Agadir

26. April 2023 – Von Essaouira nach Agadir

Heute zieht es uns in die Einsamkeit – und dass ausgerechnet in Agadir? Ja, das geht, aber davon berichten wir später! Zunächst einmal machen wir im Carrefour am Ortsausgang einige Einkäufe. Wein und andere Alkoholika werden in einer Abteilung mit separatem Eingang verkauft. Man darf danach auch nicht mehr zurück in den eigentlichen Supermarkt, sondern wird aufgefordert, die separate Kasse des „Cave“ zu nutzen.

Die Route Richtung Süden ist eintönig und führt durch eine wenig bewachsene Steinwüste. Unser Zwischenstopp gilt dem Fischerdorf Imsouane mit seiner Traumbucht, die berühmt ist für ihre Wellen. Kein Wunder also, dass sich hier cooler Surfer-Lifestyle mit dem tagtäglichen Leben der Fischer vermischt. Das kleine Örtchen verströmt eine entspannte Atmosphäre. Oberhalb des Strandes sind kleine notdürftig zusammengezimmerte Bretterbuden zu finden, eine davon ist der kleine Surfshop und zugleich improvisiertes Restaurant Bihi Imiswane, das kleine Snacks und Getränke anbietet.

Die Tagine mit Gemüse und einem ganzen Fisch, der frisch für uns ausgenommen und zubereitet wird, schmeckt toll und ist extrem günstig (75 Dirham). Von hier beobachten wir die Surfer unten in der Bucht, die auf die ultimative Welle hoffen.

Die einstige Romantik, dass die im Hafen liegenden Fischerboote von Pferden zu Wasser gezogen wurden, ist längst Geschichte. Heutzutage bietet ein Traktor den Fischern seine Dienste an und hat das beschwerliche Fischerleben sicher damit etwas vereinfacht.

Die Straße hinter Imsouane führt durch hügeliges Gelände und ist ziemlich kurvig. Bauern bieten am Straßenrand Arganöl-Produkte an, natürlich sind auch wieder einige Frauen-Kooperativen entlang der Straße zu finden. Kurz vor Agadir führt die Straße zurück ans Meer und wir kommen wieder etwas schneller voran.

Unser Ziel sind keinesfalls die überfüllten touristischen Stadtstrände vor den großen Hotelanlagen der Stadt, sondern eine ganz besondere Unterkunft, die rund zehn Kilometer in den Hügeln oberhalb von Agadir liegt, die Atlas Kasbah Ecolodge*.

In der Atlas Kasbah Ecolodge* ist man sofort wie in einer anderen Welt – es ist die erste Ecolodge in ganz Marokko, mit nachhaltigem Abfall-, Wasser- und Energiemanagement. Vom Trubel der Großstadt, obwohl sie so nah ist, kann man hier absolut nichts spüren. Die Lodge im Kasbah-Stil liegt erhaben auf einem Hügel, und von der wunderschönen Pool-Terrasse aus kann man auf die Ebene von Agadir herabschauen. Die Zimmer sind komfortabel und geschmackvoll eingerichtet.

Im traditionellen Teezimmer wird uns zunächst der obligatorische Begrüßungstee serviert, bevor wir uns an den Pool zu einem erfrischenden Bad begeben. 

Nach so viel Stadttrubel in den letzten Tagen werden wir die Abgeschiedenheit und Ruhe in den nächsten beiden Tagen sehr genießen.

Zum Dinner gibt es eine echte marokkanische Spezialität, Pastillas, die mit Hühnchenfleisch und einer Zwiebel-Ei Masse sowie süß gerösteten Mandeln gefüllt sind. Gewürze wie Safran, Zimt und Ingwer sorgen für eine wahre Geschmacksexplosion! Die Atlas Kasbah Ecolodge hat keine Alkohollizenz, man darf aber seinen eigenen Wein mitbringen.

27. April 2023 – Wanderung rund um die Kasbah Atlas Ecolodge

Auf einer kleinen Wanderung wollen wir morgens die nähere Umgebung erkunden. Eine Karte, die in unserer Lodge hängt, vermittelt ein paar Vorschläge zu Wanderrouten. Wir durchqueren das benachbarte Dorf Tighanimine – kaum zu glauben, dass wir uns gerade einmal zehn Kilometer von Agadir entfernt befinden. Hier herrscht noch ein sehr einfaches dörfliches Leben, fernab von jeglicher Zivilisation und Wohlstand. Leider ist das Örtchen ziemlich vermüllt. Am Dorfbrunnen hat ein Bauer soeben seine Dromedare getränkt und treibt sie nun in das trockene Flussbett.

Wir folgen dem Sträßchen hinauf auf einen Hügel. Von hier startet ein Kammweg auf einem Bergrücken mit Blick zurück auf unsere Lodge. Die Temperaturen sind inzwischen fast unerträglich, so dass wir uns entschieden, den Berg auf direktem Weg wieder hinabzusteigen und zu unserer Unterkunft zurückzukehren. Immerhin haben wir noch eine ornithologisch interessante Sichtung: Einige Raubwürger sitzen auf den Spitzen von Arganienbäumen und scannen die Umgebung nach Beute, die sie dann häufig lebendig auf Dornen aufspießen und später verzehren!

Den restlichen Tag verbringen wir am schönen Pool und entspannen – an diesem schönen Ort lässt es sich selbst für uns auch ohne größere Aktivität mal einen halben Tag aushalten.

28. April 2023 – Birding im Souss Massa Nationalpark

Der Sous Massa Nationalpark bei Agadir ist einer der besten Birding Spots in Marokko überhaupt. Wir haben Informationen von einem Birding-Experten in unserer Unterkunft bekommen, wo die größte Chance besteht, interessante Vögel zu beobachten. Während man beim nördlichen Eingang in einem eingezäunten Areal ausgewilderte Antilopen aus dem südlichen Afrika wie Säbel- und Oryxantilopen beobachten kann, ist das Gebiet am Südzugang das Birder-Paradies schlechthin. Mit viel Glück kann man den seltenen Waldrapp entdecken, dessen Bestand sich hier in den letzten Jahren erfreulicherweise erholt hat. Mittlerweile werden in der letzten Kolonie weltweit 138 brütende Paare und 600 Exemplare insgesamt gezählt. Wir parken unser Auto hinter dem kleinen Weiler am Meer Sidi R´Bat und wandern nordwärts (vgl. unsere Tour hier). Hier brüten die kurios aussehenden, raren Ibis Vögel in den Klippen. Und tatsächlich, wir haben uns kaum auf den Weg gemacht, als eine Formation von vier übereinander fliegenden Waldrappe direkt über uns hinwegfegt! Wir können unser Glück kaum fassen! Leider gelingt uns nur ein schlechtes Beweisfoto von hinten, aus dem die rötliche Färbung des Kopfes aber deutlich hervorgeht!

Im weiteren Verlauf spotten wir einige Haubenlerchen und später am Strand Steinwälzer, Brachvögel und Strandläufer. In die Steilküste hinein sind einige notdürftige Behausungen von Fischern hineingebaut worden – etwas Undenkbares für uns Westeuropäer!

Wir folgen dem Strand bis zur Einmündung des Oued Massa, der zu dieser Jahreszeit zumindest am Strand trocken liegt. Von hier darf man das Naturschutzgebiet nur noch über einen Schotterweg begehen, um brütende Vögel nicht zu stören. Aber auch abseits des Flusslaufes haben wir sehr interessante Sichtungen, wie Schwarzkehlchen, Girlitze und Diademrotschwänze. Sogar ein paar Flamingos befinden sich unten am Wasser, sind jedoch für ein akzeptables Foto zu weit entfernt. Weiterhin identifizieren wir einen Storch und diverse Watvögel.

Nach rund zehn Kilometern Wanderung, zum Teil im tiefen Sand, haben wir uns nunmehr eine Mittagspause mehr als verdient. Wir entdecken die Palmeraie de Massa flussaufwärts im Örtchen Massa. Eine sehr gute Entscheidung, da wir ein richtig gutes Mittagsmenü serviert bekommen, unter anderem als Hauptgericht Oktopus sowie eine wahnsinnig leckere Tajine mit Obst und einer Kugel Eis zum Dessert. Was man nicht alles an kreativen Gerichten mit diesem Kochutensil zaubern kann!? Die Palmeraie vermietet auch Zimmer, sicher ein sehr guter Tipp für Birder, die das Gebiet intensiv erkunden wollen. Mit vielen guten Eindrücken machen wir uns auf den Rückweg in unsere lieb gewonnene Oase der Ruhe.

Galerie

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