Villnösstal
10. Oktober 2022 – Anreise ins Villnösstal
Am frühen Morgen verabschieden wir uns von Irene und machen uns auf den Weg in Richtung Südtirol. Die Straßen sind glücklicherweise frei von Staus, so dass wir über Florenz und Bologna in gut vier Stunden unser Zwischenziel erreichen, das Weingut Ricchi oberhalb des Gardasees. Seit vielen Jahren ist Ricchi einer unserer Haus- und Hoflieferanten, da Freunde aus Hannover im Ort ein Haus hatten und uns regelmäßig mit Weinen von hier versorgt haben. Das Weingut liegt in einer idyllischen Umgebung, nebenan gibt es sogar einen Campingplatz, der nur Erwachsene aufnimmt – vielleicht auch einmal ein Ziel mit unserem Wohnmobil!?


Bei einer kurzen Weinprobe wollen wir weitere Weine, neben den uns hinlänglich bekannten kennenlernen, letztlich landen aber die vertrauten Weine in unserem Kofferraum: Der „Ribo“, ein für diesen Preis (9,95 €) unschlagbarer Cabernet Sauvignon, ein toller, frischer Lugana sowie der Meridiano, ein interessanter Chardonnay mit leichter Holznote.
Am Nachmittag erreichen wir schließlich den Oberkantiolhof in Santa Maddalena im Villnösstal. Die Lage des Hofes ist grandios, unmittelbar vor den markanten Geißlerspitzen – das Ensemble wird allerdings gestört durch einen Kran, der auf dem Unterkantiolhof mit Bauarbeiten beschäftigt ist. Wollen wir hoffen, dass es nicht zu Lärmbelästigungen in dieser idyllischen Umgebung kommt! Unser gebuchtes Zimmer, die „Bauernhofsuite“, ist komfortabel ausgestattet und verfügt über einen sonnigen, aussichtsreichen Südbalkon – man könnte meinen, man stünde vor einer Fototapete!


Ein bisschen Bewegung brauchen wir vor dem Abendessen unbedingt noch. Unsere Runde führt uns vorbei an der Sankt Johann Kapelle, eines der wohl meistfotografierten Motive der ganzen Gegend. Die 1744 erbaute Kapelle steht auf privatem Grund des Ranuihofes und man erhält Zutritt für „den ultimativen Shot“ über ein Drehkreuz, wenn man zuvor den „Wegezoll“ von 4 Euro entrichtet hat. Das ersparen wir uns am heutigen Abend und finden anstatt dessen einen kostenlosen Fotospott nahebei.

Das dreigängige Menü zum Abend ist fantastisch, es gibt hausgemachte Ravioli als Primi Piatti, gefolgt von einem hervorragenden Ossobuco und als krönendem Abschluss Marillenknödel. Wenn wir in den nächsten fünf Tagen immer so gemästet werden, müssen wir einige Kilometer auf unseren Wandertouren zurücklegen.
11. Oktober 2022 – Zanser Alm – Adolf-Munkel Weg – Gschnagenhardt Alm
Nach einem opulenten Frühstück fahren wir hinauf zur Zanser Alm und starten unsere heutige Wanderung. In einer halben Stunde steigen wir hinauf zum Ausgangspunkt des beliebten Adolf-Munkel-Weg, den wir bereits bei unserer Hüttentour 2016 begangen sind. Hier eröffnet sich erstmals ein phantastischer Blick auf das imposante Bergmassiv der Geißlerspitzen.


Unser ursprünglicher Plan, dem Adolf-Munkel-Weg hinter der Gschnagenhardt Alm zu folgen und unsere Mittagspause an der Brogles Hütte zu machen, brechen wir ab, da wir bereits von Weitem einen Baukran an der Hütte erspähen. Ein Anruf in der Hütte bestätigt unsere Vermutung: Die Hütte ist wegen Umbauarbeiten geschlossen. So kehren wir unverrichteter Dinge zur Gschnagenhardt Alm zurück und verbringen hier eine ausgedehnte, sonnige Pause bei leckeren Spinatknödeln. Es gibt wohl kaum eine Alm in den Alpen, die einen solch galaktischen Ausblick bietet.


Über einen lauschigen Pfad entlang eines rauschen Baches gelangen wir zurück zur Zanser Alm, wo wir uns mit einem Bier für die Wanderung belohnen. Der erhoffte sonnige Restnachmittag auf unserem Balkon wird leider gestört durch die Bautätigkeiten nebenan. Wir hatten gehofft, dass die Arbeiten spätestens um 17 Uhr beendet seien – dem ist aber zumindest am heutigen Tag leider nicht so. Das ist der Vorteil, wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist: Man kann jederzeit die Zelte abbrechen, wenn störenden Begleitumstände auftreten! In den nächsten Tagen halten sich dann die Beeinträchtigungen zum Glück in Grenzen.
12. Oktober 2022 – Umrundung des Peitlerkofels
Eine Traumwanderung steht auf dem Programm. Große Teile der Rundwanderung um den Peitlerkofel kennen wir bereits von unserer Hüttentour 2016. Wir parken unser Auto am Würzjoch. Bereits auf der Zuwegung gibt es einige Panoramaplätze, die den imposanten Peitlerkofel in seiner vollen Schönheit präsentieren.


Am Munt de Fornella müssen wir uns entscheiden, in welche Richtung unsere Tour verläuft. Die Runde entgegen dem Uhrzeigersinn scheint die bessere Alternative zu sein, da dann die wohl einzige geöffnete Einkehrmöglichkeit, die Göma Hütte, eher am Ende der Strecke liegt. Auf einem schmalen Bergpfad, auf dem Schwindelfreiheit und Trittfestigkeit gefragt sind, genießen wir ein erstes großartiges Bergpanorama. Kurze Zeit später treffen wir auf den Einstieg zur Peitlerkofelscharte.

Nach einer überaus schweißtreibenden Anstieg von einer guten halben Stunde ist es geschafft, und wir stehen auf dem Gipfel der Scharte. Dort erwarten uns schon zahlreiche Alpendohlen, die offenbar von hier pausierenden Wanderern regelmäßig angefüttert werden. Von uns ist wie immer nichts zu erwarten, da Wildtiere grundsätzlich nicht gefüttert werden sollten.


Nach einer kurzen Pause setzen wir unseren Weg fort, natürlich ohne den von hier aus beginnenden neunzigminütigen Aufstieg zum Peitlerkofel zu absolvieren. Er wäre auch nicht lohnend, da die Bergspitze von dichten Wolken umhüllt ist. Der Abstieg von der Scharte verläuft auf einem gut präparierten Weg. Die nun folgende Passage kann man wohl als „Genusswandern“ bezeichen. Ohne große Höhenmeter zu absolvieren kann man über mehrere Kilometer einfach die grandiose Almenwiesenlandschaft mit den schroffen Dolomiten-Felsmassiven des Heiligkreuzkofels, Gardenacia und der Puez-Gruppe am Horizont bewundern.

Erst in der Nähe der Göma-Höhe mündet der Weg wieder in einen schmalen Pfad und führt in einer weiteren Stunde Gehzeit zur Göma Hütte. Hier lassen wir uns eine leckere Gemüsesuppe schmecken, bevor wir unsere Umrundung am Munt de Fornella und dem Abstieg zum Würzjoch vollenden. Auf dem Rückweg vom Würzjoch schauen wir hinab in das grandios gelegene Villnösstal mit dem idyllischen Örtchen Santa Maddalena und dem Oberkantiolhof.

13. Oktober 2022 – Seceda
Da für heute den ganzen Tag Kaiserwetter angesagt ist, wollen wir eine sonnige Tour am Seceda unternehmen. Wir fahren mit dem Auto ins benachbarte Grödnertal und von dort in Sankt Ulrich mit der Seilbahn hinauf zum Seceda-Gipfel, quasi die Rückseite der Geißlerspitzen. Mit der Dolomiticard, die wir von unseren Vermietern bekommen haben, ist die Fahrt nach oben kostenlos, abwärts reduziert (17,–€). Steil ragen die zerklüfteten Felsspitzen nach oben und lassen den Berg noch riesiger erscheinen, als er mit seinen mehr als 2.500 Höhenmetern ohnehin schon ist.

Die umliegende Alm mit ihren grünen Wiesenmatten und das Panorama über die gigantischen Dolomitengipfeln machen diesen Ort zu etwas ganz Besonderem! Neben dem gewaltigen Gebirgsstock der Sella sind die Puez-Gruppe sowie der markante Lang- und Plattkofel zu erkennen.



Scharen von Asiaten bevölkern den Bereich um das Gipfelkreuz. Die meisten von ihnen sind mit sehr leichtem Schuhwerk ausgestattet, einige Frauen schützen sich mit Regenschirmen vor den Sonnenstrahlen. Und so balancieren sie auf schmalen, ausgesetzten Steigen und schießen Instagram-Selfies auf Felsvorsprüngen, wo uns Angst und bange wird. Kein Wunder, dass in den Dolomiten Jahr für Jahr unvorsichtige Touristen genau an diesen Stellen abstürzen und ums Leben kommen! Wir flüchten vor dem Trubel rund um die Seilbahnstation und fortan wird es auf unserer Wanderung beschaulicher.

Zu dieser Jahreszeit ist das Vieh längst von den Almen hinunter ins Tal getrieben worden – zu kalt sind wohl inzwischen die Nächte. Ein paar hart gesottene Esel auf einer Weide sind allerdings für die vorbeiziehenden Wanderer immer noch eine Attraktion. Unser nächstes Ziel ist die UNESCO Welterbeterasse Mastlé, ein großartiger Aussichtspunkt oberhalb der Regensburger Hütte, mit einer 360° Erklärung aller umliegenden Dolomitengipfel.


Über den Col Raiser steigen wir hinauf zur Daniel Alm, wo wir uns mit einem leckeren Knödel-Dreierlei mit Butter und Parmesan belohnen. Wir entscheiden, von hier aus nicht zur Seceda-Gipfelstation zu laufen sondern zur Mittelstation hinunter zu steigen. Der erste Teil dieser Variante ist wunderschön, bis wir auf die Skipiste treffen, der wir bis zur Furnes Station folgen müssen. Spätestens an solchen Orten wird einem bewusst, welche Umweltschäden durch den immer größer werdenden Skizirkus verursacht werden. Als ehemalige enthusiastische Skifahrer bekommen wir im Nachhinein noch immer ein schlechtes Gewissen! Der Abstieg umfasst insgesamt immerhin 500 Höhenmeter, die ganz schön auf die Knie gehen! Mit der Gondel fahren wir schließlich hinab zur Seceda Talstation.
14. Oktober 2022 – Cieloronda – Südtiroler Himmelsrunde
Für unseren letzten Wandertag wünschen wir uns noch einmal eine Tour mit spektakulären Ausblicken. Daher fällt unsere Wahl auf eine Runde am Rittner Horn. Auch hier wandeln wir auf alten Spuren, da das Rittner Horn das Ziel der ersten Etappe unsere Hufeisentour 2013 rund um das Sarntal war. Die Anfahrt zur Talstation Pemmern ist abenteuerlich. Von Barbian windet sich eine einspurige Straße hinauf und es ist des Öfteren eine Herausforderung, dem entgegenkommenden Verkehr auszuweichen. Die Fahrt mit der Gondel ist mit der Dolomiticard kostenlos, ein wirklich lobenswerter Service des hiesigen Tourismusverbandes.
An der Bergstation der Rittner Horn Bergbahn startet die Cieloronda, die Südtiroler Himmelsrunde. Am Wegesrand sind bildreiche Beschreibungen der Latsche und der Zirbelkiefer zu entdecken.

Die Südtiroler Himmelstour trumpft, wie der Name schon vermuten lässt, mit grandiosen Aussichten auf. Erst schaut man auf die Sarntaler Alpen und dann später, wenn man nach einer langen ersten Etappe das Rittner Horn erklommen hat, öffnet sich ein herrliches Panorama auf die Dolomitengipfel.

Wir wollen hier noch nicht einkehren, sondern zur Platzer Alm absteigen. Als wir unten ankommen, stellen wir fest, dass wir lediglich noch zwei Stunden Zeit haben, um die letzte Gondel zu erreichen. Die freundliche Wirtin gibt uns den Tipp, einen Schleichweg unterhalb des Rittner Horns zu wählen. Damit könne man die Wegzeit deutlich verkürzen. Für eine warme Suppe, auf die wir uns gefreut hatten, reicht die Zeit nicht mehr, so dass wir nach einem schnellen Getränk aufbrechen. Mit der Abkürzung kommen wir mehr als rechtzeitig zur Gondelstation, sind aber nach den 14,2 Kilometern und über 500 Höhenmetern auch etwas platt. Dennoch sind von dieser großartigen Tour zum Ende unseres Südtirol Aufenthaltes begeistert.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stopp bei der legendären Schlachterei Trockner in Barbian. Dort kaufen wir Südtiroler Schinkenspeck ein, neun Monate gereift. Man kann sich den Schinken hier auch vakuumieren lassen. Ein zweiter Stopp gilt der Eisacktaler Weinkellerei. Hier erwerben wir eine bunte Mischung aus der Aristos Linie, bei der dank strengster Selektion und Ertragsbeschränkung optimale Traubenqualität im Vordergrund steht.
14. Oktober 2022 – Rückfahrt nach Hannover
Am nächsten Morgen verabschieden wir uns von unseren liebenswürdigen Gastgebern sowie von unseren Mit-Gästen, mit denen wir interessante und unterhaltsame Abende verbracht haben. Die über 900 Kilometer in die Heimat verlaufen staufrei und relativ entspannt. Erwähnenswert ist das richtig gute Restaurant Franziskus in Freystadt, in dem wir unterwegs eine Pause machen und ein leckeres und interessantes Mittagessen vorgesetzt bekommen! Auf der Karte stehen verschiedene Spezialitäten aus Ländern, die irgendwann einmal den ESC gewonnen haben – sehr kurios!
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One Comment
Angie
Wie immer seeehr schöne Fotos und interessante Reisebeschreibungen. Liebenswert finde ich eure lukullischen Entdeckungen😋