Kgalagadi Transfrontier Park (KTP)

Zurück im Camp entscheiden wir, nicht mehr zu frühstücken, da der Wind unangenehm bläst – wir hoffen anstatt dessen auf eine Einkehrmöglichkeit unterwegs auf dem Weg in den Kgalagadi Transfrontier Park. Zunächst ist die C19 recht aussichts- und abwechslungsreich. Wir überqueren Passstraßen auf einer recht passablen Gravelroad. Bis Maltahöhe ist jedoch von einer Frühstücksmöglichkeit weit und breit nichts in Sicht. In der kleinen Ortschaft, in der es gefühlt mehr Kirchen als Wohnhäuser gibt, kehren wir ein in dem kleinen Backbacker-Hostal am Ortseingang. Wir bestellen Omelett bzw. Oryx-Boereworst mit French-Fries – für ein Frühstück ist es mittlerweile schon zu spät. Im Garten schwirren bunte Sunbirds herum und saugen emsig mit ihren langen gebogenen Schnäbeln Nektar aus den Blüten. Wie bei den meisten Sunbirds ist auch bei dieser Spezies das Weibchen extrem benachteiligt: Ihr Federkleid ist durchgängig unscheinbar-bräunlich, während das Männchen mit einer knallig roten Brust und grün schimmerndem Kopf daherkommt! Auch sichten wir erstmals Weißrücken-Mausvögel, die sich an Kaktusfrüchten gütlich tuen und aufgrund ihrer grauen Haube leicht zu verwechseln sind mit den allgegenwärtigen Graulärmvögeln.

 Von Maltahöhe bis nach Mariental ist die Straße asphaltiert, so dass wir sehr schnell vorankommen. Wir haben geplant, in Mariental bei Spar einzukaufen. Der Supermarkt erweist sich als hervorragend sortiert, so dass wir unseren Einkaufszettel innerhalb einer Stunde abarbeiten und die Vorräte für den bevorstehenden Aufenthalt im Kgalagadi Transfrontier Park wie gewünscht auffüllen können. Vorsichtshalber lassen wir auch noch einmal unsere Gasflachen auffüllen, da wir hierzu hinter Mariental keine Gelegenheit mehr haben werden.

Wir haben beschlossen, vor dem KTP noch einmal zwei Tage in einem „richtigen Bett“ zu schlafen und uns dafür die Red Dune Farm ausgesucht, die sich auf der C 23, kurz hinter Gochas und rund 150 Kilometer vor Mata Mata befindet. Damit lassen wir zwar eine Buchung im KTP (Rooiputs) sausen, aber das ist es uns wert. Denn wir wollen uns hier in aller Ruhe auf den insgesamt fast zwei wöchigen Aufenthalt in der Wildnis vorbereiten. Telefonisch haben wir ein Safari Tent auf der Farm reserviert. Es gibt weiterhin noch eine idyllisch, auf einer Sanddüne gelegene Campsite (nur mit 4×4 erreichbar) sowie an gleicher Stelle noch ein weiteres Safari Tent, das aber leider schon vergeben war. Pieter, der freundliche Besitzer der Red Dune Farm, der in seinem früheren Leben Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften war, begrüßt uns herzlich. Das Zelt ist simpel ausgestattet, ebenso das „En-Suite“ Badezimmer, dafür kostet die Nacht auch gerade einmal 320 NAM$. In jedem Fall gibt es ein schönes großes Doppelbett – das ist uns am allerwichtigsten.

Mit dem auf der Farm gekauften Oryx-Filet bereiten wir uns ein schönes Abendessen zu und verarbeiten dabei die Reste der letzten Tage. Nebenan auf den Weiden schreien sich eine Kuh und ihr Kalb die Seele aus dem Leib – das kann ja lustig werden, wenn das die ganze Nacht so weiter geht! Wie sich herausstellt, ist das Muttertier heute den ersten Tag von seinem Kalb getrennt. Pieter sorgt nachts dann noch für Ruhe, in dem er die beiden Tiere wieder zusammenführt und auf eine weiter abgelegene Weide treibt. Wir erleben einen grandiosen African Sky mit einer Milchstraße, die von einem Ende des Horitonts bis zum anderen reicht. Der abnehmende Mond geht erst gegen 21.30 Uhr auf, so dass wir bis dahin in den Genuss eines der eindrucksvollsten Nachthimmel kommen, den wir jemals in Afrika gesehen haben!

3. September 2015, Red Dune FarmReifenpanne die Zweite und  - Vorbereitung auf den KTP

Am Morgen stelle ich unseren zweiten Plattfuß innerhalb von zwei Tagen fest – die Gravelroads fordern ihren Tribut! So mache ich mich nach dem Frühstück zunächst an den Reifenwechsel – die Handhabung des Hi-Lift-Jacks wird langsam zur Routine – und anschließend flicke ich den kaputten Reifen mit dem von Bushlore bereitgestellten Reparatur-Set.

Den ganzen Vormittag verbringen wir damit, Wäsche zu waschen, unsere Kameras vom Dünenstaub zu befreien und vor allem unsere „Sieben Sachen“ sinnvoll neu im Auto anzuordnen. Dinge, die wir nur selten oder gar nicht brauchen, kommen in die hintersten Storage-Boxen unseres Autos. Außerdem sortieren wir einige Lebensmittel neu bzw. verstecken sie, da die Aussagen zu den Grenzübertritten nach Südafrika bzw. Botswana sehr unterschiedlich ausfallen. Angeblich soll „rotes Fleisch“ kein Problem sein, wohl aber Milchprodukte, Maismehl und Feuerholz, deren Einfuhr strikt verboten sein sollen. Auch müssen wir einen Teil unserer Wein, Bier und Savanna-Dry Vorräte verstecken, da nur zwei Liter Alkohol pro Person eingeführt werden dürfen. Wir werden auf jeden Fall auf Nummer sicher gehen. In einem Reisebericht im Namibia-Forum haben wir gelesen, dass ein Pärchen beim Grenzübertritt nahezu seine kompletten Vorräte eingebüßt hat – das soll uns auf keinen Fall passieren!

Zum Sonnenuntergang laufen wir noch ein paar Kilometer in Richtung der Roten Düne, wo die Campsites zu finden sind. Dies ist wahrlich ein idyllisches Plätzchen! Wir halten nach unserer Rückkehr noch einen kleinen Plausch mit Pieter und kaufen zwei Pakete Oryxfilet, die wir uns in den nächsten Tagen im KTP munden lassen werden. Auch heute verwöhnt uns der African Sky wieder mit einer atemberaubenden Milchstraße, unter der wir unser Dinner, eine Gemüsepfanne mit Oryxfiletstreifen, genießen.

4. September 2015, Von der Red Dune Farm zum Kgalagadi Transfrontier Park, Rooiputs Campsite (330 Kilometer zzgl. 40 Kilometer Gamedrive) - Endlich Wildnis – Aufbruch in den KTP

Die eiskalte Nacht hat unser Olivenöl auf dem Tisch gefrieren lassen! Nach einem schnellen Frühstück sind wir um kurz nach 7 Uhr zurück auf der Gravelroad in Richtung Mata Mata, die eine typische Kalahari-Landschaft durchzieht. Wir wollen in der Sitzas-Farm, wenige Meter vor der Border Control unsere Fleischvorräte auffrischen, da wir gelesen haben, dass es hier Game-Meat gäbe! Was für eine herbe Enttäuschung: In der Gefriertruhe liegen lediglich einige Lamp-Chops, die wir geflissentlich liegen lassen. Zehn Kilometer zurück sind wir an einer anderen Farm vorbeigefahren, die ebenfalls Fleisch anbietet. Diesen kleinen Umweg nehmen wir für schönes Wildfleisch in Kauf, werden jedoch erneut enttäuscht: Die Farm hat heute leider geschlossen – das hatten wir beim Vorbeifahren leider übersehen. Unser Tipp: Bereits auf der Terra Rouge Farm einige Kilometer zurück oder aber bei Pieter auf der Red Dune Fam mit Wildfleisch eindecken!

Nachdem wir noch einige Milchprodukte in unseren Reisetaschen verstaut haben, fahren wir ein in den Checkpoint bei Mata Mata. Eines vorweg: Niemand wird in Mata Mata behelligt wegen eingeführter Lebensmittel! 

Kontrolliert wird lediglich, ob Feuerholz an Bord ist – dies ist strengstens verboten. Da bei allen KTP-Anfängern (so wie wir) immer wieder Unsicherheit besteht, wie das genaue Procedere für die länderüberschreitende Durchfahrt im KTP ist, hier die exakten Schritte stichpunktartig. Alle Durchreisende, die in Mata Mata in den Park fahren (von Namibia nach Südafrika) und in Mabuasehube (oder Kaa) den Park wieder verlassen (in Botswana), müssen folgende Formalitäten einhalten: 

1.    Namibia Border Control Mata Mata: Auf der Departure Seite das Grenzübertrittsformular ausfüllen und am Schalter Reisepass für die Ausreise abstempeln lassen. Falls das Auto in Südafrika gemietet wurde, muss man das grüne Formular abgeben.

2.    Sanparks Office Mata Mata: Zuerst die Reservierungen zeigen, Indemnity Form ausfüllen, Parkregularien ausfüllen und unterschreiben. Falls noch nicht geschehen, Parkgebühr entrichten, sofern man auf der südafrikanischen Seite übernachtet. Wer ausschließlich auf botswanischer Seite Unterkünfte gebucht hat, muss die sehr viel teureren südafrikanischen Conservation Fees (270 ZAR p.P. und Tag) nicht bezahlen.

3.    Südafrika Border Control Mata Mata (im selben Office wie Sanparks): Die südafrikanischen Polizisten tragen die Daten der Reisepässe in Formulare ein. Danach wird das Auto gecheckt. Wie bereits gesagt, wird ausschließlich nach Waffen und Holz geschaut!  

4.    DWNP Twee Rivieren: Hier sollte man sich zu statistischen Zwecken und für Notfälle nochmals bei DWNP per Formular anmelden (ist nicht obligatorisch). Falls man Umbuchungen der reservierten Campsites vornehmen möchte, ist man hier ebenfalls an der richtigen Adresse.

5.    Zoll Botswana Twee Rivieren: Bei den botswanischen Behörden (im selben Gebäude wie DWNP) muss man sich zwingend den Reisepass für die spätere Ausreise abstempeln lassen, wenn man an anderer Stelle als eingereist den Park verlassen möchte. Hierfür ist in jedem Fall ein Aufenthalt von mindestens zwei Nächten im Park obligatorisch!

Der Kgalagadi Transfrontier Park ist der erste grenzüberschreitende Nationalpark der Welt und zudem einer der größten weltweit. Im Jahr 2000 wurde der Gemsbok National Park, das Mabuasehube Wildreservat und der südafrikanische Kalahari Gemsbok Park vereint zum heutigen KTP, der rund 38000 Quadratkilometer umfasst. Während der botswanische Teil des KTP relativ unerschlossen und wild erscheint, ist der südafrikanischen Teil infrastrukturell bestens ausgestattet. Die Temperaturunterschiede während der Jahreszeiten sind extrem: Im Sommer von Oktober und April können die Temperaturen im trockensten Gebiet Botswanas leicht 40 °C betragen, während im Winter das Quecksilber schon einmal auf -10 °C fallen kann. Inmitten des Nationalparks im trockenen Flussbett des Nossob verläuft die mit Grenzsteinen markierte Landesgrenze zwischen Südafrika und Botswana.

Für die Bereisung des Parks ist eine rechtzeitige und gute Planung wichtig. Auch wir haben bei der Planung unserer Route durch den Park Fehler aus Unwissenheit gemacht. Leider erhält man nirgendwo zusammengefasst Hinweise, was zu beachten ist. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass es lediglich eine Handvoll Routen gibt, die ohne Vorbuchung und ohne Permit befahrbar sind. Dies sind:

1. Von Mata Mata nach Twee Rivieren durch das Auob Trockenflussbett
2. Von Twee Rivieren nach Nossob und weiter nach Grootkol durch das Nossob Trockenflussbett
3. Zwischen diesen beiden Routen gibt es zudem zwei Querverbindungen
4. Von Grootkolk bis Kaa Gate
5. Von Nossob bis Mabuasehube Gate

Die Routen 1 – 3 sind Gravelroads, die auch mit 2×4 befahrbar sind, 4 und 5 hingegen sind die Verbindungsrouten in die beiden anderen Parkregionen und sind nur mit Allradfahrzeugen zu bewältigen. Alle anderen Trails im Park bedürfen eines kostenpflichtigen Permits, das zuvor online beantragt werden muss. Wir würden bei einem nächsten Besuch versuchen, die Hauptstrecken wo immer es geht zu meiden und dafür Wilderness Trails in die Fahrroute mit einzubeziehen.

Wir erledigen die Formalitäten, wie unter Punkt 1 -3 beschrieben. Gestern haben wir uns entschlossen, die erste gebuchte Two Rivers Campsite am 6. September sausen zu lassen und stattdessen ein Wilderness Camp auf südafrikanischer Seite zu buchen. Dies ist zugegebener Maßen teuer (1.300 ZAR zzgl. der südafrikanischen Entrance Fee, s.o.), aber wir wollen unbedingt das wenig heimelige und zudem eingezäunte Two Rivers Camp umgehen.

In Mata Mata befindet sich ein kleiner Supermarkt, wo wir uns mit Fleisch und Feuerholz eindecken. Eine Tankstelle ist ebenfalls dort, bei der allerdings, ebenso wie im Supermarkt, nur mit Cash bezahlt werden kann. Kreditkartenzahlung ist nur in Twee Rivieren oder Nossob möglich! Wir reduzieren unseren Reifendruck auf 1,5 bar und fahren die 120 Kilometer lange Piste entlang des Auob Trockenflussbettes nach Twee Rivieren. Dabei entdecken wir auf einem erhabenen Ast einen Schwalbenschwanzspint (blaue Schwanzfedern), den wir fast für einen Zwergspint (grüne Schwanzfedern) gehalten hätten.

Im dortigen Office von DWNP wollen wir eine Umbuchung unserer Campsites vornehmen, da wir nach Möglichkeit auch nicht die zweite Nacht in Two Rivers übernachten wollen.

Wir drücken ein wenig auf die Tränendrüse und sagen, dass wir das erste Mal im KTP seien und uns den Weg von Two Rivers bis Kaa sehr viel kürzer vorgestellt haben.

Lieber würden wir anstatt Two Rivers eine Zwischenübernachtung auf halber Strecke in Polentswa einlegen. Tatsächlich hatten wir im Vorfeld natürlich versucht, Polentswa zu buchen, aber auch ein halbes Jahr vorher waren die gewünschten Termin in dem wohl beliebtesten Camp des KTP nicht mehr zu bekommen. Der DWNP Angestellte meint, dass wir leider keine Chance hätten, Polentswa sei bis zum Jahresende komplett ausgebucht! Er hat dann aber doch offenbar Mitleid und bietet uns ein „Notcamp“ ohne Facilities für den 7. September an. Wir sind begeistert und nehmen das Angebot nur allzu gerne an.

Wir richten uns in Rooiputs, Campsite Nr. 5, erst einmal ein. In Rooiputs gibt es sechs Campsites, jeweils zwei Plätze teilen sich die sanitären Anlagen. Es steht je eine Trockentoilette, wie wir sie bereits aus der Central Kalahari kennen, sowie eine einfache Dusche mit kaltem (Salz-)Wasser zur Verfügung. Jede Campsite ist zudem mit einem sogenannten A-Frame, einem Holzzelt auf einem Betonplateau, ausgestattet. 

Unser erster Gamedrive zum Sonnenuntergang führt uns entlang des trockenen Flussbettes des Nossob, das den Grenzverlauf zwischen Südafrika und Botswana, sichtbar an den regelmäßig aufgestellten Grenzsteinen, darstellt. Außer ein paar Schakalen, Springböcken, Oryxen und Riesentrappen kommt uns nichts vor die Linse.

Auch die nahen Wasserlöcher von Rooiputs und Kiy Kiy sind wie ausgestorben. Unverrichteter Dinge machen wir uns auf den Heimweg und entzünden unser Campfire.

Corinna meint, merkwürdige Geräusche aus dem Dachstuhl des A-Frames zu hören. Tatsächlich, als ich näher komme, höre ich es auch. Ein Geräusch wie ein Schnaufen. Corinna meint, es höre sich an, „als ob jemand eine Luftmatratze aufbläst“. Wir wollen der Sache näher auf den Grund gehen. Plötzlich ein Aufschrei neben mir: Corinna ist vor Schreck erstarrt! Ein aufgeschreckter Kauz, scheinbar der Verursacher des Geräusches, fliegt knapp über unsere Köpfe davon. Er hatte sich im Dachstuhl des A-Frames häuslich eingerichtet und wurde von uns gestört!

Schnell ist es um uns herum stockdunkel. Wir müssen uns erst einmal wieder daran gewöhnen, uns unbeschwert in der Wildnis mit Löwen und anderen Raubtieren zu bewegen. Natürlich wissen wir, dass die Löwen Feuer meiden, dennoch verbleibt an unserem ersten Abend ein angespanntes Gefühl und wir leuchten das ein oder andere Mal um uns herum, um nach leuchtenden gelben Augen Ausschau zu halten. In der Nacht hören wir außer dem „Lachen“ einer Hyäne kaum einen Laut, erst am Morgen vernehmen wir weit in der Ferne Löwengebrüll.

5. September 2015, KTP (Rooiputs Campsite) - Morgendliche Löwenbegnung

Pünktlich um 6.30 Uhr sind wir bereit für unseren Morning Game-Drive, früher darf man im KTP nicht Autofahren! Zunächst scheint die Savanne entlang der Piste in Richtung Nossob an diesem friedlichen Morgen wie ausgestorben zu sein. Doch schon kurz hinter dem Kiy Kiy Wasserloch sichten wir zwei ausgewachsene Löwenmänner, die direkt auf uns zukommen. Sie sind auf dem Weg zum Wasserloch, um ihren Durst zu stillen. Keine zwei Meter entfernt laufen sie an unserem Auto vorbei und würdigen uns keines Blickes. Wir fahren zurück zum Wasserloch und warten auf die beiden Prachtkerle. Hier machen wir weitere Schnappschüsse aus nächster Entfernung.

Im weiteren Verlauf entdecken wir noch interessante Raubvögel, unter anderem einen Halsband-Zwergfalken (Pygmy-Falcon), eine komplette Gaukler-Familie (Bateleur Eagle) und einen Milchuhu (Verreaux´s Giant Eagle Owl), der bis zu zwei Kilogramm schwer werden kann und somit die größte Eule der ganzen Region ist.

Zurück an unserer Campsite packen wir unseren Tisch und unsere Stühle ein, denn wir müssen laut unserer Buchung von Campsite 5 zu 4 wechseln. Diese ist für uns der am schönsten gelegene Platz von Rooiputs, mit wundervoller Aussicht auf die Savanne. Zum Frühstück gibt es leckeren French Toast, dann machen wir es uns unter dem A-Frame gemütlich. In der Nähe unserer Campsite beobachten wir in einem der riesigen Siedelweber Nester das bunte Treiben dieser emsigen kleinen Vögel. Webervögel gehören zur artenreichen Familie der Sperlinge. Die Nester werden vorzugsweise in den unteren Astbereichen von Bäumen angelegt, um möglichst viel Schatten zu erzeugen. Durch die gute Isolierung der Nester beträgt die Temperatur im Nest immer zwischen 15 °C und max. 30°C. Diese können bis zu 300 „Zimmer“ beherbergen und bis zu 500 Vögel. Die Vögel bauen und renovieren zuweilen jahrelang an ihrem Nest. Leicht können die Nester auf einen Durchmesser von bis zu fünf Metern anwachsen – kein Wunder also, dass so mancher Ast unter der immer größer werdenden Last zusammenbricht. Siedelweber bauen die größten Gemeinschaftsnester, die unter den Vögeln bekannt sind, dabei sind die brütenden Paare stets monogam. Häufig werden frei gewordene Kammern von anderen Vogelarten zum Nisten benutzt, was merkwürdigerweise von den Siedelwebern tolleriert wird. Der kleine Pygmy-Falcon geht im Winter mit den Siedelwebern so etwas wie eine Symbiose ein. Nur durch die Wärme der Weber-Behausung kann der Falke die kalten Winter überleben, dafür beschützt er seine „Gastgeber“ vor Schädlingen und Fressfeinden.

Wir nutzen die Zeit, unsere diversen Kamera- und Laptop-Akkus aufzuladen. Wieder einmal stellt sich heraus, dass wir gut ausgestattet sind und alle Adapter und Kabel besitzen, die notwendig sind, wenn in der Wildnis einmal kein Stromanschluss zur Verfügung steht (siehe Packliste). Unser abendlicher Game-Drive soll im Zeichen von Erdmännchen stehen.

Bisher haben wir Erdhörnchen ohne Ende gesehen, aber noch kein einziges Erdmännchen! Diese halten sich laut dem offiziellen Kgalagadi Information Guide bevorzugt in den Querverbindungen der Trockenflussbetten auf. Beim Wasserloch Kiy Kiy fahren wir hinein in die rote Dünenlandschaft, doch entdecken wir keine Erdmännchen, dafür jede Menge „Whistling-Rats“, die für eine Vielzahl der Löcher im Erdreich verantwortlich sind. Später sichten wir noch eine Straußenfamilie mit Nachwuchs, die schnell das Weite sucht als wir ihr zu nahe kommen! 

Den Abend in unserer Campsite Rooiputs 4 genießen wir in vollen Zügen. Auch diesen Platz ernennen wir zu einem der ganz großen Spots, die wir in Afrika bislang besucht haben. Der Sonnenuntergang ist einmal mehr phänomenal und taucht den Himmel in ein Farbenmeer aus Rot, Lila, Gelb und Blau.

6. September 2015, KTP, Vom Rooiputs Campsite zum Gharagab Camp (280 Kilometer, 5:50 h reine Fahrzeit) - Löwenbesuch auf der Campsite

Bei meinem „Toilettengang“ in dieser Nacht (die Abolutions sind viel zu weit entfernt und der Gang zu gefährlich bei Nacht, daher müssen die Büsche herhalten!) entdecke ich grüne Augen im Taschenlampenlicht. Es handelt sich um Springhasen, die in der zoologischen Klassifizierung in einer eigenen Familie eingeordnet werden. Ihre Fortbewegung entspricht den Sprüngen eines Kängurus – absolut kurios.

Ich habe mich kaum wieder zur Ruhe begeben, als ich das Röhren eines Löwen vernehme – und zwar ganz in unserer Nähe! Es ist 4.30 Uhr und ich wecke Corinna. Gemeinsam spähen wir zu der Seite unseres Zeltes heraus, aus deren Richtung ich das Geräusch vermute. Das Röhren setzt wieder ein und wir wissen, dass der Löwe jetzt ganz in der Nähe unseres Zeltes sein muss. Da erfasst mein Lichtkegel den majestätischen Körper einen ausgewachsenen Löwenmannes, keine fünf Meter von uns entfernt. Er stolziert gemächlich an uns vorüber und lässt sich auch nicht durch das grelle Blendlicht der Taschenlampe irritieren. Wir ziehen uns zunächst in unser Zelt zurück und versuchen zu orten, in welche Richtung der Löwe seinen Weg fortsetzt. Plötzlich ein ohrenbetäubendes Röhren, der das Zelt erzittern lässt. Er muss sich direkt hinter unserem Zelt niedergelassen haben und brüllt nun von dort aus Leibeskräften. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn nur noch die „Stoffschicht“ eines Zeltes eine Trennbarriere von einem solch riesigen Raubtier darstellt! Fast zwei Stunden hält sich der Löwe in der Nähe unseres Camps auf, dann wagen wir uns vorsichtig aus unserem Dachzelt.

Anhand der Fährten lässt sich leicht rekonstruieren, wo der Löwe entlang gelaufen ist. Tatsächlich hat er sich direkt hinter unserem Zelt eine Zeit lang niedergelassen und ist dann in gleicher Richtung, aus der er gekommen ist, wieder verschwunden. Die mächtigen Abdrücke der Tatzen zeugen von einem riesigen Tier, um die 350 Kilogramm schwer.

Nach diesem atemberaubenden Erlebnis, packen wir unsere Sieben Sachen zusammen und machen uns auf den Weg, der Löwe hat für eine halbe Stunde Verzögerung bei der geplanten Abfahrt gesorgt. Das nächste aufregende Ereignis soll aber nicht lange auf sich warten lassen. Am Melkvlei Wasserloch entdeckt Corinna auf einem kleinen Hügel einen Gepard. Wir bringen gerade unsere Kameras in Anschlag, als wir ein zweites Tier entdecken und kurze Zeit später noch zwei weitere.  Geparden sind normalerweise Einzelgänger und in Gruppen nur zu sehen, wenn ein Muttertier mit ihren Jungen unterwegs ist oder aber, wenn sich mehrere männliche Tiere zu einer Jagdgemeinschaft zusammentun. Letzteres scheint bei unserer Sichtung der Fall zu sein.

Auf einem Rastplatz frühstücken wir erst einmal und beobachten zahlreiche Trauerdrongos im Baum über uns. Der Rest der Fahrt bis Nossob verläuft relativ unspektakulär, da die Wegstrecke häufig nicht den Blick auf das Flussbett öffnet und außerdem die meisten Tiere sich in den Schatten verkriechen. Nur zwei Wildkatzen luken unter einem Busch hervor und schauen uns neugierig hinterher.

In Nossob tanken wir noch einmal voll (Kreditkartenzahlung möglich) und erledigen im Shop letzte Einkäufe. Man bekommt hier zumindest tiefgefrorenes Fleisch, H-Milch und Konserven; auf Gemüse hingegen braucht man nicht zu hoffen. Auch decken wir uns mit Feuerholz für die nächsten Tage ein, das wir auf dem Dach verschnüren. Wir checken uns anschließend für das gebuchte Gharagab Camp im Sanparks-Office ein.

Hinter Nossob verändert sich die Vegetation spürbar: Es wird eindeutig grüner im Flussbett und überall sprießen blühende Akazienbüsche mit üppigen, weißen Blüten. In diesem Teil des KTP fallen etwas mehr Niederschläge als im Rest des Parks. In Polentswa werfen wir schon einmal einen Blick auf unser „Reserve-Camp“, das uns der freundliche DWNP-Beamte in Two Rivers zugeteilt hat. In Camp 3 halten gerade zwei andere DWNP Mitarbeiter Siesta. Wir erklären ihnen, dass wir morgen die Reserve-Campsite belegen werden und nach kurzem Hin und Her bestätigen die beiden uns den Wechsel der Campsite schriftlich auf unserem Permit. Einfacher wäre es gewesen, wenn dies bereits der Mitarbeiter in Two Rivers getan hätte!

Der Wilderness Trail nach Gharagab führt über eine Two-Spoor-Sand Piste und ist ausschließlich den Bewohnern des Camps vorbehalten. Wir fahren durch die typischen parallel zueinander verlaufenden Langdünen (sogenannte Seif-Dunes), deren Rotfärbung durch Eisenoxyd zustande kommt. Das Eisenoxyd kann aufgrund der geringen Niederschläge im KTP nicht ausgewaschen werden – aus diesem Grund ist der Sand der Dünen dauerhaft rot.

Alle Dünen im Park sind bewachsen, was zu ihrer dauerhaften Form beiträgt. Im Gegensatz dazu sind die Dünen außerhalb des Parks nicht oder wenig bewachsen und somit dauernden Veränderungen ausgesetzt, da die Pflanzen von Nutztieren der Farmer abgegrast werden.

In der Kalahari herrscht Frühling – spätestens an dieser Stelle ist es unübersehbar. Üppig wuchern die weiß blühenden Akazienbüsche und verströmen einen betörenden Duft, während sich auf dem roten Boden ein feiner Pflaum aus Millionen anderer kleiner weißer Blüten ausgebreitet hat.

Das Gharagab Wilderness Camp besteht aus vier Cabins, die idyllisch auf einem kleinen Hügel angereiht sind. Ein Attendant sorgt hier für das Wohl (und die Sicherheit) der Gäste. Die Attendanten haben in den Wilderness Camps immer 14 Tage Dienst, bevor sie von Kollegen abgelöst werden. Nach einer kurzen Einführung in die Regularien des Camps machen wir es uns auf unserer kleinen Terrasse vor der Cabin gemütlich. Von hier hat man einen phantastischen Blick auf die Savanne mit einem Wasserloch, das nachts beleuchtet wird.

Die Cabins sind sehr gut ausgestattet mit zwei Betten, Toilette und Dusche sowie einer gut ausgestatten Küchenzeile mit Kühlschrank. Die „Barking Geckos“ veranstalten abends ein Konzert der Extraklasse – dies ist ebenfalls ein typischer Sound, der untrennbar mit Afrika verbunden ist. Das Wasserloch erhält heute keine erwähnenswerten Besuche, nur ein paar Schakale kommen, um ihren Durst zu stillen.

7. September 2015, KTP, Vom Gharagab Camp zur Polentswa Campsite (55 Kilometer zzgl. 20 Kilometer Game-Drive) - Fahrt durch tiefsandige Dünen

Wir stehen noch vor Sonnenaufgang auf, um die Morgenstimmung der Savanne in uns aufzusaugen. Das Wasserloch ist wie ausgestorben. Löwengebrüll ist in größerer Entfernung zu hören. Im Gästebuch unserer Cabin lesen wir, dass Gäste noch vor wenigen Tagen spektakuläre Leoparden- und Löwenbegegnungen hatten. So ist die Natur, es gibt glücklicher Weise niemals eine Garantie für Tiersichtungen in der Wildnis, sonst könnte man ebenso gut in den Zoo gehen! Wir genießen ein ausgedehntes Frühstück mit allem Komfort des Interieurs einer vollausgestatteten Cabin – in den nächsten Tagen werden wir unsere Mahlzeiten nicht so luxuriös zubereiten können.

Der Rückweg auf dem Wilderness Trail führt durch eine rote Dünenlandschaft. Einige Anstiege haben es in sich, da sie steil und tiefsandig sind und zudem extrem tiefe Löcher aufweisen. Im 1. Gang und nahezu mit Vollgas und eingeschaltetem 4×4 bewältigen wir aber alle Dünen problemlos.

Angekommen im Polentswa Camp machen wir es uns zunächst einmal auf der aussichtsreichen Campsite Nr. 1 gemütlich. Sofern einer der drei offiziellen Campsites heute Abend freibleiben sollte, werden wir uns dort ausbreiten und nicht auf unserer Reserve-Campsite, wobei der Reserve-Platz unter einer ausladenden schattenspendenden Kameldorn-Akazie ebenfalls wunderschön ist. 

Zu erwähnen ist, dass die Trockentoilette auf Polentswa 1 ziemlich eklig ist – da bevorzugen wir doch dann die Erdloch-Variante. Nach einem entspannten Nachmittag auf der Campsite machen wir uns auf zum abendlichen Game Drive. Alle Wasserlöcher um Polentswa sind wie ausgestorben. Also begeben wir uns zurück zur Campsite und wie schon fast erwartet, sind alle regulären Campsites belegt. Somit errichten wir unser Camp auf unserer Reserve-Campsite. Der pastellfarbene Sonnenuntergang ist einmal mehr grandios. Das sind die Farben und stillen Momente, die wir genießen und die uns immer wieder nach Afrika ziehen. Heute wird Brot und Buschpizza gebacken. Für mich gibt es keine bessere Pizza als die, die im Potje am Campfire mit Holzkohle gebacken wird!

8. September 2015, KTP, Von der Polentswa Campsite zur Swart Pan (Kaa Section), 140 Kilometer, 4:15 Stunden - Spontane Planänderung in der Kaa-Region

Um 6.30 Uhr sind wir startklar, nachdem wir in dieser Nacht nur Hyänen und Löwen in der Ferne gehört haben. Am Polentswa Wasserloch herrscht gähnende Leere, so dass wir direkt zur Picknicksite von Lijersdraai weiterfahren und dort frühstücken. Hier erledigen wir einen Geburtstagsanruf in die Heimat per Sat-Phone.

Kleiner Exkurs zum Gebrauch von Sat-Phones im südlichen Afrika: Das einzig taugliche System, das im südlichen Afrika verlässlichen Empfang bietet, ist das von Inmarsat. Für „Self-Drive Touristen“, die alleine in abgelegene Regionen fahren, und ein Sat-Phone als Nottelefon für vier oder fünf Wochen im Jahr benötigen, bietet Inmarsat im Gegensatz zum Iridium-System akzeptable Tarife. Man kann Karten mit vierwöchiger Verwendungsdauer für rund 26 € kaufen (bei Iridium kosten vier Wochen rund 150 €, danach verfällt das Gesprächsguthaben). Andere Alternative ist die Anmietung über die Autovermietung oder aber direkt in Deutschland, dann ist man in der Regel mit ungefähr 6 €/Tag dabei inklusive geringem Gespächsguthaben. Bei regelmäßigen Aufenthalten in Afrika lohnt sich auf Dauer also der Kauf eines Inmarsat Sat-Phones.

Bevor wir uns auf die Fahrt in die Kaa-Region begeben, beobachten wir an einem Wasserloch Heerscharen von Rotkopfamadinen, Rotschulter-Glanzstaren und Nama-Flughühner.

In der Kaa-Region herrscht große Einsamkeit, keine Menschenseele begegnet uns während der vierstündigen Fahrt. Die Two-Spoor Piste ist ruppig und wir fahren fast ausschließlich über einen harten Waschbrett-Boden. Es gibt einen sehr empfehlenswerten Shortcut direkt in die Kaa-Region hinein, der einem die lange Fahrt zum Kaa Gate und wieder zurück in Richtung Thupapedi erspart. Eine in den Karten des Parks und auch bei T4A nicht aufgeführte acht Kilometer lange und leicht überwachsene Two-Spoor Piste führt direkt auf die Campsite von Gnus Gnus. Die Abzweigung ist von der Hauptpiste gut erkennbar, aber nicht ausgeschildert. Die Koordinaten der Abzweigung sind: S 24°39.782 E 020°16.860, von der anderen Seite kommend, ist der Track ohnehin nicht zu verfehlen.

Die Gnus Gnus Campsite ist sehr abgelegen und idyllisch – wir setzen jedoch unseren Weg direkt fort zur Swart Pan (normalerweise benötigt man für diese Strecke ein Permit!). Erneut fahren wir durch eine grandiose Kalahari-Landschaft. Nur im ersten Teil, der über einen Dünenkamm führt, schalte ich das ein- oder andere Mal den Allradantrieb ein. Viele süße Steinböckchen beobachten uns aus sicherer Entfernung, außerdem sichten wir etliche Oryxe, Strauße und einen Sekretär.

Wir schrecken eine Riesentrappe, die sich behäbig und scheinbar mit größtem Kraftaufwand in die Lüfte schwingt, am Wegesrand auf. Riesentrappen sind übrigens die größten flugfähigen Vögel der Welt.

Die beiden Swart Pan Campsites liegen sehr abgeschieden am Rand der gleichnamigen Salzpfanne. Normalerweise haben wir heute die Campsite in Thupapedi gebucht, doch weil es hier einfach berauschend schön ist, beschließen wir, einfach hier zu bleiben. Der abgelegene Platz wird kaum gebucht sein, zumal die Pumpe des Wasserlochs seit einiger Zeit kaputt ist und gerade von DWNP-Mitarbeitern wieder in Stand gesetzt wird. Auf den Swart Pan Campsites gibt es keinerlei Facilities, lediglich eine Feuerstelle und ein Wasserhahn, der logischerweise derzeit auch nicht funktioniert. Im Swart Pan 2 stehen zwei Südafrikaner, die uns berichten, sie hätten hier in den letzten Tagen phantastische Tiersichtungen mit einer Geparden-Mutter und ihren drei Jungen gehabt! Wir beziehen also Swart Pan 1 unter einer schönen Kameldorn-Akazie und werden sogleich begrüßt von einer niedlichen Fuchs-Manguste, scheinbar das Haustier des Platzes, denn sie schaut während des Nachmittags immer mal wieder nach dem Rechten!

Gegen Abend drehen wir eine Runde um die Swart Pan, wo einige Springböcke friedlich grasen, beschließen dann aber, zu unserer Campsite zurückzukehren und von hier aus die Abendstimmung und den darauf folgenden African Sky zu genießen, der uns wieder einmal begeistert. Aus dem Potje gibt es eines unserer Afrika-Standartgerichte: Linseneintopf mit Gemüse und Oryxfiletstreifen.

9. September 2015, Von der Kaa-Region (Swart Pan) zur Mabuasehube-Region (Mpayathutlwa Campsite 2), 300 Kilometer, 5:50 Stunden - Eine sehr lange Offroad-Autofahrt

Bei unserer morgendlichen Fahrt über die Swart Pan sichten wir eine Tüpfelhyäne, die sich am Rand der Pfanne an etwas zu schaffen macht sowie zwei Löffelhunde, die sehr scheu sind und gebührend Abstand halten. Löffelhunde sind zumeist paarweise anzutreffen. In der Kalahari haben wir zahlreiche Paare beobachtet, die sich aneinander gekuschelt vor dem rauen Wind geschützt haben. Anschließend fahren wir über den Wilderness Trail zum Kaa Gate.

Unser eigentlicher Plan ist, über den Mabua-Kaa 4×4 Trail nach Mabuasehube zu fahren, da wir in einem Bericht im Namibia-Forum über diesen neuen Verbindungstrail gelesen haben. 

Er sei zwar tiefsandig und einsam, aber auf jeden Fall empfehlenswert. In der T4A GPS-Karte ist der Trail nicht aufgeführt. Wenige hundert Meter vor dem Gate ist eine Ausschilderung „Wilderness Trail“ zu finden. Diesen Weg schlagen wir ein und befahren eine extrem tiefsandige Piste. Nach einigen Kilometern kommen uns mangels der GPS-Koordinaten Zweifel, ob dies der richtige Trail ist. Somit kehren wir um und erkundigen uns am Kaa Gate. Der Mitarbeiter von DWNP sagt, dass der Trail im Voraus gebucht werden müsse, damit man ihn befahren darf. Wir  sollen anstatt dessen die Cutline außerhalb des Parks nach Maubuasehube nehmen. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt, aber angesichts der mittlerweile sinkenden Tankanzeige ist dies vielleicht am Ende keine so ganz schlechte Idee

Die 200 Kilometer lange Cutline Piste entlang der Parkgrenze ist total eintönig, allerdings nach einiger Rüttelei auf den ersten Kilometern gut befahrbar. Bei T4A sind sieben Stunden Fahrzeit für die Strecke angegeben, wir benötigen lediglich drei! Am Mabuasehube Gate sind keine weiteren Formalitäten erforderlich, da wir uns bereits in Twee Rivieren registriert haben und gerade aus dem Kaa-Sektor kommen. Die Beschilderung im Mabuasehube ist nicht immer eindeutig, ein GPS-Gerät daher empfehlenswert. Wir fahren auf direktem Weg zu unserer gebuchten Campsite Mpayathutlwa 2 und verzichten auf jegliches Sightseeing, da wir heute schon viel zu lange im Auto gesessen haben. 

Mpayathutlwa 2 ist sehr großzügig angelegt, verfügt über eine Trockentoilette, einen Wasserhahn und einen A-Frame. Die Lage ist einmal mehr großartig: Von der Campsite überblickt man nahezu die komplette Pan. Jede Campsite im KTP scheint über seine ganz persönlichen „Haustiere“ zu verfügen.

Heute weicht uns ein Frankolin-Huhn den ganzen Nachmittag über nicht von der Seite. Gegen Abend kommen einige Artgenossen hinzu, dazu gesellen sich unzählige ziemlich dreiste Gelbschnabel-Tokos, Glanzstare und Elsterdrosslinge.

Bei unserem abendlichen Game-Drive halten wir einen kleinen Plausch mit unseren südafrikanischen Nachbarn auf Mpayathutlwa 1. Sie erzählen uns eine Geschichte von einem jungen Paar, das in der vergangenen Nacht abenteuerlichen Löwenbesuch hatte. Das Paar hat in einem Bodenzelt übernachtet und nur die Fliegenschutz-Gaze zugezogen, nicht jedoch die Stoffbahn darüber. Halbwüchsige Löwen haben sich dann das Zelt „vorgenommen“. Die Beiden hatten mit ihrem Leben bereits abgeschlossen, da die Löwen nur wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt in die Zelt-Gaze bissen. Irgendwann haben die Löwen dann jedoch unvermittelt von dem Zelt abgelassen und die Beiden sind noch einmal mit einem gehörigen Schrecken und ihrem Leben davon gekommen. Es gibt immer wieder diese leichtsinnigen und unwissenden Safari-Touristen, für die ein Trip in die Wildnis aufgrund von Fehlverhalten lebensbedrohlich werden kann.

Mit der Geschichte im Hinterkopf bereiten wir unser abendliches Dinner zu und leuchten mehr als üblich die Umgebung ab. Es gibt Sirloin-Steak, dazu einen Tomaten-Schafskäse Salat und Gemsquash-Kürbis mit Butter.

10. September 2015, Mabuasehube, Mpayathutlwa Campsite 1 (20 Kilometer Game Drive) - Jede Menge Haustiere auf der Campsite

Erstmals haben wir in der Nacht (mit Ausnahme von Kaa), seitdem wir im KTP uns aufhalten, keine Löwen gehört! Daher fahren wir heute Morgen zur zehn Kilometer weit entfernten Mabuasehube Pan – unser letzter Ausflug, den wir uns gönnen können, da es ansonsten mit unserer Spritreserve eng wird. Die nächste Tankstelle in Sekoma ist 240 Kilometer weit entfernt und wir möchten zumindest noch das Sicherheitspolster eines halbvollen Tanks für die Fahrt dorthin haben (ca. 40 Liter). Aber auch in der Mabuasehube-Pan, in deren Nähe sich derzeit permanent Löwen aufhalten sollen, haben wir kein Glück mit Raubtieren.

Beim Frühstück mit French Toast werden wir von mindestens zwanzig Gelbschnabel-Tokos bedrängt. Sie versuchen in unbeobachteten Augenblicken, Leckerbissen von unserem Teller zu stibitzen. Immer wieder fliegen sie auf ihren „Beobachtungsposten“ auf dem A-Frame, direkt über unserem Tisch. Zu den Tokos gesellen sich zahlreiche Frankolins, die allerdings nicht annähernd so aufdringlich sind. Selbst später beim Duschen weichen uns unsere Campsite Haustiere nicht von der Pelle.

Nach dem Frühstück wechseln wir zur gebuchten Campsite Mpayathutlwa 1, die über ein festes Toilettenhäuschen und eine Dusche mit kaltem Wasser verfügt. Dort ziehen wir ein erstes Resümee zu sieben Tagen im KTP. Insgesamt ist uns der KTP für einen solch langen Aufenthalt zu eindimensional. Im Vergleich zu anderen Regionen im südlichen Afrika, die wir bereits bereist haben, wie zum Beispiel dem Okawango Delta oder dem Caprivi-Streifen, fehlen uns hier doch sehr die Erlebnisse mit Giraffen, Zebras oder Hippos, von Elefanten ganz zu schweigen.

Der KTP ist nun einmal sehr auf Raubtiere ausgerichtet und hier muss man erfahrungsgemäß einfach Glück haben. Landschaftlich gesehen ist der KTP, insbesondere die Kaa-Region, sicher sehr reizvoll, insbesondere die Abendstimmungen sind grandios. Wir beschließen daher, bereits morgen den KTP zu verlassen und auch unsere Buchung im Khutse, die landschaftlich ähnliches verspricht, nicht mehr wahrzunehmen. Die Entscheidung ist natürlich insbesondere auch unserem Spritproblem geschuldet, da wir keine Möglichkeit mehr haben, Game-Drives innerhalb der Mabuasehube-Region zu machen.

Auf unserer Campsite verbringen wir den Morgen mit der Beobachtung von Erdhörnchen, die ihren buschigen Schwanz pflegen. Dieser dient ihnen auch als Sonnenschirm in Regionen, wo sie keinen Schatten finden.

Natürlich sind auch wieder unsere „treuen“ Haustiere, die Fuchs-Mangusten, zur Stelle! Wir setzen noch einmal Teig an, um heute Abend Brot und Buschpizza zu backen.

Immerhin erspähen wir am Abend eine Braune Hyäne, die es über die Pan zum Wasserloch zieht. Dort säuft sie eine Weile lang ungestört, bevor sie ihres Weges zieht. Braune Hyänen ernähren sich zu einem Großteil vegetarisch, sodass die Springböcke in der Nähe des Wasserlochs der Hyäne kaum eines Blickes würdigen und unbekümmert weitergrasen.

Sieben Tage Wilderness Camping liegen hinter uns. In der „Zivilisation“ hätten wir in der gleichen Zeit Unmengen an Müll produziert und Wasser verbraucht. Das Leben in der Wildnis führt auch dazu, sich über die so selbstverständlichen Ressourcen Gedanken zu machen. Da wir während dieser sieben Tage unseren kompletten Müll verbrannt haben, inklusive Kunststoffe, ist die „Ausbeute“ lediglich ein kleiner Plastiksack (hauptsächlich zusammengedrückte Dosen, die wir im Campfire ausgebrannt haben, um Rückstände zu entfernen). Natürlich sind da noch unsere leeren Weinflaschen, die von uns außerhalb der Wildnis entsorgt werden. Was den Wasserverbrauch angeht sind wir mit unserer täglichen Körperpflege in der Regel mit zwei bis maximal fünf Litern pro Person ausgekommen – undenkbar für das Leben in der Zivilisation!

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