Central Kalahari
Wir haben eine lange Fahrstrecke, davon über 70 Kilometer im Tiefsand, zu fahren. Bis Letlhakane benötigen wir gerade einmal 1:45 Stunden. Schnell verliert die Tiefsandpiste ihren Schrecken, da unser Toyota Hilux durch sie hindurch schnurrt wie ein Kätzchen! Beim Choppies lassen wir uns vier Pakete Rinderfilet vakuumverpacken. Eigentlich wollten wir Einheiten von je 500 Gramm, bekommen aber 1 Kilo Pakete! Was soll´s, angeblich hält sich das Fleisch bis zu zwei Wochen und es kostet ein Zehntel vom Preis in Deutschland (4 Kilo für ganze 20 €!!!). Bei der botswanischen Bevölkerung ist Rinderfilet gar nicht so beliebt, da sie lieber für ihre Eintöpfe Stücke mit Knochen und Fett verwenden, ein Grund für den niedrigen Preis.
Nachdem wir noch einmal vollgetankt haben – wir stellen fest, dass unser Hilux ungefähr 11 – 12 Liter verbraucht hat -, fahren wir auf der B300 bis nach Rakops durch eine relativ eintönige Landschaft. Ein paar Weißrückengeier tuen sich am Straßenrand am Kadaver eines Rinds gütlich. 18 Kilometer hinter Rakops geht die schnurgerade Sandpiste zur Haina Lodge ab.

Ich will zunächst einmal versuchen, die Piste zu bewältigen, ohne den Reifendruck zu reduzieren. Das klappt auch problemlos – lediglich am Anfang gibt es ein paar tiefsandige Passagen, danach lässt sich der Weg sehr gut befahren.




Erstaunt betrachten wir unterwegs die Vorboten des Frühlings, die selbst in dieser unglaublichen Trockenheit unverkennbar sind. Die Akazien beginnen zu treiben und satt-gelb zu blühen und man fragt sich, woher die Pflanzen aus der um diese Jahrezeit unwirltichen Umgebung ohne Wasser und Nährstoffe die Kraft dafür beziehen!
„Eigentlich könnte ich heute einmal meine erst Offroad-Erfahrung machen, die Piste ist nicht so schwierig“, meint Corinna. Gesagt, getan – ich stoppe den Toyota und wir tauschen die Plätze. Es ist für sie nicht nur die erste Offroad-Fahrt, sondern auch die erste in einem Fahrzeug mit Steuer auf der rechten Seite! Corinna schlägt sich hervorragend, sie hat lediglich einen leichten Linksdrall und gerät dadurch hier und da aus der vorgegebenen Sandspur. In den sogenannten „Two-Spoor-Sandroads“ sollte man das Lenkrad sich selbst überlassen und nicht gegensteuern, das Fahrzeug findet die richtige Spur sozusagen von alleine!
Kuke Corner ist die nordöstliche Ecke der Central Kalahari. Ebenso wie das ganze Land ist auch die Kalahari komplett von sogenannten Veterinary Fences eingezäunt. Überall auf den Straßen befinden sich zudem Veterinärkontrollen, die den Inhalt der Kühlschränke von 4×4 Fahrzeugen kontrollieren und unter Umständen mitgeführtes Frischfleisch konfiszieren.
Die Rinderzucht spielt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten in Botswana eine übergeordnete Rolle – sehr zum Leidwesen des Naturschutzes. 3 Millionen Rinder in einem Land mit 1,9 Millionen Einwohnern hat bereits das ökologische Gleichgewicht der Kalahariböden durch Überweidung nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen. Zudem werden die „Killerzäune“ in Dürrejahren zu einer tödlichen Falle für Wildtiere. Auf ihrer instinktiven Migration zu den Wasserquellen im Okavangodelta werden die Zäune zu einer tödlichen Falle. Hunderttausende Gnus und Antilopen verendeten in den 1970er und 80er Jahren qualvoll! Die Veterinärkontrolle an der Kuke Corner lässt uns glücklicherweise ohne weiteres passieren – nicht auszudenken, wenn wir hier unser schönes Rinderfilet eingebüßt hätten! Wir wissen aber, dass an den Veterinärzäunen ausschließlich in umgekehrter Richtung kontrolliert wird. Schließlich erreichen wir die Haina Kalahari Lodge. Wir werden von Wanda und Adrian, den Managern der Lodge, sehr herzlich empfangen.
Das private Game Reserve ist 11 Hektar groß und es beherbergt alle Wildtiere, die hier in ihrem natürlichen Habitat leben, diverse Antilopenarten wie Kudus, Elen, Oryx und viele mehr, alle Raubkatzen wie Löwen, Leoparden, Geparden sowie Schakale, braune Hyänen und Tüpfelhyänen. Die Raubtiere passieren mühelos die engmaschigen Zäune – das Reserve ist lediglich ein kleiner Bestandteil ihrer riesigen Territorien.
Bei einem kühlen Drink an der Bar besprechen wir die geplanten Aktivitäten mit Adrian. Zunächst entscheiden wir, beide Abende in der Lodge uns mit einem Dreigangmenü verwöhnen zu lassen. Da wir natürlich nicht jeden Abend unser Dachzelt abbauen wollen, um zur Lodge zu fahren – die Brakah Campsites sind sieben Kilometer von der Lodge entfernt -, bietet uns Alan an, uns zum Dinner abzuholen und auch wieder anschließend zurück zu bringen. Außerdem planen wir einen Bushman-Walk sowie einen nächtlichen Gamedrive. Obwohl wir als Camper nur einen Bruchteil der anderen Lodgegäste zahlen (150 Pula p.P./Nacht), werden wir extrem zuvorkommend behandelt – das wissen wir sehr wohl zu schätzen. Wir dürfen sogar den Pool morgen nutzen, da die Lodgegäste, eine Gruppe von vier älteren englischen Paaren mit ihren beiden Guides, einen Tagesausflug in die Central-Kalahari machen.
Auf unserem Weg zur Brakah-Campsite sehen wir noch jede Menge Wildlife, Springböcke, Kudus, aber auch ein paar süße Steinböckchen mit ihren großen Kulleraugen.
Das Camp ist ausgestattet mit Duschen und Toiletten mit Wasserspülung – das Wasser wird aus 100 Metern Tiefe aus dem Grundwasser nach oben befördert uns ist sehr salzhaltig und daher nicht trinkbar. Wir schlagen unser Camp unter hohen Thorn-Trees auf.
Nach einer erfrischenden Dusche fahren wir mit Adrian zum Dinner in die Lodge. Dort treffen wir an der Bar auf Nick, dem 75 jährigen Guide der englischen Gruppe. Bei einem Gläschen Savignon Blanc plaudern wir eine ganze Weile sehr nett mit ihm, später gesellen sich noch Wanda und Adrian dazu. Das Dinner ist stilvoll und schmackhaft. Am lodernden Campfire gibt es überbackene Pilze, danach eine in einem dünnen Teigmantel eingeschlagene Hühnchen-Pie sowie zum Dessert einen typisch botswanischen Kuchen. Auf so viel Luxus werden wir in den kommenden Tagen in der Kalahari sicher nicht mehr stoßen. Erneut geht ein schöner Abend zu Ende und wir schlafen den Schlaf der Gerechten, zumal es nachts doch angenehm abkühlt.

18. September 2013, Haina Kalahari Lodge - Beeindruckende Begegnung mit Kalahari-Buschmännern und Löwen
Das eindeutige Gebrüll zum Sonnenaufgang in nicht allzu großer Entfernung signalisiert uns in aller Deutlichkeit, dass wir nun mitten in einem Löwengebiet nächtigen, ohne Elektrozaun und mutterseelenalleine auf unserer idyllisch gelegenen Campsite. Es ist noch recht kühl am Morgen und wir lauschen fasziniert den Geräuschen des erwachenden Busches.

Zum Frühstück wird ein Campfire entfacht, um ein paar Toastbrote zu rösten. Zahlreiche Vögel umschwirren das Camp, wir machen unter anderem zahlreiche Gelbschnabel-Tokos, Schildraben und Webervögel aus. Um 11 Uhr holt uns Adrian zur Lodge ab und wir verbringen ein paar unerwartet komfortable Stunden am Pool. Wir erfreuen uns an den Bildern der ersten Tage und laden sie auf eine Festplatte herunter.

Gegen Nachmittag startet der Bushman-Walk von der Campsite aus. Die Haina Lodge befindet sich in einem Gebiet, das von Buschmännern seit 6.000 Jahren bewohnt wird. Sie haben sich dieses lebensfeindliche Gebiet ausgesucht, da sie hier sicher waren vor Übergriffen feindlich gesonnener Stämme und in der Neuzeit auch keinerlei Berührungspunkt mit kriegerischen Handlungen im Land hatten. In den 1980er Jahren wurden in der Kalahari Diamanten entdeckt und damit begann die rücksichtslose Zwangsvertreibung – nicht gerade ein Ruhmeskapitel für die demokratische Republik Botswana!
Eine kleine Gruppe von Buschmännern lebt heute auf dem Gebiet der Haina Lodge, dort pflegen sie noch heute ihre alten Traditionen, wenn sie auch nicht mehr dauerhaft ihre primitiven Strohhütten bewohnen. Barfuß und mit traditionellen aus Tierleder gefertigten Shorts führen uns zwei Buschmänner durch den Busch und erklären uns in ihrer faszinierenden, aber extrem komplizierten Sprache, die aus merkwürdigen Klicklauten besteht, mit welch raffinierten Techniken die Buschmänner über Jahrtausende ihr Überleben in der Kalahari bewerkstelligt haben. Sie zeigen uns unter anderem wie mit einfachen Mitteln eine extrem wirksame Vogelfalle aus einem biegsamen Ast eines Busches gefertigt wird oder wie das wenige Wasser durch das Zusammenbinden von Grasbüscheln aufgefangen und in Straußeneiern, den damals einzig möglichen Auffangbehältern im Busch, gelagert wird.


Kinderspielzeug wird aus den Materialien gebastelt, die der Busch her gibt, z.B. eine Giraffe mit den Beinen eines Thorn Trees – Mütter in Deutschland würden Schnappatmung bekommen, wenn ihre Kleinkinder mit solchen gefährlichen Gegenständen hantieren würden!
Auf dem weiteren Weg entdecken wir ein süßes kleines Chamäleon – wenn sie größer werden sind sie allerdings nicht immer ganz so süß, da sie ganz schön heftig zubeißen können!

Wir gelangen zu zwei Grashütten, genau in der Art, wie sie in der Kalahari von den Buschmännern bewohnt wurden. Mit einem Feuerholz erzeugen sie binnen weniger Sekunden ein Feuer – mein „Selbstversuch“ dauert schon ein bisschen länger, aber schließlich brennt auch mein kleines Feuerchen!
Schließlich zeigen die Buschmänner uns noch, wie sie aus einer dicken Wurzel, die in der Kalahari zu finden ist, Wasser gewonnen werden kann. Späne werden von der feuchten Wurzel abgeschält und zu einer Kugel geformt, die man auspresst und sich direkt in den Mund träufelt. Die Flüssigkeit hat allerdings mit Wasser wenig zu tun, sie schmeckt ziemlich bitter. Schließlich zeigen und die Buschmänner, wie sie sich den lieben langen Tag die Zeit vertrieben haben, mit einem „Sortierspiel“, in dem Steine nach einem bestimmten System von Sandkuhle zu Sandkuhle befördert werden. Die Spielidee erschließt sich uns allerdings nicht wirklich. Begeistert kehren wir zum Camp zurück, der Bushman Walk ist ein echtes „Must Do“, wenn man in der Haina Kalahari Lodge absteigt (150 Pula p.P.)!
Nach einer kurzen Dusche machen wir uns auf zu einem Night-Gamedrive. Bei Nacht werden alle Raubtiere aktiv. Adrian hat in der Nähe der Lodge Löwen brüllen gehört und fährt mit uns auf direktem Weg in Richtung Airstrip, wo sich eine Gruppe von Löwen bereits gestern aufgehalten hat. Als wir dort nichts entdecken, fahren wir weiter zum Zaun, der von den Löwen häufig passiert wird.


Wir sind auf der Suche nach frischen Löwenspuren, die uns mehr über den aktuellen Aufenthaltsort der Tiere verraten sollen. Am Zaun sind zahlreiche frische „In and Out“ Spuren zu finden, aber keine gibt endgültigen Aufschluss darüber, ob sich die Löwen noch im Reserve befinden. Plötzlich funkt Wanda Adrian an und berichtet aufgeregt, dass die Löwen soeben am Wasserloch der Lodge getrunken haben! Mit Affenzahn steuert Adrian sein 4×4 Vehikel zurück zur Lodge und tatsächlich liegt dort ein Prachtexemplar von einer Löwin und schaut uns interessiert an. „Sie sieht so aus als könne man auf der Stelle aussteigen, um sie zu streicheln“, meint Corinna, so friedlich liegt das majestätische Tier sozusagen vor unseren Füßen. Sie ist von unserem offenen Gamedrive Fahrzeug lediglich einen Sprung weit entfernt. Niemals zuvor waren wir einem Löwen so nahe ohne schützendes Gitter davor – ein Kribbeln im Bauch verbleibt alle Male! Im Licht des Suchscheinwerfers gelingen mir trotz der schwierigen Lichtverhältnisse ein paar nette Schnappschüsse. Schließlich tut uns die Löwin sogar noch den Gefallen, mit einem ohrenbetäubenden Gebrüll nach ihrer Familie zu rufen. Damit ist die Szenerie perfekt!


Löwen sind nachtaktiv, tagsüber verbringen sie die meiste Zeit dösend und schlafend. Insofern bekommt man nur selten jagende Löwen zu sehen. Männchen können bis zu 250 Kilogramm schwer werden, Weibchen wiegen nur ungefähr gut die Hälfte. Im Gegensatz zu allen anderen Großkatzen leben Löwen in sozialen Verbänden mit einer starken Bindung. Ein Rudel besteht zumeist aus einem geschlechtsreifen männlichen Löwen sowie einer Vielzahl weiblicher Tiere. Jungtiere werden mit Einsetzen der Geschlechtsreife aus dem Rudel vertrieben, zugleich eine Verbeugung gegen Inzucht. Löwen haben keine natürlichen Feinde, dennoch verlieren sie immer wieder ihre Beute zum Beispiel an große Hyänenrudel, wie wir im Verlauf unserer Reise noch hautnah erleben werden. Beutetiere sind sämtliche Antilopen, Giraffen, Büffel und sogar Elefanten, sogar Aas wird nicht verschmäht.
Später vor dem Dinner erhört die komplette Löwenfamilie das Brüllen der Löwin und gibt ein Stelldichein am Wasserloch der Lodge. Wir können dem bunten Treiben bei einem Gläschen Wein folgen – welch unerwarteter Luxus! Das Dinner besteht aus einer Sweet Potatoe-Soup, einem Kudu-Potjie sowie Pancakes mit Orangenfüllung – lecker!!! Wir sind heute an den Tisch der englischen Gruppe eingeladen worden und haben sehr interessante Gespräche insbesondere mit Nick, dem Guide aus Maun. Er gibt uns abends noch echte Insider-Tipps, welche Strecken wir bei unserer Fahrt durch das Okavangodelta wählen sollten.
19. September 2013, Hainaveld Gamereserve – Maun - Außerplanmäßiger Trip nach Maun
Eines vorab: Einen „gebrauchten Tag“ wie den heutigen wollten wir eigentlich auf unserem Botswana-Trip vermeiden. Nach einem kurzen Frühstück ist unser ursprünglicher Plan, gemütlich in die Central Kalahari aufzubrechen. „Was ist das für ein Geräusch“, frage ich Corinna, als wir von der Campsite herunterfahren. Vorne links ist an unserem Toyota ein deutliches Schleifgeräusch auszumachen. Ich schlage den Reifen ein und schnell wird das Problem sichtbar: Eine Gummiummantelung, die die Achse vor Schmutz schützen soll ist eingerissen. Durch den sich in der Achse sammelnden Dreck werden die Schleifgeräusche verursacht. Wir fahren zur Lodge und Adrian sagt, wir sollen zunächst einmal zur „Werkstatt“ der Lodge fahren. Dort versuchen Adrian und ein Angestellter das Problem mit Bordmitteln zu beheben. Der Gummischutz wird an der defekten Stelle kurzerhand abgeschnitten, die Achse anschließend mit Druckluft und Schmiere gereinigt.
Da Adrian sich nicht sicher ist, ob wir mit diesem notdürftig geflickten Fahrzeug in die Kalahari fahren können, entscheiden wir ohne zu zögern, unsere Pläne zu ändern und sofort nach Maun zum nächsten Toyota Händler zu fahren. „So ein Mist, 300 Extra-Kilometer und Sunday Pan ade“, fluche ich. Einer der besten Campsites in der Kalahari, den wir für den ersten Tag in der Central Kalahari gebucht haben, ist somit Geschichte! Wir versuchen zwar noch bei Bigfoot, dem Betreiber des Campsites, einen Wechsel kurzfristig zu arrangieren, erhalten jedoch kurze Zeit später eine Mail, dass im Sunday Pan an einem der nächsten Tag kein Platz verfügbar sei! Also machen uns auf den unvorhergesehenen Weg nach Maun, eine öde Angelegenheit!


Lediglich einige Große Singhabichte beäugen uns von ihren exponierten Aussichtspunkten auf blühenden Akazien. Über zwei Stunde entlang des Veterinary Fence ohne jegliche landschaftliche Abwechslung. Bei Kuke Corner entgehen wir zumindest der Veterinärkontrolle, da wir zuvor parallel zum Veterinärzaun in Richtung Maun abbiegen.
Beim Toyotahändler in Maun angekommen, werden wir sogleich auf die Rampe beordert und einige Mechaniker machen sich an die Arbeit. Es entsteht eine Diskussion bezüglich der Übernahme der Kosten. Eine Lady des Officepersonals eröffnet uns nach dem ersten Check des Fahrzeugs auf der Rampe, dass dieser Schaden nicht im Rahmen der Toyota-Garantieleistung abgewickelt werden kann. OK, das hatten wir uns schon gedacht, wenn es denn nur schnell geht! Schließlich haben uns die Bushlore Leute in Johannesburg gesagt, dass wir in der Regel die Rechnung bei einer etwaigen Reparatur zunächst übernehmen müssen und eine Erstattung dann später in Johannesburg erfolgt.
Es stellt sich heraus, dass die gesamte Antriebswelle ausgetaucht werden muss, da etwas gebrochen zu sein scheint. Die ganze Angelegenheit ist innerhalb einer Stunde erledigt, wir zahlen die Reparaturkosten in Höhe von 3.000 Pula und fahren hinein nach Maun.


Ein zweites Problem taucht im Laufe des Tages auf: Die Papiere unseres Autos sind unauffindbar! Wir telefonieren mit Wanda in der Haina Lodge, da sie die Unterlagen mit ins Office genommen hat, als sie Bushlore für uns kontaktiert hat. Sie kann die Papiere zunächst nicht finden, später tauchen sie dann aber tatsächlich auf – Adrian hat sie in einem anderen Büro abgelegt. Sie bieten uns an, die Papiere per Flugzeug nach Maun zu schicken und dort in einem Büro für uns zu hinterlegen. Zufällig startet heute ein Flugzeug vom „Bush-Airport“ der Haina Lodge nach Maun – wir haben also Glück im Unglück. Später holen wir dann die Papiere in dem vereinbarten Büro ab.
Als Unterkunft haben wir uns die Okavango-Riverlodge ausgesucht, 12 Kilometer außerhalb Mauns gelegen. Die Campsites liegen sehr idyllisch am Fluss und so bleibt uns der vielfach zitierte Lärm in den Lodges vor Maun erspart.

Malerisch geht die Sonne über dem Thamalakane River unter. Im Fluss tummeln sich zahlreiche Krokodile, was die einheimischen Kinder nicht daran hindert, hier zu baden.
Abends nehmen wir unser Dinner in der Bar der Lodge ein, das T-Bone Steak ist nicht gerade eine Offenbarung, Corinnas Pasta hingegen ganz ok! Wir kommen ins Gespräch mit einer Australierin, die fünf Wochen als Volunteer in Khumaga gearbeitet hat – dort werden wir auch noch Station machen. Sie macht uns schon einmal Geschmack auf das reiche Wildlife in der Gegend rund um den Boteti River.

20. September 2013, Maun – Central Kalahari Game Reserve, Kori Pan - "Cry of the Kalahari" - Auf den Spuren von Delia & Marc Owens
Wie üblich werden wir geweckt vom Konzert der Vögel. Von früh bis spät ist im ganzen südlichen Afrika der Ruf der Capturteltauben omnipräsent, aufgrund ihres Gurrens auch „Work Harder Bird“ genannt. Aber auch viele ungewöhnliche Vogelstimmen sind zu vernehmen – der Thamalakane River ist ein Eldorado für „Birder“. Nach einem schnellen Frühstück fahren wir auf den gleichen Weg zurück bis nach Kuke Corner. Da wir aus Richtung Maun kommen, müssen wir an der Veterinärkontrollstation mit der Inspektion unseres Kühlschranks rechnen. „Rotes Fleisch“ darf nicht den Veterinary Fence passieren. Einen Kilometer vor der Station verstecken wir unsere Rinderfiletpakete in einer unserer Taschen.

Am Vet-Fence werden Schuhe und Reifen des Autos desinfiziert. Wir müssen uns in ein Registerbuch eintragen und verneinen brav die Frage, ob wir rotes Fleisch mit uns führen – dann dürfen wir passieren. Einen Kilometer hinter der Kontrollstation packen wir unser Fleisch zurück in den Kühlschrank! Von Kuke Corner sind es noch 20 Kilometer bis zum Matswere Gate, dem Eingang zur Central Kalahari. Wir zeigen dem freundlichen Beamten unsere Permits und tragen uns erneut in ein Register ein. Nochmals wird uns durch einen Bigfoot-Mitarbeiter, der direkt am Gate arbeitet, erklärt, dass Sunday Pan ausgebucht sei und wir nicht wechseln können. Einen Versuch war es wert!

Die Central Kalahari gehört zu den größten zusammenhängende Sandfläche der Welt, ist jedoch streng genommen keine klassische Wüste wie zum Beispiel es die Sahara ist. In der Kalahari sind unterschiedliche Vegetationszonen anzutreffen, in erster Linie ist sie eine Trockensavanne, die viele Pfannenlandschaften, ausgedehnte Grasebenen, fossile Flussläufe und sogar kleine Wälder aufweist. Die Kalahari zeichnet sich vor allem durch grenzenlose Einsamkeit aus, in der allerdings eine erstaunliche Artenvielfalt an Tieren zu entdecken ist. Das Central Kalahari Game Reserve (CKGR) ist das zweitgrößte Schutzgebiet der Welt.
Die 38 Kilometer bis zum legendären Deception Valley (=Tal der Täuschungen) sind für unseren 4×4 kein Problem. Unterwegs sieht man überall an den trockenen Sträuchern und Bäumen, wie sich zartes Grün nach und nach durchsetzt. Es hat seit Monaten hier nicht geregnet und der Boden ist ringsum staubtrocken! Die Kalahari-Pflanzen sind ebenso perfekt an diese unwirtlichen Bedingungen angepasst, wie die zahlreichen Tierarten, die ihren Lebensraum hier haben. Zur Regenzeit verwandelt sich das karge Tal in ein riesiges Grasmeer.
Schließlich überqueren wir den Rand des fossilen Flusslaufes von Deception Valley und werden direkt von einer Oryx-Antilope, die unter Akazien Schutz vor der Gluthitze sucht, begrüßt. Mit großer Begeisterung haben wir das Buch des amerikanischen Ehepaars Delia und Mark Owens, „Cry of the Kalahari“ gelesen. Sie haben im Deception Valley von 1974 – 1981 unter primitivsten Bedingungen die Lebensweise der Braunen Hyänen und der Kalahari-Löwen erforscht.
Bei der Durchfahrt entdecken wir viele Tiere, unter anderem niedliche Steinböckchen mit ihren großen dunklen Kulleraugen sowie possierliche Borstenhörnchen.
Die Central Kalahari gehört zu den größten zusammenhängende Sandfläche der Welt, ist jedoch streng genommen keine klassische Wüste wie zum Beispiel es die Sahara ist. In der Kalahari sind unterschiedliche Vegetationszonen anzutreffen, in erster Linie ist sie eine Trockensavanne, die viele Pfannenlandschaften, ausgedehnte Grasebenen, fossile Flussläufe und sogar kleine Wälder aufweist. Die Kalahari zeichnet sich vor allem durch grenzenlose Einsamkeit aus, in der allerdings eine erstaunliche Artenvielfalt an Tieren zu entdecken ist. Das Central Kalahari Game Reserve (CKGR) ist das zweitgrößte Schutzgebiet der Welt. Die 38 Kilometer bis zum legendären Deception Valley (=Tal der Täuschungen) sind für unseren 4×4 kein Problem. Unterwegs sieht man überall an den trockenen Sträuchern und Bäumen, wie sich zartes Grün nach und nach durchsetzt. Es hat seit Monaten hier nicht geregnet und der Boden ist ringsum staubtrocken! Die Kalahari-Pflanzen sind ebenso perfekt an diese unwirtlichen Bedingungen angepasst, wie die zahlreichen Tierarten, die ihren Lebensraum hier haben. Zur Regenzeit verwandelt sich das karge Tal in ein riesiges Grasmeer.



Schließlich überqueren wir den Rand des fossilen Flusslaufes von Deception Valley und werden direkt von einer Oryx-Antilope, die unter Akazien Schutz vor der Gluthitze sucht, begrüßt. Mit großer Begeisterung haben wir das Buch des amerikanischen Ehepaars Delia und Mark Owens, „Cry of the Kalahari“ gelesen. Sie haben im Deception Valley von 1974 – 1981 unter primitivsten Bedingungen die Lebensweise der Braunen Hyänen und der Kalahari-Löwen erforscht. Bei der Durchfahrt entdecken wir viele Tiere, unter anderem niedliche Steinböckchen mit ihren großen dunklen Kulleraugen sowie possierliche Borstenhörnchen.
Unser Ziel ist heute aber zunächst die Sunday Pan, bei der wir ja aufgrund unserer Autopanne leider nicht übernachten können. So wollen wir doch wenigstens tagsüber hier einige Zeit verbringen. Die Campsites der Sunday Pan sind besonders beliebt, da sie in der Nähe eines Wasserloches liegen und die Chance, Löwen, Leoparden oder Geparden in den frühen Morgenstunden oder am Abend zu Gesicht zu bekommen, besonders groß ist. Zur Mittagszeit treffen wir am Wasserloch eine Gruppe von Oryx-Antilopen sowie einige Springböcke an. Wie alle anderen Wasserstellen der Kalahari handelt es sich um ein künstlich angelegtes Wasserloch, das durch eine solarbetriebene Pumpe mit Wasser bestückt wird. Wir richten uns am Wasserloch häuslich ein und bereiten erst einmal einen Salat zu.
Ein kleines selbst konstruiertes „Wasserloch“, aus einem abgeschnittenen und eingebuddelten Wasserkanister bestehend, soll uns Vögel vor die Kamera locken. Tatsächlich bevölkern nach einer Weile unzählige Vögel unsere kleine Tränke, zumal es hier leckeres Süßwasser gibt, während das Wasserloch lediglich vom salzigen Kalahari-Grundwasser gespeist wird. Unter anderem interessieren sich zahlreiche Kalahari-Spatzen, aber auch farbenfrohe Rotbauchwürger für die unverhoffte Wasserquelle. Später sichten wir auch noch eine Weißflügeltrappe und eine immer wieder schön anzuschauende farbenprächtige Gabelracke.
Unser Ziel ist heute aber zunächst die Sunday Pan, bei der wir ja aufgrund unserer Autopanne leider nicht übernachten können. So wollen wir doch wenigstens tagsüber hier einige Zeit verbringen. Die Campsites der Sunday Pan sind besonders beliebt, da sie in der Nähe eines Wasserloches liegen und die Chance, Löwen, Leoparden oder Geparden in den frühen Morgenstunden oder am Abend zu Gesicht zu bekommen, besonders groß ist. Zur Mittagszeit treffen wir am Wasserloch eine Gruppe von Oryx-Antilopen sowie einige Springböcke an. Wie alle anderen Wasserstellen der Kalahari handelt es sich um ein künstlich angelegtes Wasserloch, das durch eine solarbetriebene Pumpe mit Wasser bestückt wird. Wir richten uns am Wasserloch häuslich ein und bereiten erst einmal einen Salat zu. Ein kleines selbst konstruiertes „Wasserloch“, aus einem abgeschnittenen und eingebuddelten Wasserkanister bestehend, soll uns Vögel vor die Kamera locken.


Tatsächlich bevölkern nach einer Weile unzählige Vögel unsere kleine Tränke, zumal es hier leckeres Süßwasser gibt, während das Wasserloch lediglich vom salzigen Kalahari-Grundwasser gespeist wird. Unter anderem interessieren sich zahlreiche Kalahari-Spatzen, aber auch farbenfrohe Rotbauchwürger für die unverhoffte Wasserquelle. Später sichten wir auch noch eine Weißflügeltrappe und eine immer wieder schön anzuschauende farbenprächtige Gabelracke.


Gegen Nachmittag brechen wir auf zu unserer gebuchten Campsite, Kori Pan 4. Kori Pan ist einer der staatlich betriebenen Camps. Das Plätzchen liegt sehr idyllisch und leicht erhöht, mit Blick auf das weitläufige Deception Valley.
Wie auf den meisten Campsites im CKGR gibt es hier ein Plumpsklo aus Stein sowie einen befüllbaren Eimer mit einem Duschkopf. Wenn einem bewusst wird, welch kostbares Gut Wasser an diesem Ort ist, kommt man ohne Weiteres mit maximal fünf Litern Wasser während des Duschens inklusive Haarewaschen aus!




Abends am Lagerfeuer grillen wir Rinderfilets, dazu gibt es Kartoffeln mit Kräuterquark. Es ist stockdunkel, da der Mond durch Wolken bedeckt ist. Natürlich wissen wir, dass Raubkatzen Feuer meiden und eigentlich auch den Geruch von Menschen nicht mögen. Dennoch befällt uns ein leicht mulmiges Gefühl, da wir zahlreiche Raubtiere um uns herum wissen. Regelmäßig scannen wir den Busch nach funkelnden Augen ab, in unmittelbarer Nähe entdecken wir allerdings heute keine.
21. September 2013, CKGR, Kori Pan – Piper Pan - Ein Löwenrudel nahe der Campsite und ein fast kitschiger Sonnenuntergang
Nach einer stürmischen Nacht brechen wir zum Sonnenaufgang unser Camp ab, um das Deception Valley zu durchfahren. Das Tal ist unheimlich wildreich. Wir treffen vor allem auf Oryx-Antilopen- und Springbock-Herden. Allseits macht der Springbock seinem Namen alle Ehre – und das auf kuriose Art und Weise: Mit herabgeneigten Köpfen und Hinterläufen springen die kleinen Antilopen wie Gummibälle bis zu 3,5 Meter hoch. Bis heute weiß kein Mensch, warum die Tiere die merkwürdigen Sprünge vollziehen, möglicherweise aus reiner Lebensfreude!? Eine andere Theorie besagt, dass die Tiere damit Raubtieren signalisieren wollen, dass sie entdeckt worden sind und somit ein Angriff keine Aussicht auf Erfolg hat.

Der Himmel ist bedeckt und ein Sandsturm fegt über die karge Fläche des Tals. Zahlreiche Honey Badger (Honig-Dachse) graben emsig im Erdreich nach Skorpionen, Spinnen und kleinen Reptilien. Diese kleinen Geschöpfe sind bei vielen Tieren wegen ihrer Aggressivität berüchtigt, da sie auch nicht davor zurückschrecken, büffelgroße Tiere zu attackieren. Sie sind immun gegen Schlangengifte, selbst eine grüne Mamba oder eine Puffotter können ihnen nichts anhaben. Interessant ist die Symbiose mit einem kleinen Specht, dem sogenannten „Honiganzeiger“: Der Honiganzeiger weist dem Honey Badger den Weg durch lautes Rufen zu Bienennestern. Der Dachs bricht die Waben auf, da er sich insbesondere für den süßen Honig interessiert, während der Vogel die Bienenlarven vertilgt.

Riesige Boden- und Laufvögel, wie zum Beispiel Riesentrappen (135 cm), die kuriosen hochbeinigen Sekretärvögel (bis 150 cm) mit ihren roten „Brillen“ und viele Strauße kreuzen unseren Weg. Nur in der Kalahari und in Namibia gibt es noch frei lebende Strauße. Es ist ein lustiges Bild, wie diese riesigen Vögel etwas unbeholfen, aber in einem „Affenzahn“ mit Geschwindigkeiten bis zu 70 km/h über die Ebene rennen.
Auch einige der eher nachtaktiven Schabrackenschakale sehen wir – sie suchen schnell das Weite, als wir ihnen zu nahe kommen. Sie gehören zur Gattung der Wolfsartigen (Canis), obwohl ihr Äußeres eher an einen großen Fuchs erinnert. Schabrackenschakale trauen sich häufig sehr nahe an menschliche Behausungen heran, wo sie auch Nutztiere schlagen und daher gnadenlos Jagd auf sie gemacht wird. Dennoch ist die Art derzeit noch nicht vom Aussterben bedroht. In freier Wildbahn gehören erstaunlicherweise auch Antilopen in der Größenordnung von ausgewachsenen Springböcken zu ihrer bevorzugten Beute.


Äußerst niedlich sind auch die überwiegend paarweise anzutreffenden und monogamen Löffelhunde, die sich aneinander kuscheln, um ein bisschen Schutz vor dem Sandsturm in der Ebene zu finden. Ihren Namen verdanken diese Tiere ihren riesigen Ohren, die dem Aufspüren leisester Geräusche von Termiten in deren Bauten, ihrer bevorzugten Nahrung, dienen.

Die Route durch das Deception Valley hat mit Offroad-Fahren nicht all zu viel zu tun, der Untergrund ist hart und eben. Gleich hinter der Deception Pan, die aus der Entfernung, gleich einer Fata Morgana, wie ein riesiger schwarzer See aussieht, geht die Strecke über in eine Two-Spoor-Sand Piste, ebenfalls aber sehr gut befahrbar, trotz kleinerer Tiefsandpassagen. Wir gelangen zur Abzweigung zur Piper´s Pan und entscheiden spontan, dorthin einen Abstecher zu unternehmen. Die 26 Kilometer lange Piste hat es allerdings in sich. Wir benötigen ca. eine Stunde und werden aufgrund des ruppigen und extrem welligen Untergrundes kräftig durchgeschüttelt. Ähnlich wie Deception Valley gibt es in der weitläufigen Ebene der Piper´s Pan zahlreiche Wildtiere, natürlich auch durch das hier vorhandene permanente künstliche Wasserloch. An der Piper Campsite 2 liegen vielversprechend Gerippe von gerissenen Antilopen – vielleicht kommen wir ja doch noch zu unserem erhofften nächtlichen Erlebnis mit Löwen vor unserem Zelt?

Da wir heute Morgen außer ein paar Rusks nichts gefrühstückt und wahnsinnigen Hunger haben, beschließen wir ein paar Würstchen zu grillen. Es ist durch den nächtlichen Sturm noch immer sehr frisch draußen. Wir bauen unseren 4×4 so auf, dass er uns ein bisschen vor dem Sand schützt. Dennoch wird unser Lunch vom Sand paniert, wir merken es am Knirschen in den Zähnen!
Ein weiterer Game Drive über die Piper Pan steht am späten Nachmittag an. Wir stellen unisono fest, dass uns die Piper Pan von allen Pfannen der CK am besten gefällt. Unzählige Antilopen trotten über die weite Ebene. Die Pfanne strahlt insbesondere in den Abendstunden eine atemberaubende Atmosphäre aus. Längst haben wir beschlossen, unsere Buchung in der Phokoje Pan Buchung sein zu lassen und an diesem phantastischen Ort zu übernachten – eine grandiose Entscheidung, wie sich herausstellen wird. Nochmals fahren wir den Piper´s Loop und beobachten zahlreiche verschiedene Tiere.
Als wir in die Nähe des Wasserlochs gelangen, schlägt mein Puls schlagartig höher. „Ich glaube dort drüben liegt ein Löwe“, flüstere ich zu Corinna herüber. Tatsächlich, dort hat sich mit großer Gelassenheit ein jugendliches Männchen nieder gelassen, das genüsslich in die Steppe hinein gähnt.

Als wir dem Wasserloch näherkommen, entdecken wir fünf weitere „Kumpels“ ungefähr gleichen Alters. Wir bauen uns in der Nähe des Wasserlochs auf, keine 10 Meter entfernt von dem Löwenrudel, und beobachten eine ganze Weile, wie sie in Reih und Glied ihren Durst löschen. Kein anderes Tier ist weit und breit in Sicht, wenn der König der Tiere zum Wasserloch schreitet! Ein erhabenes Gefühl beschleicht uns, diese prächtigen Tiere in freier Wildbahn aus nächster Nähe beobachten zu können und in diesem Moment ganz für uns alleine zu haben.

Es folgt der mit Sicherheit atemberaubendste Sonnenuntergang, den wir je in unserem Leben gesehen haben – es ist die reinste Farbsymphonie in Rot und Blautönen, nahezu kitschig anmutet. Die mannshohen Termitenhügel machen die Pan zu einer bizarren Mondlandschaft.


Zurück in unserem Camp errichten wir in aller Eile unser Lager. Da die Sonne bereits untergegangen ist, müssen wir im Schein des Campfires und unserer Gaslampe aufbauen. Wir kochen in unserem Potjie eine Linsensuppe mit Rindfleisch und viel Gemüse. Der Eintopf schmeckt galaktisch und das liegt definitiv nicht nur an der stimmungsvollen Umgebung. Jetzt, da wir wenige Minuten zuvor Löwen real gesehen haben, erhält das mulmige Bauchgefühl in stockdunkler Nacht am Lagerfeuer einen deutlichen Realbezug und wir leuchten häufiger als gewohnt den Busch nach leuchtenden großen Augenpaaren ab.
„Jetzt fehlt nur noch der Schrei der Kalahari zu unserem Bild, das wir uns in unserer Phantasie vor der Reise ausgemalt haben“, sagt Corinna und meint damit das vom Ehepaar Owens in ihrem Buch beschriebene Heulen der Schakale.

Wir haben in der Kalahari bereits nach zwei Tagen mehr gesehen, als wir es uns zuvor in dieser Jahreszeit erträumt hatten. Sicher liegt es auch daran, dass alle künstlichen Wasserstellen mittlerweile ganzjährig in Betrieb gesetzt worden sind, die Migration der Tiere daduch beeinflusst wird und sie sich hier auch zur Trockenzeit in einem deutlich kleineren Territorium bewegen können.
22. September 2013, CKGR, Piper Pan – Kori Pan, 153 Kilometer, 4:50 h - Kampf auf Leben und Tod: Schabrackenschakal vs. Schwarze Mamba
Zum Sonnenaufgang packen wir lediglich unser Dachzelt zusammen und begeben uns sehr früh auf Pirschfahrt. Highlight unserer Runde ist eine Braune Hyäne, die schnell das Weite sucht, als sie uns erblickt. Diese Tiere sind sehr scheu und schwer zu sehen, da sie nachtaktiv sind. Am Wasserloch haben wir schon wieder großes Glück: Zwei Löwenmännchen, etwas größer und älter als die „sechs Jungs“ von gestern, haben sich zu einer morgendlichen Siesta eingefunden. Sehr schön erkennbar ist bereits der Ansatz einer schwarzen Mähne, die für Kalahari-Löwen typisch ist. Zahlreiche Oryx-Antilopen und Gnus stehen wie die Orgelpfeifen aufgereiht um das Löwenrudel herum. Erstaunlich, dass sich viele Wildtiere so nahe an die Gefahrenquelle heranwagen. Wahrscheinlich wissen sie ganz genau, dass die Löwen heute Morgen nicht in Jagdlaune sind. Keiner wagt es allerdings unmittelbar an das Wasserloch heranzutreten, lediglich die kleinsten aller umstehenden Tiere, zwei tapfere Warzenschweine, nehmen allen Mut zusammen, und gehen das Wagnis ein.


Einige Geier warten am Wasserloch geduldig auf ihre Chance und ein mögliches morgendliches Festmahl. Doch machen die Löwen ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung, denken nach wie vor nicht daran auf Jagd zu gehen, sondern räkeln sich anstattdessen lieber träge in der Morgensonne unter einem Dornenbusch.
Zurück im Camp gibt es ein ausgiebiges Frühstück mit Eiern und Speck. Unsere Tagesetappe führt uns zurück zum Deception Valley, dieses Mal allerdings via Tau Pan und die sogenannte „Cutline“. Nachdem wir auf der ruppigen „Wellblech-Sandpiste“ auf den ersten 20 Kilometern eine Stunde lang erneut kräftig durchgeschüttelt worden sind, wird es nach der Abzweigung nach Phokoje wieder deutlich angenehmer. Die Landschaft entlang der Piste ist zwar relativ monoton, aber zumindest sehr gut befahrbar.
Ein spektakuläres Erlebnis wartet auf uns in der Phokoje Pan. Schon aus der Entfernung beobachten wir einen Schabrackenschakal, der direkt auf unser Auto zugerannt kommt. Vor unseren Augen entdeckt er in einem Gebüsch eine gut zwei Meter lange, armdicke Schwarze Mamba, eine der gefährlichsten Schlangen in ganz südlichen Afrika. Ihr Biss führt beim Menschen unbehandelt innerhalb kürzester Zeit zum Tod. Ein Festmahl bahnt sich an! Sofort entfacht ein Kampf auf Leben und Tod. Der Schakal versucht seine scharfen Zähne hinter den Kopf der Schlange zu rammen, während die Mamba ihrerseits sich immer wieder aufbäumt, um zum tödlichen Biss anzusetzen.


Geschickt weicht der Schakal den Angriffen der Schlange aus, und schließlich ist der ungleiche Kampf vorüber. Die Gegenwehr der Mamba erlahmt und der Schakal beginnt genüsslich, seine Beute im Ganzen zu verspeisen.
Der Loop der Tau Pan gibt dann eigentlich nicht sonderlich viel her, lediglich einige verstreute Antilopen bekommen wir zu Gesicht.



In der Tau Pan befindet sich eine superteure Luxuslodge, erhöht auf einer Düne gelegen. Alle Gäste werden in die Lodge eingeflogen, um ihnen die „Strapazen“ der Anreise zu ersparen. Nach unserer Runde fahren wir direkt weiter in Richtung Deception Valley. Unterwegs auf der „Cutline“ haben wir noch eine unerwartete Begegnung mit zwei jungen Giraffen, die sich am frischen Grün der Akazien gütlich tun.
Wir richten uns wieder im Camp Kori 4 ein, bauen aber noch nicht unser Zelt auf, da wir abends noch einmal ins Deception Valley hineinfahren wollen. Wieder graben wir unsere kleine künstliche Wasserstelle ein und nach einer Weile stürzen sich auch schon zahlreiche Vögel auf das kühle Nass. Sie werden schnell vertrieben von zwei Hörnchen, die Anspruch auf das Wasser erheben.
Am Abend begeben wir uns auf die Spuren von Delia und Mark Owens und finden anhand der Skizze in ihrem Buch das ehemalige Camp unter einer Akaziengruppe.
Das Hinweisschild, das hier einmal aufgestellt war, wird regelmäßig von Souvenirjägern entwendet und daher wahrscheinlich gar nicht mehr erneuert. Wir entdecken lediglich den Pfeiler, an dem es offenbar einmal befestigt gewesen ist. Der Airstrip, der von den Owens angelegt worden ist, scheint mittlerweile ziemlich überwuchert zu sein.
Wir entfachen unser Campfire und kochen heute mal vegetarisch. Corinna kann Rinderfilet in den unterschiedlichsten Variationen fast schon nicht mehr sehen!
Es gibt Spaghetti und einer Tomatensoße mit Oliven, Kapern und Zwiebeln und einem Schuss Piri Piri. Beim zu Bett gehen erschrecke ich Corinna fast zu Tode: „Vorsicht, ein Skorpion“, schreie ich. Ihr Fuß kommt nur Zentimeter vor dem nachtaktiven Räuber zum Stehen. Skorpione greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Ihr Stich ist zwar nicht lebensbedrohlich, aber sehr schmerzhaft. Uff, das hätte ins Auge gehen können!
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