellung um die ganze Welt und wurde schließlich auf Wunsch Steichens von der US Regierung dem Herzogtum Luxemburg überlassen. Für Fotografie-Interessierte ist die Ausstellung ein absolutes Eldorado mit fantastischen und ausdrucksstarken Exponaten!



Da es mittlerweile schon Nachmittag geworden ist, haben die von uns ausgeguckten Restaurants allesamt geschlossen, so dass wir auf den Marktplatz ausweichen müssen. Hier gibt es ein Steakhaus, das unter anderem Burger serviert. Der gesamte Platz wird beschallt von einem Alleinunterhalter, der Werke wie „Blue Bayou“ oder „Jenseits von Eden“ zu Gehör bringt. Wir versuchen den Angriff auf den guten Geschmack während des Essens auszublenden, was angesichts der Lautstärke gar nicht so einfach ist.
Mehr oder weniger auf gleichem Weg fahren wir zurück zum Campingplatz, wobei der Anstieg auf dem Rückweg deutlich kürzer ist. Ab Manach geht es auf der neu asphaltierten Piste nur noch bergab, und wir können unsere Bikes entspannt laufen lassen! Beim Besitzer des Campingplatzes kann man Wildfleisch in hervorragender Qualität zu einem sehr günstigen Preis kaufen. Er selbst ist Jäger und meint, dass nur das beste Fleisch in seinen Kühltruhen landet! Wir entscheiden uns für einen Wildschwein-Rücken und Hackfleisch sowie Reh-Bratwürstchen. Den Rest des Nachmittags wird gechillt am Fluss.
14.09.2020 – Dasburg
Eine grandiose Wanderung entlang des Our Flusslaufes steht heute auf dem Programm. Die Nat´Our Route No. 2 verläuft direkt an unserem Campingplatz entlang. Auf der deutschen Seite der Our starten wir gegen den Uhrzeigersinn unsere Runde. Die Tour ist nicht sonderlich anspruchsvoll, aber dennoch mit 19 Kilometern ziemlich lang – und 400 Höhenmeter sind immerhin auch zu bewältigen. Immer wieder öffnen sich schöne Ausblicke auf das lauschige Bächlein. Wir sind sehr froh, dass der größte Teil des Weges durch den schattigen Wald führt, da es heute sehr warm ist. Der Umkehrpunkt der Wanderung ist Tintesmühle, an der sich ebenfalls ein idyllischer Campingplatz auf luxemburgischer Seite befindet. Hier überqueren wir die Brücke über die Our und somit die Grenze zu Luxemburg.



Der Pfad in Luxemburg ist deutlich anstrengender, immer wieder sind kleinere, kraftraubende Anstiege zu absolvieren. Einen kleinen Abstecher kann man noch zum Kasselslay zu einem Aussichtspunkt machen, von dem ein Stück des Our-Tales überblickt werden kann – einen kurzen steilen Aufstieg muss man dafür aber in Kauf nehmen.


Nach diesem kleinen sportlichen Intermezzo setzen wir unseren Weg fort und erreichen nach viereinhalb Wanderstunden glücklich und erschöpft die Pont Dasburg. An der Tankstelle versorgen wir uns erst einmal mit Brötchen für morgen früh, da es auf dem Campingplatz keinen Brötchenservice gibt. Die Tankstelle wird auch aus dem gesamten deutschen Grenzgebiet gerne angefahren, da der Sprit in Luxemburg deutlich billiger ist (ca. 8 Cent).
Stellplatzbewertung „Relles Mühle“
Ort: Dasburg
Koordinaten: 50.053662, 6.123526
Art des Stellplatzes: Campingplatz
Kosten: 23,– €
Verfügbar: Strom, Wasser, Dusche, WC, Entsorgung
Bewertung Lage: 1
Bewertung Ruhe: 2
Bewertung Sanitäranlagen: 2
Mobilfunknetz: E
Internet: W-Lan gegen Gebühr

15.9.2020 – Von Dasburg über Esch-sur-Sûre nach Bourscheid
Nicht weit von Dasburg entfernt liegt an einer hufeisenförmigen Flussschleife der Sauer der kleine Weiler Esch-sur-Sûre, unser Zwischenziel am heutigen Tag. Zu Füßen einer mittelalterlichen Burgruine und einer Pfarrkirche mit Spitzturm sind ein paar weißgetünchte Häuschen angeordnet – mehr gibt das Örtchen eigentlich nicht her. Auf einem kurzen Rundgang erkunden wir Esch inklusive der Ruine. Am Ortseingang befindet sich der Campingplatz Aal, den wir allerdings abwählen, da es ringsherum ziemlich laut ist. Überall stören Baumfällarbeiten im gegenüberliegenden, steil aufragenden Wald die Idylle, außerdem ist die Bundesstraße in Hörweite.


Wir müssen einen kleinen Umweg über Wiltz fahren, wo es scheinbar den einzigen Supermarkt weit und breit gibt, um ein Paar Lebensmittel einzukaufen.

Unser Ziel ist der Campingplatz du Moulin, in der Nähe von Bourscheid-Plage, einem der schönsten Strände an der Sauer. Der Platz gefällt uns deutlich besser als der in Esch, da er wesentlich sonniger, offener und vor allem ruhiger ist. So platzieren wir unser Wohnmobil unmittelbar am Flussufer. Natürlich wagen wir auch ein Bad in der Sauer und stellen fest, dass sie a…kalt ist!
Nahe am Campingplatz lädt die Brasserie du Vieux Moulin zu einem Dinner in einem gemütlichen Kellergewölbe ein. Es gibt hervorragende Wildgerichte zu akzeptablen Preisen.
Der Abend ist verhältnismäßig lau und wir sitzen nach dem Abendessen noch eine ganze Weile am Fluss und genießen das überragende Ambiente mit dem beleuchteten Castel Bourscheid unter dem grandiosen Sternenzelt.


Stellplatzbewertung „Camping du Moulin“
Ort: Bourscheid-Plage
Koordinaten: 49.927086, 6.220785
Art des Stellplatzes: Campingplatz
Kosten: 25,– €
Verfügbar: Strom, Wasser, Dusche (1 €), WC, Entsorgung
Bewertung Lage: 1
Bewertung Ruhe: 2
Bewertung Sanitäranlagen: 3
Mobilfunknetz: LTE
Internet: W-Lan gegen Gebühr

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One Comment
Barbara Driesen
Wunderschöne Fotos…danke für die interessanten Informationen. Wir werden uns sicher einmal auf eure Pfade begeben.